FINDET DORIE

PÖNIs: (4/5)

„FINDET DORIE“ von Andrew Stanton und Angus MacLane (USA 2014-2016; B: Andrew Stanton, Victoria Strouse; K: Jeremy Lasky; M: Thomas Newman; 97 Minuten; deutscher Kino-Start: 29.09.2016); ungewöhnlich lange hat es gedauert, bis PIXAR-Disney die Fortführung des Animations-Hits „Findet Nemo“ (s. Kino-KRITIK) aus dem Jahr 2003 verwirklicht hat. In den USA hatte er am 8. Juni 2016 Welturaufführung und hat bislang – einschließlich China – über 961 Millionen Dollar weltweit eingespielt. Und jetzt sind wir KINO-„dran“.

Wie immer eröffnet PIXAR das filmische Arrangement mit einem im besten Sinne neuen niedlichen Kurzfilm. Titel des sechsminütigen Vergnügens von Alan Barillaro: „PIPER“. Bei dem Titelhelden handelt es sich um einen jungen Strandläufer, der seine ersten, etwas komplizierten Erfahrungen mit dem Ozean-Wasser macht. SEHR hübsch. Schöner Einstand.

„Findet Dorie“, der 17. Animations-Spielfilm aus dem Hause PIXAR-Disney, natürlich in 3D, ist zeitlich ein Jahr nach den Ereignissen von „Findet Nemo“ an der kalifornischen Küste angesiedelt. Wo Nemo (HAYDEN ROLENCE/dtsch. Stimme: VICCO CLARÉN) & Papa Marlin (ALBERT BROOKS/CHRISTIAN TRAMITZ) glücklich vereint sind. Bei ihnen lebt: die witzige Dorie; Gattung: Paletten-Doktorfisch. Die „Walisch“ beherrscht, immerhin eine Fremdsprache. Unter Wasser. Allerdings, d a s Problem: Dories Kurzzeit-Gedächtnis „hinkt“ bekanntlich. Amnesie. Legendär ist die Szene aus dem „Findet Nemo“-Streich, wo die blaue viel plappernde und stets gutlaunige Dorie noch Nebenfigur war, sich einmal zu ihrem Beschützer Marlin umdreht und fragt: „Kennen wir uns?“ Hier sind es nun ihre Schlaferinnerungen, die sie plötzlich elektrisieren. Weil sie „mitbekommt“, dass sie doch auch eine eigene Familie hatte. Vater und Mutter. Und die gilt es fortan tapfer wie mir nichts dir nichts im Pazifik zu suchen. Wobei diesmal Nemo und – notgedrungen – der nervöse Papa-Schisser Marlin mithelfen. Doch dann geht ihnen die kleene blaue süße Dorie (ELLEN DeGENERES/ANKE ENGELKE) flöten. Verloren.

Und trifft neue (attraktive) Figuren. Als tollste neue Persönlichkeit taucht der ebenso griesgrämige wie gewiefte Hank auf (ED O’NEILL/ROLAND HEMMO). Ein Karnevals-Tintenfisch (präzise: Thaumoctopus mimicus), beheimatet im berühmten kalifornischen Meeresbiologischen Institut. Ein allerdings nur siebenarmiger Oktopus, eigentlich also ein Septopus, von wegen diesem „Betriebsunfall“, der den Wärtern ein ums andere Mal entwischt, weil er hier ‘raus will. Dorie wurde soeben von einer Biologin „mit göttlicher Sanft-Stimme“ (SIGOURNEY WEAVER/FRANZISKA VON ALMSICK) aus dem Meer gefischt und soll hier die neueste Aquariums-Attraktion geben. Der pfiffig-verwandelbare Chamäleon-Typ und mürrische Solist Hank ist von der Begegnung mit diesem „frechen Gör“ alles andere als begeistert; doch weil Dorie ihm verspricht, ihm die Flucht zu ermöglichen, werden sie unfreiwillige Partner.

Im phantastischen Spiel um Raus-aus-dem-Wasser = Rein-ins-richtige-Wasser. Von sofort an knallt die kunterbunte Chose, auch „außerhalb“, denn schließlich geht es sogar auf den Highway, wo Hank bemüht ist, einen riesigen Lieferwagen „in Bewegung“ zu halten, während aus der Wasser-Ferne Nemo und Marlin ihrerseits „aktiv“ werden. Gemeinsam mit dem extrem kurzsichtigen, dabei gutmütigen Walhai und Dorie-Jugendfreundin Destiny und mit Bailey, einem starrsinnigen Beluga-Weißwal, dessen Echolot eigentlich ramponiert ist. Eigentlich. Und auch die (deutschen) Seelöwen Fluke und Smutje (IDRIS ELBA/THOMAS AMPER) dürfen nebenbei ihren Ulk-Senf abgeben. Also dazutun. Und… und… und die da und der da und das da und überhaupt: die Augen werden großartig-atmosphärisch und be-rührend gefüllt. Nachschlag: auch die berühmt-berüchtigte „Tank Gang“ aus „Findet Nemo“, mit Anführer Gill/Khan (WILLEM DAFOE/MARTIN UMBACH), wird reaktiviert…

Dennoch, Fazit 1 zunächst: zweimal D & D = Düsterer als der Vorgänger und (zu) viel DISNEY diesmal. Will sagen – diese ewige Dauer-Betonung, Dauer-Berieselung, „auf Familie“ als emotionaler wie gesicherter Lösungs-Hort jedweden Problems – nervt. In und mit dieser schmalzigen Disney-Häufigkeit. Da war PIXAR in seinen früheren Alleine-Filmen (2 x „Toy Story“ z.B.) sehr viel (angenehm) „nüchterner“. Robuster. Die etwas härtere Trick-Gangart/Erzählart dagegen ist normal, 2016 ist gegenüber 2003 mehr „Melancholie“ angemessen.

Nichtsdestotrotz: Fazit 2 + 2 ½ : „FINDET DORIE“ bereitet auch viel Phantasie- und Spektakel-Freude. Die 3D-Meeres-Bilder sind prächtig, teilweise überwältigend. Die tierischen „Menschen“ von und mit pointiertem Bauchgefühl. Der Slapstick-Charme kitzelt enorm. Fazit 3: dieser Findungsfilm nach dem Motto „Be a Fish“, SEI EIN FISCH, sei Du, punktet weitgehend = überwiegend schön unterhaltsam.

Nach Robbie Williams mit dem Song „Beyond the Sea“ in „Findet Nemo“ singt hier die australische Singer-Songwriterin SIA FURLER während des Abspanns den Nat King Cole-Klassiker „Unforgettable“. Ein stimmungsvoller Rundum-Abschluss (= 4 PÖNIs).

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