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HOME“ von Ursula Meier (Co-B+R; Schweiz/Fr/Belgien 2008; 97 Minuten; Start D: 25.06.2009); mit ihrem Kinospielfilmdebüt ist der 37jährigen Schweizer Regisseurin, die 2002 mit dem Extremsportlerinnenporträt „Solide Schultern“ beim TV-Kanal ARTE auf sich aufmerksam machte, eine lange Zeit „funktionierende“ Arthouse-Köstlichkeit gelungen. Die Tochter eines Schweizer Vaters und einer französischen Mutter studierte von 1990 bis 1994 in Belgien, am „Institut des Arts de Diffusion“, die Fachrichtung Regie und war bei den Alain-Tanner-Filmen „Fourbin“ (1995) und „Jonas und Lila“ (1999) Regie-Assistentin.

Hier nun blickt sie auf eine skurrile Szenerie: Ein „fertiges“ französisches Autobahnteilstück ohne Autos. Eine leere Asphaltstrecke inmitten einer ruhigen, verlassenen Landschaft. Plötzlich stehen am Rande ein Liegestuhl, ein kleiner künstlicher Swimmingpool, ein Grill, ein Sessel, ein Tischfußballspiel und andere Requisiten eines ungezwungenen Freizeitvergnügens. Direkt hinter der Leitplanke ist dann auch ein kleines Haus zu sehen, in dem sich vor 10 Jahren eine 5köpfige Familie „gemütlich“ eingenistet hat: Marthe (ISABELLE HUPPERT) und Michel (OLIVIIER GOURMET) mit ihren 3 Kindern Julien (so um die 10), der pubertierenden Marion sowie der 18jährigen Judith. Doch eines Tages ist hier Schluß mit Lustig, die Autobahn wird freigegeben. Fortan brettern ständig Autos und LKWs durch die einst friedliche Gegend. Abgase, Lärm und Ferienreisende machen dem lange Jahre beschaulichen Familienleben den Garaus. Aber deshalb gleich aufgeben? Klein-Beigeben? Die Familie denkt überhaupt nicht daran und versucht sich mit allerlei „Aktivitäten“ und Lärmschutzmaßnahmen erst zu schützen und dann abzuschoten. Schließlich mauert man sich ganz ein. Freiwillige Selbst-Isolation.

Was über eine Stunde als originelles Anti-Road-Movie, als tragikomische Zivilisations-Parabel mit schwarzhumorigem Pantominen-„Tati“-Charme und pfiffiger Situationskomik überzeugt, gerät dann leider „außer Seelen-Kontrolle“. Indem Ursula Meier ihre „Helden“ diffamiert. Sie als zunehmend kranke Psychoten vorführt, als nunmehr verstörte, aggressive wie jetzt unbedingt „behandlungsbedürftige“ Außenseiter. Deren Sympathiepunkte beim Zuschauer zunehmend abhanden kommen. Aus listiger Poesie wird Lamentieren, Ausrasten, Krank-Sein. Dennoch spürt man hier lange Zeit der kleinen, feinen, in der bulgarischen Einöde gedrehten Privat-Anarchie gerne nach und gibt sich HALBwegs zufrieden. Von dieser Filmemacherin, die für Drehbuch-Mitgestaltung und Regie den diesjährigen Schweizer Filmpreis „Quartz“ („Bester Film“) zugesprochen bekam, ist einiges zu erwarten; frech-absurde, schön-verrückte wie denk-komische Unterhaltungsansätze zeigen sich hier allemal (= 3 PÖNIs).

 

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