PÖNIs: (5/5)
„GUNDA“ von Victor Kossakovsky (Co-B, Kamera, Regie und Schnitt; Norwegen/USA 2019/2020; Co-B: Ainara Vera; Kamera: Egil Haskjold Larsen; ausführender Produzent: „Oscar“-Preisträger Joaquin Phoenix; 93 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.8.2021);WUNDERBAR. ZU SPÜREN. Titel = „GUNDA“. Von VICTOR KOSSAKOVSKY (Buch, Regie & Schnitt); Norwegen/USA 2019/2020. Zu den ausführenden Produzenten zählt auch „Oscar“-Preisträger Joaquin Phoenix („Joker“/2020). Dessen Anliegen: „GUNDA zeigt aus einer faszinierenden Perspektive das Empfindungsvermögen von Tieren, das üblicherweise – und vielleicht absichtlich -vor unserem Blick versteckt ist. Anzeichen von Stolz und Ehrfurcht, Vergnügen und Glückseligkeit eines neugierigen jungen Schweins, Verzweiflung und totaler Niederlage bestätigen, wie ähnlich alle Arten auf Ereignisse in unserem jeweiligen Leben reagieren und damit umgehen. Victor Kossakovsky hat eine im Innersten spürbare Meditation über die Existenz geschaffen, die die Barrieren zwischen den Arten überwindet. Es ist ein Film von tiefer Bedeutung und Kunstfertigkeit“.
Die „SZ“ teilt mit (18.8.): In der Fachzeitschrift Animal Cognition wird gerade eine tierische Studie genannt, die bestätigt, dass Tiere sehr unterschiedlich futtern. Die Verhaltensbiologin Mikel Delgado und ihre Kolleginnen von der University of California haben untersucht, ob Katzen für Nahrungsgabe gerne arbeiten. Nö heißt es, simpel zusammengefasst, bei freier Wahl entscheiden diese sich lieber für Gratis-Essen. Dagegen „wollen“ Schweine oder Hühner lieber Aufgaben für ihr Essen verrichten, und auch dann, wenn das Futter ohne Aufwand zu bekommen wäre.
„Seitdem ich Filmemacher bin, wollte ich immer einen Film über die Geschöpfe drehen, mit denen wir den Planeten teilen; einen Film über Tiere als lebende, fühlende Wesen, mit ihren eigenen Rechten. Ich wollte einen Film machen, ohne die Tiere zu bevormunden oder zu vermenschlichen, ohne jegliche Sentimentalität und ohne Propaganda für Veganismus“ (Victor Kossakovsky).
Was für ein bewundernswerter, berührender, aufwühlender Film. Sozusagen Kino – pur. Der von der Deutschen Film- und Medienbewertung Wiesbaden mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnete 93minütige Film berichtet vom Leben eines Hausschweins, einer Hühnerschar, die wohl zum ersten Mal auf Naturboden tritt, und einer Rinderherde. Mit seelen-tiefer Intensität. In wirkungsnahen Schwarz-Weiß-Bildern begegnet der Regisseur Victor Kossakovsky tierischen Bewohnern auf einem kleinen Bauernhof auf Augenhöhe. Zeigt sie ohne menschliche Erklärungsansprache oder gar mit Kommentaren ver-sprochen = als Geschöpfe mit eigener Wahrnehmung, eigenem Empfinden und eigenen Gewohnheiten. „GUNDA“, der Film, ist eine meditative Reise in das Leben von Tieren und durch ihren Kosmos, mit einem ganz eigenen Raum- und Zeitgefüge. Nach „Aquarela“, der 2011 auf dem Venedig-Filmfestival erstaufgeführt wurde und von der Kraft der Natur in den verschiedenen Formen von Wasser-weltweit handelt, ist dem 1961 in (damals) Leningrad geborenen und seit 2002 in Berlin lebenden innovativen Dokumentarfilmregisseur erneut ein monumentales, empathisches, kitschloses Meisterwerk gelungen. Das sich anzuschauen lohnt, weil es jeden Tierliebhaber anspricht. Und die, die es werden wollen, erst recht. In der letzten Viertelstunde allerdings mit Taschentuch. Was für einzigartiges, bedeutsames Kino! (= 5 PÖNIs).