„GENIUS – DIE TAUSEND SEITEN EINER FREUNDSCHAFT“ von Michael Grandage (GB/USA 2014; B: John Logan, basierend auf der Biographie „Max Perkins: Editor of Genius“ von A. Scott Bergs/1978; K: Ben Davis; M: Adam Cork; 105 Minuten; Start D: 11.08.2016); wir haben ein Buch, einen Roman, in der Hand. Was wissen wir?: Wir kennen, möglicherweise, den Autoren. Wissen aber nicht, was „hinter den Kulissen“ passierte, bevor „das Papier“ akzeptiert wurde und in den Druck ging. Darum geht es in diesem Film, der auf der diesjährigen Berlinale im Wettbewerb lief. Dem Kampf zwischen Lektor und Schriftsteller. Beziehungsweise umgekehrt. THOMAS WOLFE (3. Oktober 1900 – 15. September 1938). Einer der gewaltigsten amerikanischen Schriftsteller des letzten Jahrhunderts: „Schau heimwärts, Engel“ von 1929 und „Von Zeit und Strom“ von 1935 sind seine Präge-Romane. „Wenn man sich die Karrieren von F. Scott Fitzgerald („Der große Gatsby“), Ernest Hemingway („Wem die Stunde schlägt“) und Thomas Wolfe anschaut, wird man feststellen, dass alle drei Autoren anfangs abgelehnt wurden“, schreibt A. Scott Berg 1978 in der Biographie „Max Perkins: Editor of Genius“. Ihr Lebens- wie Erfolgsretter war: MAX PERKINS. Lektor des Verlagshauses „Charles Scribner’s Sons“. Anno 1929, New York. Perkins (COLIN FIRTH) und Wolfe (JUDE LAW) begegnen sich das erste Mal. Wolfe hat ein 1100Seiten umfassendes Manuskript verfasst, das jeder andere Verlag in der Stadt bereits abgelehnt hat. Doch Max Perkins findet großes Interesse an dem Material, will und muss es aber kürzen. Gemeinsam mit dem „ungezügelten“ Autoren, der jedem Gefühl, ob Freude, Wut, Trauer, ungeniert Ausdruck verleiht. Der so spricht wie er schreibt. Denkt. Empfindet („Ich bin wie ein Zirkuspferd. Ich wirke wie ein Verrückter, zu laut, prahlerisch, irgendwie künstlich“). Seine Beziehung zu Aline Bernstein (NICOLE KIDMAN) ist ständig angespannt. Max Perkins dagegen ist ein ausgesprochener besonnener Familien-Mensch, der sich in seiner Freizeit gerne in sein Vorort-Haus und zu seiner Ehefrau und den fünf Töchtern zurückzieht. Seine einzige Marotte: er trägt ständig einen Hut. Nach einigen Wochen haben sich die Beiden auch privat freundschaftlich angenähert, gegenseitig schätzen gelernt. Der um 300 Seiten gekürzte Roman kommt heraus, wird ein Erfolg. Das nächste Projekt von Thomas Wolfe befindet sich in drei Holzkisten. Es sind fünftausend handschriftliche Manuskript-Seiten. Verbal-Krieg 2 ist eröffnet. Zwischen dem egomanischen Exzentriker Wolfe und dem Büro-„Künstler“ Perkins. Für eine lange, sehr lange Zeit. Man isoliert sich immer mehr, kippt weg von der Umgebung. Schließlich soll „etwas Großes“ entstehen. Dies aber hat und bedeutet „Auswirkungen“: auf die Beziehung zwischen Wolfe & Aline, die sich „herausgeschrieben“ fühlt, und „stört“ auch immens den Zusammenhalt innerhalb der Familie von Perkins. Ein Kraftakt. Das der britische Bühnen-Regisseur MICHAEL GRANDAGE in seinem Debüt-Film verarbeitet. Dem die „Kraft“ anzumerken ist. Geltung besiegt Spannung. Der Film ist ebenso laut wie viel zu konventionell-trocken. Die Außentemperaturen laufen hübsch: Die atmosphärische Ausstattung und Kostümdesign brillieren, die Musik hört gar nicht auf zu schwelgen. Während Jude „Wolfe“ Law verbal-gestisch hantiert wie ein stolzer Pfau beim leidenschaftlichen Dauerradschlagen und Colin „Perkins“ Firth als praktischer Ruhepol für den „gebremsten Wort-Schaum“ sorgt. Schönes Zuschauen. Mehr aber nicht. Wirklich einnehmend packt dieses Feilschen um große Gedanken, viele Worte, „richtigen“ Ausdruck und emotionale Ausbrüche dieser beiden historischen Geistes-Figuren nicht sehr. Ausstell- anstatt Erlebnis-KINO (= 3 PÖNIs). |
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