Geheime Staatsaffären Kritik

GEHEIME STAATSAFFÄREN“ von Claude Chabrol (FR 2006; 110 Minuten; Start D: 20.07.2006); dem Altmeister des französischen Bourgeoisie-Spottes und der scharfzüngig-hintergründigen Politik-Attacken („Der Schlachter“; „Masken“; „Eine Frauensache“; Das Leben ist ein Spiel“; „Die Blume des Bösen“). Der neueste Streich des inzwischen 76jährigen entstand in französisch-deutscher Co-Produktion, war im Frühjahr im Berlinale-Wettbewerb zu erleben und ist INSPIRIERT um die Affäre(n) der international operierenden Öl-Gesellschaft ELF AQUITAINE, die in den 90er Jahren Frankreich erschütterte(n), aber auch Deutschland „betraf“.

Hier im Mittelpunkt: Die resolute, ihre Macht offensichtlich „genießende“, ultra-coole Untersuchungsrichterin (mit dem ironisch-zutreffenden Namen) Jeanne Charmant-Killman. Auch „Die Piranha“ genannt. Sie, mit allen rechtlichen Befugnissen ausgestattet, schnappt sich einen Spitzenmanager aus der Wirtschaft und beginnt mit unangenehmen Fragen/Ermittlungen/Verdächtigungen/Verhaftungen. So als ob sich „die Machenschaften“ der „Obrigen“ in Sachen Korruption/Machterhalt/Geldgeilheit tatsächlich klären/aufklären lassen. Eine Weile lässt MAN(n) sie gewähren, dann wird es für sie beruflich wie privat ziemlich „ungemütlich“/unappetitlich.

Claude Chabrol hat ein patentes, bisweilen kompliziertes Kinostück mit der Moral gedreht, dass Macht allemal ZERSTÖREND wirkt. Egal, auf welcher Seite. Dabei interessieren ihn nicht so sehr die tatsächlichen Details, sondern mehr die Beobachtung/Schilderung des K(r)ampfes zwischen Justiz und DER MACHT schlechthin. Derjenigen, die das TATSÄCHLICHE Sagen haben und unantastbar sind/bleiben. ISABELLE HUPPERT („Die Spitzenklöpplerin“; „Zwei ungleiche Schwestern“), ausgestattet mit d e r Macht, „die man ihr zugesteht“, ist beeindruckend-elegant, wirkungsvoll-hintergründig (eine zeitlang im „Spiel der Mächtigen“ mitmischen zu dürfen und dennoch „lächerlich“ ergebnishaft) und mit boshaft-versteckten, zynischen Pointen besetzt („Für Sie persönlich ist es nicht so schlimm, aber Frankreich wird es gut tun“, erklärt sie ihren Auftrag bzw. ihren Gerechtigkeitsdrang/wie auch ihre „Position“).

Ein erneut überzeugender/grandioser, großartiger Leinwand-Auftritt! „L`llvresse du Pouvoir“ heißt der Film im Original, etwa „Machttrunkenheit“/ „Im Rausch der Macht“, und das trifft den ebenso unterhaltsamen wie bitterbösen Kern der neuesten Chabrol-Attacke treffender als der unverbindliche deutsche Titel (= 3 PÖNIs).

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