Hanussen Kritik

Wenn Klaus Maria Brandauer in einem Film mitspielt, verwandelt sich die Leinwand in eine große, nach viel Atem und Wort ringende Bühne.
So auch bei „HANUSSEN“ von Istvan Szabo (Ungarn/D/Österreich 1988; 140 Minuten; Start D: 13.10.1988).

Er beschreibt, das heißt er will beschreiben, den Lebensweg und das Schicksal des Varieté-Illusionisten und Hellsehers Klaus Schneider, der in den zwanziger und dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts als Eric Jan Hanussen zu einer markanten und umstrittenen Gesellschaftsfigur wurde. Dessen Fähigkeiten umjubelt und gefürchtet waren und der sich trotz anfänglicher Abstinenz in die braunen politischen Machenschaften mitreißen ließ und darin unterging.

Klaus Maria Brandauer i s t Hanussen und triumphiert nach „Mephisto“ und “Oberst Redl“ zum drittenmal in und mit einer bizarren Künstler- und Politfigur.
Aber: “Hanussen“ ist auch zu sehr das Objekt und das Opfer der Begierde und des Talents von Klaus Maria Brandauer. Er geht mit so viel Brachialgewalt an Stimme und Bewegung durch die Szenen, dass die Personen und Figuren drum herum zu unmündigen, oberflächlichen Statisten werden. Der Film besitzt so ein ungemein starkes Skelett, an dem aber das Fleisch fehlt. Weder die Fähigkeiten des Hellsehers noch die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe werden erkenn- und spürbar.

“Hanussen“ ist ein Film der Behauptungen, während die politischen Landschaften ebenso wie die Menschen unerkannt vorbeiwischen. Was bleibt ist ein beachtlicher Auftritt eines großen und großartigen Schauspielers, der “Hanussen“ zu seinem Film und Anliegen macht (= 2 ½ PÖNIs).

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