PÖNIs: (3/5)
„HELDEN DER NACHT“ von James Gray (B + R; USA 2007; K: Joaquín Baca-Asay; M: Wojciech Kilar; 117 Minuten; deutscher Kino-Start: 21.02.2008); Jahrgang ‘69, einem der spannendsten wie unbekanntesten New Yorker Genre-Filmemachern überhaupt. Der in den letzten 13 Jahren lediglich 3 Filme gedreht hat, aber zumindest die ersten beiden haben es wirklich „in sich“ und beinhalteten „Scorsese-Nachfolge-Hoffnungen“: 1995 stellte er seinen Debütfilm „LITTLE ODESSA“ (mit u.a. Edward Furlong, Maximilian Schell, Vanessa Redgrave) bei den Filmfestspielen von Venedig vor und gewann den „Silbernen Löwen“; im Jahr 2000 lief auf den Filmfestspielen von Cannes sein zweiter Film „THE YARDS – Im Hinterhof der Macht“, der wieder so eine düstere Familien-Mafia-Geschichte erzählte (cineastisch à la „Der Pate“ trifft „Rocco und seine Brüder“/mit immerhin u.a. Mark Wahlberg, Joaquin Phoenix, Charlize Theron, James Caan, Ellen Burstyn, Faye Dunaway, Tony Musante), und der es hierzulande sogar nicht mal in die Kinos schaffte, sondern gleich auf Video „verramscht“ wurde. Und auch sein 3. Spielfilm hatte im Vorjahr beim Cannes-Festival Premiere.
Er trägt den Originaltitel „We Own The Night“/“Die Nacht gehört uns“, und das war Ende der 80er Jahre eine Art „Schlachtruf“ der New Yorker Polizei, als sie sich im Kampf gegen die russische Drogen-Mafia befand. Dabei starben zahlreiche Polizisten, und deshalb hingen Transparente mit diesem Aufdruck in den Polizeiwachen. Aber James Gray geht es (wiederum) nicht um die blutigen authentischen Auseinandersetzungen zwischen Recht und Verbrechen, um die historischen Details, sondern (erneut) um ein Familien-Drama, das sich wie eine griechische Antiken-Tragödie ausnimmt: zwei ungleiche Brüder.
Joseph und Robert/Bobby. Joseph ist, genauso wie sein Vater, bei der Polizei, Bobby dagegen hat den Mädchen-Namen seiner Mutter angenommen, Green, weil er nicht mit seiner – bekannten – New Yorker Polizei-Familie in Verbindung gebracht werden will. Bobby leitet für die russische Mafia einen florierenden Nachtclub. Als dieser, samt Boss, der wie ein Ersatz-Vater für ihn ist, ins Visier der Polizei gerät, muss sich Bobby entscheiden. Aber erst als sein Bruder angeschossen und schwer verletzt wird, wechselt er endgültig die Seiten. Und gerät nun auch selbst unter „scharfen Beschuss“.
Ein düsterer New York-Thriller, mit atmosphärischen Bildern (sensationell eingefangen – eine halsbrecherische Autoverfolgungsjagd im Platzregen), einer getragenen Seelen-(Qual-)Stimmung und überzeugend-guten Akteuren. Allerdings: Längst nicht von SOLCHER Konsequenz, Kraft und (Gesellschafts-)Stimmung wie bei den originelleren Vorgängern wie „GoodFellas“ bzw. „Departed“ von Scorsese oder (kürzlich erst) „Tödliche Versprechen“ von David Cronenberg. Zudem: Da sich James Gray fast nur um die seelischen Innereien seiner Family-Helden kümmert, bleiben wirkliche Überraschungen, Wendungen, Krimi-Kribbeleien aus.
MARK WAHLBERG (36/“Shooter“/“Departed“/“Boogie Nights“) und JOAQUIN PHOENIX (33/Johnny Cash in „Walk The Line“/“Signs – Zeichen“/“Gladiator“) sind als lange Zeit verfeindete Brüder absolut okay; während „Oscar“-Preisträger ROBERT DUVALL („Apocalypse Now“; „Open Range – Weites Land“) routiniert den Vater-Leitwolf-Polizisten mimt. Ein solider, aber nur manchmal RICHTIG (an-)packender Schwermut-Thriller, mit (zu) viel bekanntem, erzählerisch abgewetztem Psycho-Geschmack (= 3 PÖNIs).