HOUSE OF GUCCI

PÖNIs: (3/5)

„HOUSE OF GUCCI“ von Ridley Scott (USA 2021; B: Roberto Bentivegna; nach dem Roman von Anja Lazarowicz; K: Dariusz Wolski; M: Harry Gregson-Williams; 158 Minuten; deutscher Kino-Start: 02.12.2021);

Weniger wäre mehr. GIERIG. Titel = „HOUSE OF GUCCI“. Von RIDLEY SCOTT (USA 2021; 158 Minuten). Der Film basiert auf dem Roman „The House of Gucci: A Sensational Story of Murder, Madness, Glamour and Greed“ von Sara Gay Forden/2001, der in der deutschen Übersetzung von Anja Lazarowicz unter dem Titel „GUCCI: Mode, Mord und Business“ veröffentlicht wurde. Das auf Sara Gay Fordens Roman basierende Drehbuch stammt von ROBERTO BENTIVEGNA.

Was ist des Menschen Ziel? Natürlich – viel „zu erreichen“. Zum Beispiel in Sachen: Geld, Macht, Herrschaft. Als gesellschaftliches, familiäres Oberhaupt gilt es, Anerkennung finden. Bestimmen zu können, wie das Leben zu leben ist. Mit mir, mit uns als Ansager. Dieses Daseins. Und „das Volk“ bei – käuflicher – Laune zu halten. „House of Gucci“ startet mit dem Ende: „Es war Montag, der 27. März 1995. Morgens gegen halb neun fegte Giuseppe Onorato das Laub weg, das der Wind vor das Haus geweht hatte in dem er arbeitete. Er war wie an jedem Wochentag um 8 Uhr gekommen und hatte wie immer zuerst die beiden großen Türflügel aus Holz weit geöffnet“. Wir wissen, an diesem Tag wird Maurizio Gucci (ADAM DRIVER) sterben. Er, der 46jährige Chef des Modehauses Gucci, wird gleich, in Mailand, von einem Auftragsmörder erschossen werden. Seine Ex-Gattin Patrizia (LADY GAGA) soll dies in Auftrag gegeben haben. Nach diesem Anfang blickt Regisseur Sir RIDLEY SCOTT (zuletzt: „The Last Duel“) in die Vergangenheit. Wo der Pomp entwickelte wurde. ER, Maurizio Gucci, der Enkel von Guccio Gucci, ist Jura-Student. Ein etwas linkisch wirkender kommender Erbe des Gucci-Modehauses. DEN Patrizia Reggiani (LADY GAGA) „einzufangen“ beschließt. Jedenfalls: Als sie ihm das erste Mal begegnet, steht „der Einkaufsplan“ der aus vergleichsweise „einfachem Hause“ stammenden „Wuchtbrumme“ fest. (Sie ist die attraktive wie schlichte Sekretärin im Hause ihres Adoptivvaters, der als LKW-Transportunternehmer arbeitet). Ihr „Engagement“ funktioniert, Maurizio ist von der schönen Wilden begeistert. Ganz im Gegensatz zu seinem Vater Rodolfo Gucci (JEREMY IRONS), der nicht nur von ihrer „niederen Herkunft“ abgeturnt ist und Maurizio mit Enterbung droht. Währenddessen weitere Gucci-Verwandtschaft auftaucht: Aldo (AL PACINO), der ältere Bruder von Rodolfo und tückischer Pate, und der Aldo-Sohn Paolo (JARED LETO/„Oscar“-Preisträger als „bester Nebendarsteller“ in „Dallas Buyers Club“/2014), dessen simple Posen und Possen hier ziemlich belästigend-nerven. Lächerlich ausschauen. Währenddessen läuten für Maurizio und Patrizia die Hochzeitsglocken. Von nun ab beginnen die zuckrigen Dramen. In denen die Parts verteilt sind – mal energisch, mal possierlich, mal draufgängerisch, mal intrigant. Die Rollenverteilungen sitzen unanständig fest. Vollgefüllt mit Sprüchen und Belehrungen. Mit listigen und profitablen Handhabungen. Mit erfolgreichem modischen Gehabe. Und vielem Geplapper. Und einem Immer-Mehr-Gewinner = Maurizio. Der in dieser Farce, bei diesem aufwändig-ausgereizten Spektakel, der bei diesem Fight der mehr und immer mehr aufbrausenden und immer empörter werdenden, wütenden Patrizia, mal von einer poppigen, mal mit betörender, opernhafter Musikalität begleitet wird. Musik spricht hier vorwurfsvoll mit. Genial. Wie stimmungsvoll.

„House of Gucci“ zieht sich in die Länge; streift als lästerliche Schmonzette herum, verplaudert sich enorm, ist ein Stück Kitsch-Orgie um durchgeknallten Geld-Adel. Mit einem grob maskierten Schmieren-Boy Jared Leto, der grauenvoll- chargierend als Paolo an der Nebenfront grauslich tönt. Auf der auch Al Pacino eher belästigend herumkaspert. Dafür der einzigartige, atmosphärische Gewinn hier: Die fantastische, furiose, stets zupackende, mitreißende LADY GAGA als wahre Chefin, deren Kraft, Ausstrahlung und Bewegungen atmosphärisch alles überstrahlt. 2019 war sie als „Beste Hauptdarstellerin“ in „A Star is Born“ für den „Oscar“ nominiert, hier tritt sie vehement wieder an und hat große Gewinn-Chancen. Dieser Film ist IHR Movie. Was für eine wunderbare Berserkerin! Ach so ja – und ADAM DRIVER? Der sieht ständig toll aus, wirkt liebevoll zurückhaltend, ist oftmals prächtig angezogen und vermag als Mode-Prinz nur begrenzt überzeugend lächeln; er mimt vorschriftsmäßig, die LADY lächelt und plaudert ihn wuchtig glatt an die Wand (= 3 PÖNIs).

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