Glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki Kritik

DER GLÜCKLICHSTE TAG IM LEBEN DES OLLI MÄKI“ von Juho Kuosmanen (Co-B + R; Finnland/Schweden/D 2015; Co-B: Mikko Myllylahti; K: J-P Passi; M: Laura Airola, Joonas Haavisto, Miika Snare; 93 Minuten; Schwarz-Weiß; Start D: 05.01.2017); im letzten September wurde bekannt, dass Finnland diesen Film für den diesjährigen Auslands-„Oscar“ eingereicht hat. „Hymyilevä mioes“, so sein Originaltitel, hätte es verdient. Der Film, der im Vorjahr beim Cannes-Festival erstaufgeführt wurde, bekam dort den Preis in der Sektion „Un Certain Regard“ (unserem Berlinale-Forum vergleichbar). Im Dezember letzten Jahres wurde er beim „Europäischen Filmpreis“ als „Bester Erstlingsfilm“ ausgezeichnet.

„Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ ist ein Film wie aus den Schwarz-Weißen-Fünfziger-Anfänger-Jahren eines Francois Truffaut („Sie küßten und sie schlugen ihn“). Mit Bedacht, Besonnenheit und viel natürlichem Charme wunderbar atmosphärisch erzählt. Mir hochinteressanten, spannenden, unverbrauchten Gesichtern und einer herrlich einfachen, also tricklosen wie unaufgeregt daherkommenden Geschichte. Um einen legendären finnischen Leichtgewicht-Boxer, der sich – vom ganzen Land argwöhnisch beäugt – im Sommer 1962 aufmachte, zuhause gegen den amtierenden US-Weltmeister um den Titel zu fighten. Dabei ist dieser 25jährige Olli Mäki (brillant: JARKKO LAHTI) eher ein stiller, friedlicher Bursche, dem „Popularität“ auf den Geist geht. Der aber „dieses öffentliche Spiel“ mitmachen muss, damit (Sponsoren-)Einnahmen sprudeln. Für seinen eifrigen Manager Elis Ask (charismatisch: EERO MILONOFF) wie für ihn.

Dabei „kämpft“ Olli Mäki zeitgleich auch noch an anderer Front, er hat sich in Raija (OONA AIROLA) verliebt und sie offensichtlich auch in ihn. Wie aber DAS ALLES emotional unter einen Hut kriegen? Und dabei einen klaren Kopf bewahren? Mehr und mehr stellt sich der junge Mann die Frage, ob er überhaupt Lust hat, „große“ finnische Sportgeschichte zu schreiben? Ob er „diesem öffentlichen Druck“ überhaupt standzuhalten vermag? Ob er „dies alles“ überhaupt will? Denn mehr und mehr fühlt dieser Olli Mäki, was er wirklich erreichen möchte beziehungsweise: was er eigentlich gar nicht will. Doch dann kommt dieser 17. August 1962, von dem Olli Mäki später einmal sagen wird, dass er der glücklichste Tag in seinem Leben gewesen sei.

Ein wunderschöner, kleiner, feiner Menschen-Film. Mit leichter Melancholie, wie dem tatsächlichen Leben mit viel Trocken-Humor abgerungen; mit einer lächelnden Schwermut, die glaubhaft wie empfindsam-überzeugend Herz-Spaß verbreitet. Authentisch wie lakonisch-leicht. In einem Film, der nicht vom Gewinnen oder Verlieren handelt, sondern von der individuellen Suche nach dem persönlichen Glück. Am Filmende laufen sie sich kurz über den Weg: die „echten“ Olli & Raija und die beiden Schauspieler, die sie spielen. „Denkst du, wir werden mal wie sie? – Meinst du alt? – Ja, und glücklich. – Aber sicher!“, antwortet der Film-Olli Mäki. (= 4 PÖNIs).

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