ICH – EINFACH UNVERBESSERLICH

ICH – EINFACH UNVERBESSERLICH“ von Chris Renaud und Pierre Coffen (USA 2009; 95 Minuten; Start D: 30.09.2010); dies ist eine wahrlich globale Produktion: Der Amerikaner Chris Renaud (war bei den „Ice Age“-Hits mit-dabei) realisiert mit dem Franzosen Pierre Coffen (studierte Filmwissenschaften an der Sorbonne, war u.a. Junior-Animationsspezialist bei Steven Spielberg in den USA und Computeranimations-Experte für das Nationale Zentrum für Pädagogische Dokumentation in Paris)) diese Animationschose, hauptsächlich in den USA wie aber auch in Frankreich. Der spanische Animationsspezialist Sergio Pablo lieferte das Konzept. Die Amerikaner Cinco Paul + Ken Daurio, die auch das Drehbuch des Animationsjuxes „Horton hört ein Hu!“ verfassten (2007), schrieben das Drehbuch.

Chef-Produzent ist der Amerikaner CHRIS MELEDANDRI, der 13 Jahre bei Fox-Animation Hits wie die „Ice Age“-Filme, „Robots“ sowie „Die Simpsons – Der Film“ mitverantwortete, und der 2008 mit „Illumination Entertainment“ eine eigene Firma gründete. Dies ist seine/die 1. Produktion des neuen Unternehmens (für den Vertriebsgiganten „Universal“) und entstand für ein vergleichsweise bescheidenes Budget von 70 Millionen Dollar. Ergebnis: Die Animationsführer PIXAR (zuletzt: „Oben“), Disney + Dreamworks haben einen ernsthaften Konkurrenten. Denn dies hier kann sich gut sehen lassen, übrigens, modern, in 3 D.

Der Originaltitel lautet „Despicable Me“, also etwa „Mein verabscheuungswürdiges Ich“. Und verabscheuungswürdig ist ER in der Tat, dieser dickliche Mr. Gru. Der lebt in einer Art Horrorvilla, zusammen mit seiner ewig nörgelnden Mama, und plant hochkarätige Schurkenstreiche. Doch immer, wenn er gerade etwas ganz besonders Attraktiv-Böses „aktivieren“ möchte, kommt ihm so ein geltungssüchtiger wie pfiffiger Junior-Schurke namens Vector in die Quere. Und klaut ihm zum Beispiel gerade die Cheops-Pyramide vor der Nase weg.

Vector ist ein ebenso erfolgreicher wie schleimiger Streber, dessen gieriger Papa übrigens die „Bank of Evil, die „Bank des Bösen“, leitet, Nachfolger der Pleite-Bank Lehman Brothers. Und genau mit der muss Gru „verhandeln“, denn er braucht Geld, viel Geld, für seinen Ehrgeiz, endlich der Welt-Schurke Nr.1 zu werden. Doch um einen Kredit zu bekommen, muss er wiederum seine Schrumpfkanone zurückerobern, die ihm der umtriebige Vector geklaut hat. Nur mit DER hat er eine Chance…, den Mond zu verkleinern und dann zu entführen. Brillenschlange Vector, mit ekligem Topfhaarschnitt und im ewigen Trainingsanzug von Vorgestern, hat sich in seine uneinnehmbare futuristische Festung zurückgezogen und kann jeden „lächerlichen“ Angriff von draußen höhnisch abwehren.

Jetzt kommen Margo, Edith + Agnes mit ins komische Spiel. 3 liebe kleine aufgeweckte Waisenmädchen, die schon eine Möglichkeit sehen, in Vectors Reich einzudringen. Doch zugleich haben sie beschlossen, dass Mr. Gru unbedingt ihr neuer Daddy sein soll. Adoption…oder? Ausgerechnet ER. Aber was soll er machen? Also macht er gute Mine zum fiesen Spiel, läßt sich darauf ein. Auf Chaos, Rummelplatz und zunehmende Gefühle. Und in seinem Horrortempel, in dem unterirdisch eine ganze Armada von kleinwüchsigen, hyperaktiven gelben MINIONS herumwuseln, die wie Kartoffel-Zwerge aussehen und (sehr) viel (schönen) Dauerblödsinn anstellen, ist nichts mehr so wie vorher.

Während sich der Chef verzweifelt bemüht, seine böse Autorität zu bewahren. Aber was kann er schon ausrichten gegen Herzenswärme, ausufernden Spaß-Unfug und den ewigen Mama-Paranoia-Komplex???
James Bond, „Mission Impossible“, „Muppets“-Anarcho-Charme und ein verrückter Dr. Nefario als „Q“-Tüftler standen Pate für einen mehr und mehr verblüffenden, sympathisch-überkandidelten Schwarzhumor-Spaß. Bei dem sich augenzwinkernd „Politik“, also kapitalistischer Wirtschaftsirrsinn, mit Herz, sprich pfiffigen Gören, mit gnomigen Urig-Typen prima begegnen, mischen.

„Ich – einfach unverbesserlich“ ist aber auch ein prächtiges 3 D-Spektakel, etwa wenn Raketen umherdüsen oder die Achterbahn lauthals poltert. Eine richtig gut platzierte, überzeugende Brillen-Performance. Als groteske, muntere, sehr einfallsreiche Slapstick-Show, nicht vorhersehbar, also reizvoll, immer für eine weitere Gag-Überraschung gut, also kurzweilig und spannend, sowie mit zünftigen „wilden“ Anmach-Charakteren clever ausgestattet. Kleine wie große Kinderaugen kommen auf ihre schmerzfreien Unterhaltungskosten.
Was für eine neuerliche, witzige Trick-Überraschung – das Animationskino zählt derzeit weiterhin zur originellsten, pointierten Performance des modernen Schmunzel-Lach-Films. Fortsetzung folgt (= 4 PÖNIs).

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