PÖNIs: (3/5)
„HOT AIR“ von Frank Coraci (USA 2018; B: Will Reichel; K: Frank Prinzi; M: Rupert Gregson-Williams, Andreas Lucas; 99 Minuten; deutscher Kino-Start: 05.09.2019); der ebenso zynische wie schlagfertige Lionel Macomb (STEVE COOGAN) ist rechts, konservativ und bei seinen täglichen Radio-Talk-Live-Auftritten in New York auch gerne provozierend populistisch. Hetzt genüsslich gegen Einwanderer, Farbige, lästert über Minderheiten, und überhaupt – Frauen werden sowieso abserviert. Viel Zuspruch ist ihm im heutigen „First America“ sicher. Lionel lebt von den „Underdogs“ und „Frustrierten“: „Gebt mir euren Zorn!“.
Seine 16-jährige Nichte taucht auf. Natürlich will er sie aus seiner Wohnung und am liebsten auch aus seiner Umgebung achtkantig hinausbefördern. Doch die dunkelhäutige Tess (TAYLOR RUSSELL), die ein Universitäts-Stipendium für Hochbegabte besitzt, lässt sich nicht so leicht hinaus-komplementieren. Zudem, sie kann mithalten. In den Diskussionen mit diesem Selbstgefälligen. Schnösel-Onkel. Dessen Quoten-Gemeinde zudem gerade am Schwinden ist. Irgendwie ist das Pulver mit den ewigen Konfrontationen verschossen. Lionel benötigt frischen Sauerstoff, und ausgerechnet hier kommt ihm Tess ins Gehege. Was durchaus positiv sein könnte.
Die Wandlung eines Nadelstreifen-Arschlochs. Vom Saulus zum Paulus. Mit süß-saurem pastoralem Geschmack. Was hätte dies für eine Geschichte, für ein kritischer Film, für ein Themen-Gigant der Gegenwart werden können. Doch seine Argumente sind viel zu zaghaft und auch zu zögernd. STEVE COOGAN, neulich in „Stan & Ollie“ phänomenal als Stan Laurel, ist in Charisma und Körpersprache eine atmosphärische Wucht. Mit seiner gut-„mithaltenden“, austeilenden jungen Partnerin TAYLOR RUSSELL-„Nichte“ bildet er ein mitunter elektrisierendes Verbal-Team. Während NEVE CAMPBELL als Lionel-Freundin einmal mehr attraktiv ausschaut.
Wie sagt man: Da war schon (viel) mehr drin (= 3 PÖNIs).