DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI

DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI“ von Hans Weingartner (Co-B, Prod.+R; D 2004;  K: Daniela Knapp; Matthias Schellenberg; M: Andreas Wodraschke; 127 Minuten; Start D: 25.11.2004)

Der in Österreich geborene, heute 33jährige HANS WEINGARTNER hat schon ein bewegtes Leben hinter sich: Über die Stationen KANUFÜHRER IN KANADA, Skilehrer in Vorarlberg, Studium der Gehirnforschung in Wien und Hausbesetzer in Berlin gelangte er zum Film. Der diplomierte Neurochirurg dreht seit 1993 Kurzfilme und studierte an der Kölner Kunsthochschule. Mit „Das weiße Rauschen“ schuf der inzwischen auch diplomierte Kameraassistent 2001 seinen ersten Spielfilm. Die Geschichte um die fortschreitende Schizophrenie eines jungen Mannes erhielt zahlreiche Auszeichnungen und gewann den renommierten Max-Ophüls-Preis. Der zweite Kinofilm war im Frühjahr beim Cannes-Festival der deutsche Wettbewerbsbeitrag.

Der Film erzählt von Jan, Jule und Peter: 3 jungen Typen aus dem heutigen Berlin. Die sind mit vielen Dingen im Leben und auf der Welt überhaupt nicht einverstanden, halten Vieles für UNGERECHT. Doch das Dagegen-Sein ist heutzutage auch nicht mehr das, was es einmal war. Und: Es wird immer schwieriger, sich öffentlich DARÜBER zu artikulieren. Sie nennen sich „DIE ERZIEHUNGSBERECHTIGTEN“ und brechen in Villen ein. Klauen dort aber nichts, sondern stellen nur das Mobiliar um. Und hinterlassen Nachrichten wie „Die fetten Jahre sind vorbei“ oder auch: „Sie haben zu viel Geld“. Motto ihrer Aktionen: Die allgemeine BÜRGER-VERUNSICHERUNG ist angesagt. Doch dann läuft „eine Sache“ schief. Der Villenbesitzer taucht auf. Da sie nicht weiterwissen, entführen sie ihn in die Berge, in eine abgelegene Hütte. Dort beginnen die Gespräche mit dem Klassenfeind, der nun aber „ein Gesicht“ bekommen hat. Hardenberg, der alte Revoluzzer und jetzige Kapitalist (BURGHART KLAUßNER) , bekommt erste Vermittlungsgedanken. „Macht kaputt, was Euch kaputtmacht“: Die alte Motive und Geschichten kommen wieder hoch. Aber: Wie DAMIT heute umgehen? WIE erweckt man diese Ideen wieder ZUM LEBEN???

„Die fetten Jahre sind vorbei“ ist ein spannender deutscher Film. Der kluge Fragen stellt und mit trockenem Humor denkt. Der mit seinen ebenso wütenden wie ratlosen Akteuren ernsthaft umgeht. Der eine mutige politische Seele besitzt, wie sie schon lange nicht mehr in einem deutschen Film zu hören und zu empfinden war. In der Besetzung mit DANIEL BRÜHL, JULIA JENTSCH, STIPE ERCEG und BURGHART KLAUßNER hat Hans Weingartner adäquate Spieler und Sprecher gefunden.

Ein beeindruckend-subversiver und dazu intelligent-unterhaltender neuer deutscher Kinofilm (= 4 PÖNIs).

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