DAS GESICHT DER WAHRHEIT

DAS GESICHT DER WAHRHEIT“ von Joe Roth (USA 2005; 113 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 24.10.2006); sollte im April in die hiesigen Lichtspielhäuser kommen, doch dann wurde der Film  – nach den enttäuschenden US-Einspielergebnissen – von der Startliste gestrichen. Was keineswegs verwundert, handelt es sich doch bei diesem Film, trotz STAR-Besetzung, um kein „glattes“ Mainstream-Movie, sondern – ganz im Gegenteil – um einen sich außergewöhnlich an der amerikanischen Realität „reibenden“ Stoff.

Der Regisseur heißt JOE ROTH, hat Filme wie „Verrückte Weihnachten“ und „America´s Sweethearts“ gedreht und ist dennoch weitaus unbekannter als der Drehbuch-Autor und Schriftsteller RICHARD PRICE. Der einst mit dem Erfolgsroman „The Wanderers“ debütierte (der dann auch verfilmt wurde) und exzellente Drehbücher zu den Filmen „Sea Of Love“ (Verfilmung mit Al Pacino) und „Kiss Of Death“ (mit Nicolas Cage) schrieb. Für sein Drehbuch zu dem Paul Newman-/Tom Cruise-Spieler-Film „Die Farbe des Geldes“ erhielt Price 1986 eine „Oscar“-Nominierung. Richard Price lässt seine Geschichten + Figuren gerne an/in „gesellschaftlichen Problemzonen“ spielen/auftreten und bezeichnet hier (im Kommentar beim Bonusmaterial) z.B. Rassismus als „DIE AMERIKANISCHE GRIPPE“.

Denn der latente inner-amerikanische RASSISMUS steht hier einmal mehr im Blick- und Mittelpunkt des Geschehens: Im Mai 1999 kommt in Dempsy/New Jersey eine völlig verstörte weiße Frau namens Brenda Martin mit blutenden Händen in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Und behauptet, Opfer eines Überfalls geworden zu sein. Dabei wurde ihr Auto von einem Schwarzen gestohlen, in dem, auf dem Rücksitz, ihr 4-jähriger Junge schlief. Der ermittelnde schwarze Polizeibeamte heißt Lorenzo Council; er ahnt, was es bedeutet, hier, in dieser Problemregion, mit solch einem Fall/mit solch einer Anschuldigung konfrontiert zu sein. Dabei hat er genug mit dem alltäglichen Rassismus zu tun, sowohl innerhalb der Bevölkerung wie aber auch in den eigenen Polizeireihen. Die Lage spitzt sich erwartungsgemäß zu: Der Ort wird großräumig abgeriegelt, die schwarze Bevölkerung fühlt sich attackiert, reagiert empört und aufrührerisch, der Medien-Trubel nimmt zu, also „Berlin-Neukölln/die Pariser Randbezirke“…das „Hartz 4-Milieu“…, eine explosive Stimmung, „das hat sich jetzt hier verselbständigt“…, und mittendrin der ebenso verständnisvolle wie misstrauische schwarze Ermittler (eine Art „Vaterfigur“ + Vermittler zwischen den Menschen/den Behörden in dieser Gegend), diese hysterisch-neurotische Frau und dann auch ihr Bruder, der auch Polizist hier ist und „die Dinge“ schnell und hart auf „seine Weise“ (auf-)klären möchte.

Ein aufregender Spannungstreifen in der Mischung aus RASSISMUS-DRAMA und PSYCHO-THRILLER, aus „Politik + Bauch“. Überzeugend und glaubwürdig in der Beschreibung von Milieu, Atmosphäre, der psychologischen Tiefen. Klasse in den Hauptrollen: JULIANNE MOORE („Dem Himmel so fern“; „The Hours“; die Jodie-Foster-/Clarence Starling-Nachfolgerin in „Hannibal“) als die personifizierte Verzweiflung, sowie einmal mehr der souveräne SAMUEL L. JACKSON („Pulp Fiction“) als gestresster Polizist. Für die Schublade: Ein exzellenter „Unterschichten-Film“ (= 4 PÖNIs).

Anbieter: ”Sony Pictures Home Entertainment”

 

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