Zum Tod von HANS-CHRISTIAN BLECH am 05.03.1993 (“Rundschau/Abend“)
Einer der großen deutschen Charakter-Schauspieler ist gestorben: HANS-CHRISTIAN BLECH.
Geboren am 20. Februar 1915 in Darmstadt. Ausbildung an der Schauspielschule des dortigen Landestheaters. 1935 Debüt am Theater in Baden-Baden. Danach gastiert er an mehreren deutschen Bühnen. 1939 entdeckt ihn der Schauspieler Emil Jannings für den Film. Seine 1. Rolle ist die eines revolutionären Matrosen in “Der letzte Appell“, doch werden die Dreharbeiten wegen Kriegsausbruchs abgebrochen. Von 1940 bis 1945 Wehrdienst, Gefangenschaft.
1947 wird Blech vom Regisseur Erich Engel an die Münchner Kammerspiele geholt. Er bleibt dort Ensemble-Mitglied bis 1955. In Inszenierungen von Fritz Kortner und Bertolt Brecht feiert er Triumphe. Seit 1948 ist Hans-Christian Blech auch häufiger im deutschen Film zu sehen. 1948 spielt er unter der Regie von Erich Engel in der DEFA-Produktion “Affäre Blum“ den schmierigen, gemeinen Schurken.
“Erregend lebensecht“, urteilt daraufhin die Zeitschrift “Vorwärts“. Seinen ersten Publikumserfolg im bundesdeutschen Kino hat er in der Verfilmung der Kommiss-Trilogie “08/15“ nach den Büchern von Hans Helmut Kirst. Aufgrund dieses Erfolges wird Hollywood auf den 40jährigen aufmerksam.
Filme von damals, in denen Blech mitwirkte: “Der längste Tag“, “Die Brücke von Remagen“. Allerdings: Versuche, ihn fortan auf deutsche Uniformträger festzulegen und ihn auf bestimmte Rollen-Klischees einzuengen, entzieht er sich durch ebenso eigenwillige wie sorgfältige Rollen-Auswahl. Erst die Kunst, dann die Kohle, war sein Künstler-Motto. “Ich will weder gefallen noch bequem sein oder auf eine gängige Weise rühren. Ich will interessieren und mich mit meinen Gestalten ins Gedächtnis fressen“.
Hans-Christian Blech, er war wie Lino Ventura in Frankreich: Ein Star ohne Allüren oder Affären. Pünktlich, diszipliniert, engagiert, aber auch abweisend für jeglichen Presserummel. Private Einblicke ließ er selten zu. Als einer der wenigen älteren deutschen Schauspieler wurde er von den jungen Regisseuren des Neuen Deutschen Films der 70er Jahre akzeptiert. Er spielte bei Wenders, Reinhard Hauff und Geissendörfer. 1981 spielte er in dessen “Zauberberg“-Adaption mit und wurde vielgelobt. Obwohl er mit Auszeichnungen nicht viel anfangen konnte, wurde er öfters prämiert. 1976 erhielt er den “Deutschen Filmpreis“, das “Filmband in Gold“ für “langjähriges hervorragendes Wirken im deutschen Film“.
Hans-Christian Blech: Ein großer Charakterschauspieler, eine starke, knochige Persönlichkeit; sowohl auf der Bühne wie auch auf der Leinwand und im Fernsehen.
Einen seiner letzten großen Auftritte hatte er 1990 in dem Kinofilm “Der 8. Tag“ von Reinhard Münster. Blech spielte dort an der Seite von Katharina Thalbach einen zwiespältigen Industriellen, der mit Gen-Wissenschaftlern an üblen Manipulationen beteiligt ist.