Happy Feet

HAPPY FEET 2“ von George Miller (Co-B, Prod.+R; USA 2010/2011; 100 Minuten; Start D: 01.12.2011); vor genau fünf Jahren löste ein am Computer gezauberter Animationsspielfilm faszinierende Begeisterung aus. In der Mixtur aus Musical, Öko-Märchen und Typen-Komödie sorgte er für frischen wie gescheiten Unterhaltungswind in diesem Genre. „HAPPY FEET“ wurde im Frühjahr 2007 mit dem „Oscar“ als „Bester Animationsfilm“ gekürt. Ach so ja, die Typen, um die es so komisch wie hintergründig ging, waren PINGUINE. Die hervorragend singen und später dann auch noch klasse zu steppen vermochten. Was war DAS doch für eine feurig-kluge Performance!

Jetzt ist die 3 D-Fortsetzung angekommen. „Happy Feet 2“ erzählt die Geschichte um den ehemaligen Außenseiter Mumble bei den Kaiser-Pinguinen weiter. Mumble ist jetzt selbst Daddy. Hat einen kleinen Sohn namens Erik. Und DER, Erik, ist nicht nur ein richtig niedliches Nachwuchskerlchen, sondern ist mindestens genauso eigensinnig wie es einst sein Papa war. Als man ihn ein bisschen „anmacht“, weil sein tänzerisches Talent begrenzt ist, schmollt er, zieht sich zurück, um sein besseres Ich-Talent zu suchen und präsentieren zu können. Dabei hofft er, eines Tages auch so schön fliegen zu können, wie „Kollege Sven“. Dass Pinguine eigentlich gar nicht fliegen können, hält der kleine Bursche für ein Gerücht. Motto: Wenn ich etwas will, dann schaffe ich es auch. Was natürlich die Eltern aufbringt. Doch in dem neuen Spektakel um das „fröhliche“ Leben der Tiere in der Arktis geht es nicht nur um die tiefe individuelle Verbundenheit zwischen dem väterlichen Ex-Rebellen Mumble mit seinem Erik-Sensibelchen von Sohn, sondern einmal mehr um die gesamte Existenz der Pinguin-Gemeinschaft. Denn DIESE ist vor allem durch den Klimawandel gefährdet. Bedroht.

Das Eis schmilzt immer mehr, plötzlich existieren grüne Grasflächen in der bisher komplett „weißen Region“. Und machen den Tieren mächtig zu schaffen. Die Folge(n): Abenteuer und Gefahren zuhauf. Erst die Solidarität untereinander, zwischen den verschiedenen Pinguinen-Clans und mächtigen See-Elefanten, hilft (vorerst), existenzielle Probleme zu lösen. Zudem tauchen natürlich auch immer wieder die natürlichen Feinde gierig auf: Hungrige Wale sowie fiese Möwen. Aber damit nicht genug – um noch mehr „listigen Schauwert“ in die Szenerie zu bringen, spielen zwei besondere tierische – und auf der Leinwand erstmals zu bestaunende – „Spezis“ eine „komische Ergänzung“: Zwei rotbraun glänzende Krill (mit den Originalstimmen von Brad Pitt und Matt Damon). Will und Bill. Die sind sich, inmitten ihres millionenfachen leuchtenden Schwarms, durchaus bewusst, am untersten Ende der Nahrungskette zu stehen. Eigentlich „bedeutungslos“ zu sein. Gegenüber den „Großen“. Deshalb wollen sie dies nicht länger akzeptieren, sondern selbst auch ausgiebig leben. Also – selbst viel erleben. Als heldenhafte Individualisten. Also schwimmen sie ihre eigenen (Wasser-)Wege. Dabei bilden ihre verbalen Auseinandersetzungen einen kessen ironischen Kontrast zum Da-Sein der bedrohten Pinguin-Kolonnen „oben“. Doch alle kommen irgendwann mit allen in Berührung. Der schicksalhafte Überlebenskreislauf betrifft inzwischen viele. An diesem arg bedrohten schönen Fleck unserer Erde.

Natürlich, die Phantasie tobt sich wieder voll und breit aus. In einer grandiosen Nummernrevue. Erneut Performance satt. Es wird wieder heiß gesteppt. Und kräftig gesungen. Von Pop bis Oper. Von Queen bis Puccini. Die tierischen Massenszenen sind einmal mehr sensationell visuell inszeniert. Während die Story zu viel zu aufgeregt erzählt. Sich auf zu viele dramatische „Baustellen“ einlässt. Mit nunmehr vielen tierischen „Hauptpersonen“. Dadurch verhaspelt sich einiges. Anfangs. Rasante Show hier, übermäßige Figuren-Vielfalt dort. Kritische Öko-Notizen zwischendurch. Mit witzigen Verbal-Späßen vermischt. Das Team um Dr. George Miller flippt förmlich dauer-aus. Berauscht sich an gigantischen Ideen und computertollen Umsetzungsmöglichkeiten. Überbordend die vielen Eindrücke. Überforderung für Sinne und Sinn. Bis zur Zumutbarkeit. Kleine Zuseher dürften Schwierigkeiten haben, diesem Allen zu folgen. Dennoch bleibt der charmante, clevere Unterhaltungslevel vergleichsweise hoch. „Die dort“ sind bedroht. Durch Uns. Die Botschaft nehme ich gerne auf. Nicht mehr so „doll“ wie beim Original von 2006, aber immer noch reichlich, bedeutsam und vor allem tierisch-toll (= 3 PÖNIs).

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  • HAPPY FEET“ von (Dr.) George Miller (USA/Australien 2006; 108 Minuten; Start D: 30.11.2006); einem in Australien geborenen Filmemacher vom Jahrgang ´45, der 1970 seinen – medizinischen – Doktor-Titel an der Universität von New South Wales erwarb und eineinhalb Jahre auch als Hospital-Arzt in Sydney praktizierte, bevor er sich seiner „eigentlichen Leidenschaft“, dem Film, zuwandte. Mit seinem Spielfilmdebüt „Mad Max“ (mit Mel Gibson/1978) löste er die Eintrittskarte für Hollywood.

    Es folgten die „Mad Max“-Fortsetzungen II + III (1981/1985) sowie Erfolgsfilme wie „Die Hexen von „Eastwick“ (1987, mit Cher, Susan Sarandon, Michelle Pfeiffer sowie Jack Nicholson) und „Lorenzos Öl“ (1992, mit Nick Nolte + Susan Sarandon; als Co-Autor des Original-Drehbuchs erhielt Regisseur Miller seine erste „Oscar“-Nominierung). In den 90er Jahren war er maßgeblich – als Autor, Produzent und Regisseur (=bei der Fortsetzung) – an den beiden erfolgreichen „Schweinchen Babe“-Movies beteiligt. Und auch hier befindet sich George Miller – als Co-Autor, Mit-Produzent und Regisseur – maßgeblich auf der Erfolgsschiene.

    Thema: PINGUINE. Wir wissen, spätestens seit dem sehr erfolgreichen (französischen) Dokumentarfilm „DIE REISE DER PINGUINE“ von Luc Jaquet aus dem Vorjahr, sind Pinguine „kinofähig“. In seinem neuesten Animations-Streich zielt der 61jährige Spaßmacher Miller aufs volle Leben der Kaiser-Pinguine: Dort entscheidet DER GESANG maßgeblich über Partnerschaft und Gruppen-Dasein. Und so singen sich die tapsigen Seevögel-Singles buchstäblich, während der Partnerbörse, mit schmalzigen Oldies der Soul- und Pop-Geschichte die Seele aus dem Leib, um den passenden Partner zu finden.

    Männchen Memphis (Originalstimme: Hugh Jackman) etwa schmettert eindrucksvoll Elvis´ „Heartbreak Hotel“ und kriegt dabei Schnuckelbiene Norma Jean (Originalstimme: Nicole Kidman) ab, die lasziv „Kiss“ von Prince haucht. Während drumherum Songs wie „Somebody to love“ von Freddie Mercury, „I wish“ von Stevie Wonder oder „My Way“ auf spanisch (= dargeboten von „Oscar“-Preisträger Robin Williams als „Latino- Zwerg Pinguin“) (er-)tönen. Alles wäre also im schönsten Rhythmus, gäbe es nicht den niedlichen Nachwuchs von Memphis + Norma Jean: MUMBLES. Der findet nicht den hier-erwünschten richtigen Ton, kann einfach nicht singen, dafür aber umso besser begeisternd STEPPEN.

    Das wiederum löst innerhalb der Gemeinschaft und ganz besonders bei der „Chefetage“ Befremden aus; das „seltsame Gehopse“ befördert den kleinen Kerl schnell zum Außenseiter. Lässt ihn allerdings auch die Bekanntschaft mit einer kleinen Gruppe von Zwerg-Pinguinen machen, die sich alles andere als „kaiserlich“ benehmen/aufführen: den Adelie-Amigos. Denen ist es egal, wie wer aussieht, ob jemand singen kann oder nicht, die Hauptsache: Frohsinn, Vergnügen, Jux und Dollerei – das Leben als Dauerparty. Zudem kennen sie auch einen Guru, einen verrückt-gefiederten Felsenpinguin, der noch für jede Frage die passende Antwort parat hat. Also zieht der kleine Stepp-Boy mit der kessen Amigo-Boygroup los, um Antworten und Anerkennung zu finden.

    Zunächst: Ein lustiger, ein herrlicher, ein origineller, ein wunderschön-verrückt-tierischer Stoff. Pointiert-lustvoll animiert. Mit hochgradigen Power-Tanz-Einlagen der aufgekratzten Viechers. Pop-musikalisch stimmungsvoll und mit einer geradezu unbändigen Spiellaune „aktiviert“. Bis hierher: Toller, phantasievoll-schwofender, rasanter, allen (Seehunden-)Gefahren trotzender, aufgekratzter Gute-Laune-Film. Der sich dann aber auch um die aktuelle wie ökologische Frage kümmert: Und wer frisst eigentlich den Pinguinen den ganzen Fisch weg???

    Mumbles will auch dies wissen und entdeckt die „Parallelwelt“ der zweibeinigen „Aliens“. DIE fischen die Antarktis leer, greifen sich den neugierigen Vogel-Bengel und sperren ihn in den Zoo. Dort aber erwartet uns dann das wichtigste Abenteuer dieser ungemein aufregend-schönen, aber auch mit pessimistisch-dosiertem Realismus-Geschmack ausgestatteten, unterhaltsamen, fein-naiv-klugen Geschichte. Ein ungemein REICHER Film. Klasse-angelegt als Musical, Typen-Komödie und Öko-Märchen. An dem ALLE ihre Freude haben und von dem ALLE dann sogar etwas GESCHEITES mitnehmen können. „Happy Feet“ ist DER Trickfilm des Jahres (= 5 PÖNIs).

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