RIAS 2-Special – Film aktuell vom 22.09.1991: Zum 100. Geburtstag von Hans Albers
Er wurde als Sohn eines Schlachtermeisters am 22. September 1891 in Hamburg-St. Georg geboren. Nach vorzeitigem Ende der Schule und einer nicht abgeschlossenen Lehre in einer Hamburger Chemikalien- und Farbhandlung nimmt er Schauspielunterricht. Erstes Engagement in Bad Schandau, dann verpflichtet er sich für eine Saison am Neuen Theater in Frankfurt. Die weiteren Stationen: 2 Jahre Güstrow, eine mecklenburgische Wanderbühne, ein Varieté-Theater in Köln. 1913 schließlich ist er am Schiller-Theater in Hamburg-Altona angelangt. Im Ersten Weltkrieg wird er zweimal verwundet. Danach Auftritte am Residenz-Theater in Wiesbaden. Der Wechsel nach Berlin bringt Engagements an zahlreichen Bühnen, in Revuen, Operetten und Lustspielen, wo er als Schauspieler. Sänger, Tänzer, Komiker und Artist auftritt. 1917 beginnt seine Karriere beim Film.
Er spielt kleine Rollen als Hochstapler und Schurke, Zuhälter und Ehebrecher. Er glänzt als Frackherr, Monokelträger, Verführer, Ganove. Der erste Film, in dem er mitspielt, heißt „Der Mut zur Sünde“. Insgesamt soll er in fast 100 Stummfilmen mitgespielt haben…, so genau weiß man das auch heute noch nicht, 1929 spielt Hans Philipp August Albers, der sich fortan HANS ALBERS nennt, die Hauptrolle in einem der ersten deutschen Tonfilme: „Die Nacht gehört uns“ von Carl Fröhlich. Ein Jahr darauf tritt er in „Der blaue Engel“ als Artist Mazeppa auf, für den Marlene Dietrich Emil Jannings verlässt. Und 1931 übernimmt Albers im Theater die Titelrolle in Franz Molnars Rummelplatz-Drama “Liliom“, eine Rolle, die er mehr als 1.800mal spielen wird. Danach widmet er sich total dem Film. Hans Albers wird Detektiv, Reporter, Möbelpacker, Kapitän, Hafenpolizist und Flieger. Sein eigentliches Genre wurde, damals gab es so etwas noch in Deutschland, der ABENTEUERFILM. In dem konnte der “blonde Hans“ als Hau-Drauf-Charmeur und Draufgänger brillieren. Dabei kamen ihm seine Revue-Erfahrungen und seine große Sportlichkeit zugute. Albers ließ sich nie doubeln, auch für die gefährlichsten Szenen nicht.
Doch er wurde nie ein “wirklicher“ Filmschauspieler. Er blieb auch im Kino immer theaterhaft, das heißt: Ein wenig schwerfällig, sich nicht der Bewegung, der Sprache und dem Tempo eines Films unterordnend. Doch die Leute, die Massen, liebten ihn. Hans Albers wurde zu einem Idol wie Karl May, Ludwig II oder Max Schmeling. Mit seinem “Hoppla, jetzt komm‘ ich“-Typ und -Rhythmus war er jemand zum Anfassen. Ein Typ aus dem Volk, der Träume erfüllte. Sein Gesang war brummig und oft disharmonisch, doch egal. Er wurde geliebt, er war einer der wenigen großen deutschen Volksschauspieler, eine deftige Mischung aus Jean Gabin und Maurice Chevalier. Mit einer unmittelbaren physischen Präsenz und Dominanz und jener unverwechselbaren brüchigen Heiserkeit in der Stimme. Aufgrund seiner großen Popularität blieb Hans Albers, alles andere als ein Sympathisant der Nazis, auch unter dem Faschismus einer der größten und beliebtesten Filmstars. Einige seiner berühmten Rollen spielte er in Filmen wie „Der Mann, der Sherlock Holmes war“, „Münchhausen“ (s. auch Kritik) und natürlich „Große Freiheit Nr. 7„, „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ und „Der Greifer„.
Nach dem Krieg schaffte Hans Albers die Wandlung vom Hafen-Helden zum Charakter-Mimen. Das Geheimnis seines Erfolges als d e r deutsche Volksschauspieler dieses Jahrhunderts liegt bzw. lag wohl im Geheimnis seiner Person. Jenseits der Rollengestalt schien er jederzeit über die Freiheit zu verfügen, seine Männlichkeit mit einem Glas in der Hand und dem entsprechenden Lied feiern zu können. Hans Albers, der Superstar unserer Eltern, hat Geburtstag. Am Sonntag wäre er 100 Jahre jung geworden.