DAS HOCHZEITSVIDEO

„DAS HOCHZEITSVIDEO“ von Sönke Wortmann (D 2011; B: Gernot Gricksch; K: Maher Maleh; 85 Minuten; deutscher Kino-Start: 10.05.2012); ein bisschen mulmig ist einem schon, wenn wieder eine „deutsche Komödie“ annonciert ist. Zuviel bemühter Lachversuchsschrott belästigte in letzter (Schweighöfer-)Zeit. Die Augen-Narben von „Russendisko“, von „Rubbeldiekatz“ und vor allem aber von diesem unsäglichen Scheiß „What A Man“ sind längst noch nicht verheilt. Nun also zur Abwechslung mal wieder SÖNKE WORTMANN. Dem Marler des Jahrgangs 1959. Der mal bei Westfalia Herne und der Spielvereinigung Erkenschwick kickte. In der dritthöchsten NRW-Liga. Sich aber dann entschloss, lieber Kino-Tore „zu schießen“. Mit „Der bewegte Mann“ (1994/6,5 Mio. Besucher), „Das Superweib“ (1996/2,3 Mio), natürlich „Das Wunder von Bern“ (2003/über 3 Mio.) und natürlich „Deutschland. Ein Sommermärchen“, der Dokumentarfilm über die deutsche Fußball-WM von 2006 (über 4 Mio. Kinobesucher), schuf er eine Menge Highlights. Zuletzt realisierte er den Historienstoff „Die Päpstin“ (rd. 2,5 Mio. Interessenten hierzulande). Seine „anderen“, weit weniger guten bzw. völlig erfolglosen Filme habe ich längst (bewusst) vergessen. Dafür hat der „ewige 40 plus-Bursche“ schon zu viel Filmgutes fabriziert. Und VIEL mehr Respekt als Häme verdient.

Was Sönke Wortmann hier veranstaltet, ist – wie wir Berliner freimundig sagen – DUFTE. „Das Hochzeitsvideo“ ist ein dufter Gacker-Streich. Oder von mir aus auch Gaga-Jux. Voll identifizierbar. In seiner wonnigen Familien-Chose. Betrachtung. Komme selbst aus einem gigantischen Familien-„Betrieb“ und vermag vieles nachzuvollziehen. Was hier abläuft. Passiert. Verunfallt. Mehr oder weniger. Zwei wollen heiraten. Die wirkliche große Liebe. Zwischen Pia und Sebastian. In einem noblen Schlosshotel soll alles „zünftig“ vonstatten gehen. Wetter gut, Gäste „je nach dem“ gut drauf. Sprich – IHRE freigeistige Sippschaft (Mutter: eine flippige, ewige 68erin als Revoluzzer-Tusse; Stiefvater: ein stoischer Buddhist) GEGEN seine feine adlige Pinkel-Meute, aber was soll’s. SIE haben SICH, der Rest soll sich damit abfinden oder…

Daniel ist der Hochzeitsfilmer. Aber nicht nur für die Zeremonie, nein, heute im digitalen Giga-Pixel-Zeitalter, soll ja ALLES beobachtet, aufgenommen werden. Also macht sich der gute Kumpel von Sebastian ans filmische Werk. Um der Netz- und Nachwelt von diesem Ereignis danach Mitteilung geben zu können. Interessiert doch ungemein. Zumindest war dies der ursprüngliche Plan. Doch was dann der hartnäckige Jung-Filmer hautnah verfolgt, verselbständigt sich. Irgendwie. Offenbart sich als „Zoff im Paradies“. Das Protokoll einer Liebe „mit amtlichem Abschluss“ wird zur Chaos-Veranstaltung mit Tränen, Suff, Sex (schließlich taucht auch ihr Ex, Porno-Held „Carlos, die Keule“, uneingeladen auf) und vielen Missverständnissen. Rustikaler Wut-Charme breitet sich aus. Eine zweite „Filmemacherin“ mischt sich schließlich auch noch ein. Die volle Kanne „Hochzeit“ driftet voll komisch ab.

Film im Film. Als Video-Film. Wortmann & Co. folgen den Kamera-Augen von Daniel. Der mit seinem forschen Bilder-Einfangen natürlich nicht immer auf „Interesse“ stößt. Gegenliebe. Im Gegenteil. Wenn erst die Hemmungen gefallen sind, wallen bekanntlich Hormone und Persönlichkeitswahnsinn gerne auf. Und der Mensch als Mensch… aber nicht Herbert Grönemeyer tritt hier auf, sondern Pop-Bubi Sasha. Und wird prompt mit „Bully“ Herbig verwechselt. Prima-Pannen, herbe Peinlichkeiten, urige Typen. Unverbraucht „schlimm“. Weil Wortmann keine bekannten deutschen Leinwand-Akteure „benutzt“, sondern amüsante „Gesellen“, zumeist vom Theater. Und DIE geben ihren inneren Affen kräftig wie auch köstlich sauren Zucker (LISA BITTER + MARIAN KINDERMANN lauten die „passenden“ Darsteller-Namen von Pia + ihrem Sebastian).

Sönke Wortmann ist witzig in der Situationskomik, pointiert in den „fiesen“ Dialogen, „nett“ in der klischee-feinen wie robusten Typenschilderung. Der deutsche Spaß-Film „Das Hochzeitsvideo“ ist frech, beweglich, amüsant. Mit sogar mal einem „akzeptablen“ Kirchenfuzzi. Sozusagen pfundige Locker-Unterhaltung als lachhaftes Frühlingskino (= 3 ½ PÖNIs).

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