„FLUG 93“ von Paul Greengrass (B+R; USA/GB/FR 2006; 111 Minuten; Start D: 01.06.2006), einem britischen Autor und Filmemacher, der 2002 mit seinem politischen Nordirland-Drama „Bloody Sunday“ den „Goldenen Berlinale- Bär“ gewann und 2004 mit dem Action-Kracher „Die Bourne Verschwörung“ wiederum (diesmal genremäßig) sehr angenehm auffiel. Bei dieser 15 Mio. Dollar teuren Co-Produktion (USA/GB/Fr) handelt es sich um den ersten („Quasi“-)Hollywoodfilm, der das Thema „11. September 2001“ behandelt: Während zwei Passagierflugzeuge das World Trade Center zerstören und eine dritte Maschine ins Pentagon rast, stürzt ein viertes gekapertes Flugzeug mit Kurs auf Washington/Das Weiße Haus auf ein freies Feld in Pennsylvania ab, nachdem die Passagiere Widerstand geleistet haben.
Was sich während dieses Fluges in diesem Flugzeug abgespielt hat, rekonstruiert dieser 111minütige Film, der sich jeder Glorifizierung/jedes Heldentums/jeder Heroisierung/jedem („Rambo“-)Patriotismus enthält sowie sich auch einer etwaigen STAR-Besetzung/einem Star-Ensemble versagt. Sondern nüchtern/dokumentarisch die bitteren Fakten nachblättert, bei denen es kein Happy-End geben kann. Greengrass hatte vorher „seine Hausaufgaben“ bestens erledigt: Er studierte den Report der „9/11“-Kommission; hörte sich die Stimmen-Aufzeichnungen aus dem Cockpit an; studierte die Protokolle der Fluglotsen; führte mehr als 100 persönliche Gespräche mit dem beteiligten Luftfahrt- und Militär-Personal sowie mit Familienmitgliedern und Freunden der Opfer. Wichtig waren zudem auch die Aufzeichnungen der letzten Telefongespräche, die von den Insassen der Maschine geführt wurden.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ein hervorragendes, sensibles, nervenaufreibendes filmisches Mahnmal. Schwer kino-verdaulich, aber wichtig/bedeutsam/informativ-spannend, wütend wie sehr traurig–machend. Natürlich. „Ausgezeichnet, aber unerträglich“, urteilte z.B. die „New York Daily News“. Wie gesagt, ohne namhafte Hollywood-Akteure; stattdessen wurden echte Stewardessen und Piloten für die Rollen besetzt. Einige der Fluglotsen hier sind genau DIE, die auch am 11.9.2001 Dienst hatten. Der Chef der Bundesflugbehörde „Federal Aviation Administration“ (FAA), BEN SLINEY, der just an jedem schicksalhaften Tag seinen neuen Job antrat, spielt sogar sich selbst. Die Skepsis gegenüber diesem („Hollywood“-)Spielfilm-Projekt-vorher erweist sich Gott-sei-Dank als unbegründet: „Flug 93“ ist die exzellente Aufarbeitung schlimmer aktueller Zeitgeschichte (= 4 ½ PÖNIs).