IM ZWIELICHT

IM ZWIELICHT“ von Robert Benton (Co-B+R; USA 1998; 94 Minuten; Start D: 06.08.1998) Wenn wir heute ins Kino gehen, dann treffen wir einmal nicht auf großen Lärm, vielen Krach oder starke Muskeln und ebensolche Helden, die hier gleich die ganze Erde vor der Zerstörung bewahren wollen. Nein, wir haben es heute auch nicht mit jenen Film-Dinos zu tun, die im Videoclip-Stil alle 10 Sekunden mit der Kamera herum wackeln oder die am Computer extra ausgiebig lange herum getrickst haben. Nein, heute ist einmal wieder ganz altmodisches Kino angezeigt. Noch mit richtigen und ganz hervorragenden Schauspielern; und mit einer ruhigen, aber nicht minder dramatischen Geschichte; und mit viel spannender Atmosphäre und ebensolchem Gefühl.
Der Hauptakteur in dieser Geschichte heißt HARRY ROSS, und erfahrene Filmhasen wissen ganz genau: Wer “so“ in einem Film heißt, ist meistens ein Schnüffler

Da ist also Harry. Harry war Polizist und einige Zeit danach auch Privatdetektiv. Harry ist nun alt und hat sämtliche Tragödien des Lebens hinter sich: Seine Familie verließ ihn vor langer Zeit, er fing dauerhaft an zu trinken. Jetzt lebt dieser desillusionierte Typ bei einem befreundeten Ehepaar in Los Angeles im Souterrain ihrer Villa und verrichtet für Kost und Logis Handlanger- bzw. Kurierdienste.

Eines Tages hat Hausherr Jack, ein krebskranker ehemaliger Hollywoodstar, einen neuen Auftrag für Harry: Dieser soll einen gut gefüllten Briefumschlag an eine gewisse Gloria Lamar überbringen. Nichts weiter. Doch als Harry in deren Wohnung auftaucht, erwartet ihn nicht nur ein Kugelhagel, sondern auch ein toter Ex-Kollege. Also von wegen “leichter Auftrag“ und von wegen geruhsamer Lebensabend und ein Schäferstündchen ab und an mit der attraktiven Ehefrau seinen fürsorglichen Auftraggebers Jetzt muss der gute alte Harry wohl oder übel nochmal in diesen Ring aus Erpressung, Aggression und Intrigen.

“Im Zwielicht“ heißt dieser feine neue amerikanische Film. Co-Autor und Regisseur ist der 66-jährige ROBERT BENTON. Der fiel einst als Drehbuchautor von “Bonnie & Clyde“ auf und schuf dann selbst exzellente Filme wie “Die Katze kennt den Mörder“, “Kramer gegen Kramer“ mit Dustin Hoffman und neulich “Nobody‘s Fool“. In d e m spielte übrigens PAUL NEWMAN die Hauptrolle, und auch hier ist der heute 73-jährige “Oscar“-Preisträger wieder mit von der faszinierenden Partie. Als Harry Ross tritt Newman ganz uneitel in die Fußstapfen eines Humphrey Bogart und einer Raymond-Chandler-Schnüfflerfigur: Der milde, aber immer noch clevere Moralist in einer unmoralischen Umwelt. Und: Um ihn herum gruppieren sich “Oscar“- und TV-Stars wie Susan Sarandon, Gene Hackman und James Garner und geben ihm Prima-Stichworte. “Im Zwielicht“ von Robert Benton ist noch einmal ein exzellentes Film Noir Krimi-Stück, bei dem Paul Newman seine Philosophie von Film und Kino denn auch bestätigt sah, wie er in einem Interview kundtat (= 4 PÖNIs).

 

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