IM WEIßEN RÖSSL – WEHE, DU SINGST

IM WEISSEN RÖSSL – WEHE, DU SINGST!“ von Christian Theede (D/Ö 2012; B: Jan Berger; K: Stephan Schuh; 90 Minuten; Start D: 07.11.2013); als SINGSPIEL bezeichnet man das Original, das erstmals am 8. November 1930 im „Großen Schauspielhaus Berlin“ uraufgeführt wurde. Und auch durch Zig-Verfilmungen bekannt ist; die populärste entstand 1960 und war mit Peter Alexander, Waltraut Haas und Gunther Philipp lustig besetzt. Und Peter Alexander hängt dann auch hier im Bildrahmen an der Wand. Bei dieser Neuverfilmung anno 2012. Wo im Salzkammergut natürlich nur die Sonne scheint, während es in Berlin trist regnet. Und entsprechende Stimmung herrscht. Jedenfalls bei Ottilie (DIANA AMFT), einer Büro-Mieze, die eine Essenseinladung durch ihren Freund missversteht: Anstatt Hochzeitsantrag tippt der per SMS am Tisch locker ein: „Es ist vorbei“. Um nach ihrer Betroffenheit mündlich zu ergänzen: „Heutzutage heiraten doch nur Schwule“. Und weg ist er.

Nach dieser Abfuhr saust die Gesamtlaune tief in den Seelenkeller. Ausgerechnet jetzt taucht ihr Papa auf. Unter dem Arm eine Urne mit der Asche ihrer Mutter. Wilhelm (ARMIN ROHDE) hatte ihr nämlich versprochen, ihre letzte Ruhestätte in ihrer Lieblingsregion am Wolfgangsee zu bekommen. Und Ottilie soll mit. Sie zickt erst ein wenig, fährt dann doch mit. Und siehe da, an Helmut Kohls liebster Ferienstätte hat sich seit gefühlten tausend Operettenjahren nix verändert. Nur schönes Wetter und die alten ewigen Gefühlsprobleme. Oberkellner Leopold (FRITZ KARL) giert nach Chefin Josepha (EDITA MALOVCIC), während die Berliner Großstadtpflanze („Das ist ja hier wie im Musikantenstadl“) von einem „korrekten“ Herrn Dr. Siedler (TOBIAS LICHT) sogleich ziemlich schwülstig, aber voll ernst gemeint angeschmachtet wird. Bevor nun die „richtigen Pärchen“ endlich zusammenfinden, wird geraunzt, gesungen, was die Kehle nur so hergibt, andauernd herumgehüpft und überhaupt – ein hipper Gigolo namens Sigismund „Siggi“ Sülzheimer (GREGOR BLOÉB) rockt dann auch noch voll machohaft mit und ab, bevor alle gemeinsam anstimmen: „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“. Oder „Im Weißen Rössl auf Wolfgangsee – da steht das Glück vor der Tür“. Ach herrjeh oder: Was offensichtlich mal wieder „zu beweisen“ war. Aber offensiv. Mit viel Ironie-Dampf.

Quatsch as Quatsch can. Diese neuerliche Adaption eines von Klischees nur so triefendem Uralt-Plots signalisiert von Anfang an: Blödsinn. Wir machen Blödsinn. Mit voller Absicht. Und DU, verehrter Zuseher, sollst Dich dabei gut amüsieren. Und was soll ich sagen: Es funktioniert. Die meiste Zeit jedenfalls. Mit vielem Außer Takt-Jux und ulkig überspitzter Rap-Penetranz. Im Elektrosound, mit Swing und Disco-Schwung sowie „atmosphärischem“ Duett-Singen als luftige Sex-Akrobatik. Mit patriotischem Gesülze von der angemachten Wirtin („Oh du mein Österreich“) und vielen peppigen Revue-Pointen. Als Spaß mit Kintopp-Charme. Die geben sich hier alle dermaßen „behämmert“ die Lust-Kanne, dass sogar eine Schuhplattler-WM im Boxring zum Hit wird. Und wirkt. Auch, weil die musikalischen Arrangements u.a. von Assen wie Startrompeter Til Brönner und „Ärzte“-Leader Bela B. flott zubereitet wurden. Was die an der Rampe agierenden Ensemble-Profis luftig-locker anmacht. Meine Güte, draußen ist es Novembergrau- düster, drinnen, im Kino, toben sie auf bunt. Mit prima zwinkerndem Kitsch-Mut und ganz schön scherzhaft (= 3 PÖNIs).

 

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