HYDE PARK AM HUDSON

HYDE PARK AM HUDSON“ von Roger Michell (GB 2011; B: Richard Nelson; 95 Minuten; Start D: 28.02.2013); der am 5. Juni 1956 in Pretoria/Südafrika als Diplomatensohn geborene Weltenbummler (wuchs in Syrien und der Tschechoslowakei auf) hat sich mit feinen, lustvollen Genre-Produkten wie, natürlich, „Notting Hill“ (1999, mit Julia Roberts und Hugh Grant), dem Psycho-Duell „Spurwechsel“ (mit Ben Affleck + Samuel L. Jackson), dem Beziehungsstreich „Enduring Love – Liebeswahn“ oder zuletzt mit dem nur halbwegs überzeugenden TV-Frühstücksfernseh-Zoff „Morning Glory“ (zwischen Harrison Ford + Diane Keaton) einen guten Unterhalter-Namen gemacht. Mit „Hyde Park on Hudson“ setzt er diese Art von „gepflegtem Unterhaltungskino“ fort, ohne „groß“ zu überzeugen. Obwohl nach „The King’s Speech“ und Madonnas „W.E.“ erneut britische Royals mit im „schrägen“ Blickfangpunkt stehen. Allerdings nur „mit“. Denn in der Hauptsache bildet FRANKLIN D. ROOSEVELT (30.1.1982 – 12.4.1945), der 32. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (Amtszeit von 1933 bis zu seinem Tod), den Motor für dieses launige Polit-Geplänkel mit privatem Touch. Denn dieser ausgebuffte, durch eine Polio-Lähmung behinderte Weiße Haus-Chef hatte auch, wie viele andere Amtsinhaber, eine „heimliche“ Freundin. Was aber erst nach dem Tode von Margaret „Daisy“ Suckley, einer Cousine sechsten Grades des Präsidenten, im Jahr 1991 herauskam, als man unter dem Bett der im Alter von 100 Jahren Verstorbenen eine Kiste mit „dementsprechenden“ Briefen und Tagebüchern fand.

Roger Michells Film erzählt also von einem „Amüsement“ inmitten prekärer politischer Weltgeschichte. In der es auch darum ging, die Beziehungen zwischen Amerika und England „aufzufrischen“. Deshalb machen sich im Juni 1939 „die Royals“ aus Europa, also König George VI. (der jung „Stotterer“) und Gattin Elizabeth (die spätere „Queen Mum“) in die USA auf, um Roosevelt zu bitten, in den von Hitler angezettelten Krieg unterstützend einzutreten. Wozu die gerade von der Wirtschaftskrise „erlösten“ Amis wenig Lust haben. Roosevelt lädt auf sein Anwesen in Rhinebeck bei New York ein, sinnigerweise auch „Hyde Park am Hudson“ genannt. Wo er es sich gerne (und öfters) gut gehen lässt. Inmitten von zahlreichen, vor allem weiblichen Bediensteten. Nun also treffen sich hier – zu einem schelmischen Scharmützel: Der Präsident, Die First Lady, Der König, die Queen, Die Geliebte. Man plustert sich in allerlei „unschicklichen“ Positionen galant auf und mimt „Diplomatie“. Zwischen Tea Time und, hier ganz und gar „politisch“ bedeutungsvoll, HOT DOGS.

Eigentlich sieht man ihn SEHR gern (und leider viel zu wenig) auf der Leinwand: BILL MURRAY, Jahrgang 1950. Er hat einst mit die „Ghostbusters“ bekämpft, ist über „…Und täglich grüßt das Murmeltier“ „klassisch“ geworden, kann als einen weiteren darstellerischen Höhepunkt seine Mitwirkung in „Lost in Translation“ von Sofia Coppola verbuchen, wofür er 2004 eine „Oscar“-Nominierung bekam. Hier aber wirkt der gute Show-Typ – unkomischerweise – bemüht. Man schaut ihm ganz gerne zu, ist aber nie wirklich intensiv rollen-gepackt. „Angesprochen“. Wie überhaupt sich dieser Film fein herausgeputzt und bisweilen neckisch pointiert zeigt und anhört, doch irgendwie unterkühlt bleibt. Wirkt. Gefühlsegal.

„Hyde Park am Hudson“ ist so ein Mittelding von komödiantischem Unterhaltungskino. Manchmal aufblitzend originell, wie zum Beispiel das öffentliche königliche Hot Dog-Premiere-Futtern, viel aber auch beliebig. Erzählerisch nett lächelnd. So etwas in der Art. LAURA LINNEY, unvergessen als Erfüllungsgehilfin von Jim Carrey-Ehefrau in „Die Truman Show“, mimt die schlichte, dann berührte Cousine-Geliebte von Roosevelt. Auch nicht gerade aufregend doll. Wie alles so hier:
„Hyde Park am Hudson“ verpufft irgendwo zwischen Ah ja und Nö (= 2 ½ PÖNIs).

 

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