Gesucht: Monika Ertl Kritik

Eine außergewöhnliche Lebensrecherche bietet der deutsche Dokumentarfilm „GESUCHT: MONIKA ERTL“ von Christian Baudissin (B+R; D 1989; 89 Minuten; Start D: 20.09.1990); an.

Monika Ertl: 1971 stand ihr Name auf den Suchlisten der internationalen Polizei. Sie wurde gesucht wegen politischen Mordes. Sie soll am 1. April 1971 in Hamburg den bolivianischen Generalkonsul erschossen haben. Zwei Jahre später wird sie selber im Armenviertel von La Paz erschossen. Monika Ertl ist die Tochter des Nazi-Kriegsberichterstatters Hans Ertl, dessen Leben zugleich ein Dauer-Abenteuer mit der Kamera war, und der für seine Familie wenig Zeit hatte. Die Tochter wächst zunächst “ganz normal“ auf, führt ein braves, geordnetes Leben, bis es sie ihr klarer und bewusster wird, was sie eigentlich nicht will. Beginnt zu studieren und schließt sich nach ihrer Scheidung der örtlichen Widerstandsbewegung an. Von da ab beginnt ein zweites Leben der Monika Ertl. Die Tochter eines Über-Vaters spürt, dass sie etwas wiedergutzumachen hat, weil der seit mehr als drei Jahrzehnten als deutscher Kolonialherr in Bolivien auftrat und schließlich einem Klaus Barbie hier den Start ermöglichte.

Die Lebensgeschichte dieser Frau ist vielfältig und ereignisreich. Dabei geht der Autor und Regisseur Christian Baudissin sorgfältig und kommentarlos vor. Lässt die Tat- und Zeitzeugen sprechen und setzt so, Stein auf Stein, das Mosaik-Puzzle eines spannenden Daseins zusammen. Das voller Widersprüche steckt und allgemeingesellschaftliche An- und Einsichten zulässt.

“Gesucht: Monika Ertl“ ist ein ungewöhnlicher Film, weil er nicht das findet, was er sucht, sondern mehr. Nämlich: Eine bemerkenswerte deutsche Geschichte auf fremdem Boden (= 4 PÖNIs).

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