STEVE WILSON, Jahrgang 1950, ist ein britischer Singer-Song-Writer, Folk-Sänger und Gitarrist. 1971 gab er einer britischen Musik-Zeitschrift ein Interview, in dem er sinngemäß darüber spekulierte, ob nicht Berühmtheit und Reichtum die (Musik-)Kunst verdirbt. Daraufhin schrieb ihm Beatle JOHN LENNON einen Brief, in dem er Steve widersprach und meinte, er soll wahrhaftig in seiner Musik und sich selbst treu bleiben, dann wäre sein Weg ehrlich und richtig. Dieser Brief von John Lennon (im Original auch mit-unterschrieben von Yoko Ono) erreichte Steve Wilson nie. Über viele Umwege „bekam“ er ihn im August 2010. Diese Geschichte bildet den Ausgangspunkt und die Grundlage für einen neuen AL PACINO-Spielfilm, der hierzulande (einmal mehr: bedauerlicherweise) nicht die Kinos erreichte, sondern gleich fürs das Heim-Kino anvisiert wurde. Der Film ist d i e aktuelle Empfehlung:
„MR. COLLINS‘ ZWEITER FRÜHLING“ von Dan Fogelman (B + R; USA 2014; K: Steve Yedlin; M: Ryan Adams; Theodore Shapiro; 106 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 25.08.2016).
Im Original heißt der Film „Danny Collins“, die erste Titel-Idee lautete „Imagine“ (nach dem John Lennon-Song). Danny Collins (AL PACINO) ist seit Jahrzehnten ein umjubelter, gefeierter Rock ’n‘ Roller. Auf der Bühne wie im Leben: stets das volle Programm. Sex, Drugs & Soft-Rock. Und dieses ausschweifende Leben wäre auch so weiterverlaufen, hätte nicht sein Manager Frank (CHRISTOPHER PLUMMER) anlässlich seines 64. Geburtstages ein „spezielles“, online erworbenes Geschenk: Ein Brief von John Lennon an ihn. Den dieser ihm vor rund vier Jahrzehnten geschrieben, der ihn aber nie erreicht hat. Und in dem Lennon Danny ein paar Ratschläge für das weitere Musiker- & Sänger-Dasein gab. Sowie seine private Telefonnummer beifügte zwecks Kontaktaufnahme.
Danny ist wie elektrisiert. Was wäre damals passiert, hätte er diesen Brief bekommen? Wäre sein Leben, seine Karriere, möglicherweise anders verlaufen? Von jetzt auf gleich beschließt dieser Danny Collins sein Leben zu ändern. Sagt vereinbarte Bühnen-Auftritte ab. Will Verlorenes „reparieren“. Düst gen New Jersey, wo sein Sohn lebt, den er noch nie in seinem Leben gesehen hat. Bisher gab es keine Kontakt-Aufnahme. Und dies soll nach Ansicht des wütenden Sohns Tom (BOBBY CANNAVALE) auch weiterhin und dauerhaft so bleiben. Während dessen Ehefrau Samantha (JENNIFER GARNER) dies ein bisschen „humaner“ sieht. Schließlich gibt es da noch die 7jährige Tochter Hope (GISELLE EISENBERG), die nun ihren Großvater kennenlernen könnte. Ein emotionales Kuddelmuddel, bei dem Danny Collins „dran“ bleibt. Darauf besteht, fortan ein anderes Leben als weiterhin das „eines Hofnarren am Mikrofon“ zu führen. Doch wer nun Kitsch, neue Familienplanung & Heul-Gefühle erwartet, liegt völlig falsch. Schließlich steckt in dem lebens-versauten Danny Collins auch ein Dämon, der nur darauf wartet, mal wieder grinsend zum zerstörerischen Vorschein kommen zu dürfen.
Was für eine furiose Al PACINO-Performance! Die – neben Robert De Niro – Ikone der Schauspielkunst spielt diesen Erlösungs-Trip eines „Ich hab‘ genug“-Typen mit einer faszinierenden Innbrunst. Überzeugend: Mit jeder Pore seines Körpers, mit viel augenzwinkernder großartiger Ironie. (Deutsche Stimme: Frank Glaubrecht). Ansprechend. Darstellerisch atemberaubend. Als „eine Mischung aus Neil Diamond und Rod Stewart“ bezeichnet der Autoren-Regisseur Dan Fogelman im Bonus-Interview seinen Danny Collins. Während dessen Lebens- Soundtrack von John Lennon-Liedern bestimmt wird. Stimmungs-passend. „Oscar“-Preisträger Al Pacino läuft als Danny „Der sein Leben umkrempelt“ Collins wieder zu körpersprachlicher Hochform auf. Es ist ein riesiges Reiz-Vergnügen, ihm zu folgen.
Ebenfalls eine Charme-Wucht: ANNETE BENING als „dagegenhaltende“ Hotel-Managerin. Die sich vom drauflos flirtenden Danny-Star nicht die Butter vom Gefühls-Brot nehmen lässt. Eine ebenfalls großartig überzeugende Mitwirkende. Während ein feines Stichwortgeber-Ensemble diese Al Pacino-Show pikobello begleitet (die kleine Giselle Eisenberg als über-motorische Tochter Hope ist sagenhaft). Und dem verschmitzten Oldie Christopher Plummer wieder einmal zu begegnen, bedeutet auch, einem weiteren Trumpf-As-Film-Vergnügen lächelnd beizuwohnen.
Du kannst an jedem Tag, in jedem Moment deines Lebens dein Leben ändern. Verändern. Korrigieren. Umstellen. Es „besser“ machen. Gestalten. Du brauchst es einfach nur zu tun. Für eine „Umstellung“, gar für einen Neu-Anfang, ist es nie zu spät. Lautet die komödiantische Weisheit dieses schönen Films, der dort Schnitte macht, wo sie angebracht sind, erst keine Peinlichkeiten aufkommen lässt, Kitsch vermeidet. Lieber doppelbödigen Spaß vermittelt. Al Pacino bekam in diesem Jahr für diesen Glanz-Auftritt eine „Golden Globe“-Nominierung. In der Unterhaltungs-Tat: ER ist unwiderstehlich. Adelt diesen köstlichen Regie-Erstling des Drehbuch-Autoren DAN FOGELMAN.
„Mr. Collins‘ zweiter Frühling“ ist SEHR GUTE Unterhaltung!!!! (= 4 PÖNIs).
Anbieter: „Koch Media“