PETTING STATT PERSHING

PÖNIs: (2,5/5)

„PETTING STATT PERSHING“ von Petra Lüschow (B + R; D 2018; K: Jutta Pohlmann; M: Moritz Krämer, Philip Reising, Francesco Wilking; 97 Minuten; deutscher Kino-Start: 05.09.2019); das Spielfilm-Debüt der studierten Autoren-Regisseurin Petra Lüschow versetzt uns in die BRD-Provinz von 1983. Während die Proteste auf der Straße von wegen Stationierung von Atomraketen zunehmen, hat die pummelige hochintelligente 17-jährige Ursula (ANNA HORNSTEIN) mit ihren privaten Dämonen zu tun. Sie wird gerne schon mal zünftig gemobbt. Die lieblosen Eltern nörgeln an allem herum und heucheln eklig, zum Beispiel in Sachen Fremd-Gehen, und wollen sie auf die Hauswirtschaftsschule zur „Disziplinierung“ abschieben; der Opa hat offensichtlich eine ziemlich trübe braune Vergangenheit und sendet diesbezügliche „Signale“. Nachdem ihr Schwarm Ralf sie intim enttäuscht, also verscheißert hat, um vor seinen Kumpels anzugeben, richtet sich nicht nur Ursulas Augenmerk auf die neue männliche Attraktion – den Linksalternativen Neu-Lehrer Siegfried, der die Idee von der freien Liebe nicht nur verbreitet, sondern auch praktiziert. Auf einem Bauernhof eine „freie“ Land-WG eingerichtet hat. Und für freiheitliche Spät-68er-Love-Gefühle plädiert. Was sogar Ursulas Mutter noch einmal motiviert. In emotionale „Aufbruchsstimmung“ versetzt. Und immer deutlicher wird: Jeder vögelt hier spaßlos mit jedem. Doch wirklicher Lebens-Spaß sieht im Grunde eigentlich anders aus. Ursula setzt zum selbstbestimmten Überholen an.

Kleiner Streifen über eine BRD-Kleinbürgergemeinde in der 1980er-Mief-&-Muff-Bürger-Zeit, mit viel Provinz-Stau, bei der vieles zur Ansprache kommt – Friedensbewegung, Love and Peace-Atmosphäre, Feminismus, Selbstfindung, „fröhliches“ Mobbing, der Nazi-Opa -, aber nichts wird eigentlich richtig tief angegangen, ausgereizt. Das Interesse an dieser kleinbürgerlichen Piefke-Ordnung zu Beginn der Kohl-Ära, mit allen erotischen Verklemmungen und spießigen Hemmungen, hält die nach ihrer Identität suchende Ursula-Darstellerin Anna Hornstein aufrecht, deren beginnende Radikalität für Neugier sorgt.

Aber insgesamt: Gilt auch für diese – autobiographisch gefärbten – Beobachtungen am vorgestrigen westdeutschen Gesellschafts-Geruch: Sympathie ja, aber film-praktisch erheblich zu klein-geraten für die große Kino-Leinwand (= 2 1/2 PÖNIs).

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