„DER FANTASTISCHE MR. FOX“ von Wes Anderson (Co-B+R; USA 2009; 88 Minuten); sie passen gut zusammen, diese „komischen Käuze“ Wes Anderson und Roald Dahl. Der am 1. Mai 1969 in Houston/Texas geborene Filmproduzent, Drehbuch-Autor und Regisseur WES ANDERSON hat sich mit seinen (im wahrsten Sinne) „außergewöhnlichen“, „interessanten“ Spielfilmen wie „Die Royal Tenenbaums“ (2001) und „Darjeeling Limited“ (2007) zu einem vielbeachteten, vieldiskutierten Cineasten-Liebling weltweit entwickelt. Wird als Stilikone des amerikanischen Independentkinos gehandelt, dessen schräge Familiengeschichten, durchsetzt mit exzentrischen Figuren und bissigem Satirehumor, süffisant munden. ROALD DAHL (1916-1990), dieser norwegisch-walisische Schriftsteller, stattete seine Kurzgeschichten und Romane gerne mit feinem schwarzen bis makaberen Humor aus. Das trifft auch und vor allem auf seine Kinderbücher zu, in denen er sich immer auf die Seite der Kinder stellte und von denen einige erfolgreich verfilmt wurden (u.a. „James und der Riesenpfirsich“/als Animationsfilm, 1996 und „Charlie und die Schokoladenfabrik“ von Tim Burton/2005, mit Johnny Depp).
Dahls 1970 erschienener Roman „Fantastic Mr. Fox“ gehört in den USA und in Großbritannien zu den beliebtesten Kinderbüchern überhaupt. Wes Anderson hat daraus einen bezaubernd altmodischen Trickfilm, präziser „Puppenfilm“ (in/mit Stop-Motion-Animationstechnik), hergestellt. Dessen klassenkämpferischer Nach-68er- Jahre-Plot weiterhin ulkig-intelligent wirkt. Dabei im Blickpunkt: Die Familie um den listigen Anarcho-Fuchs Mr. Fox. Der führt mit seiner Ehefrau, Mrs. Fox, und mit seinem Sohn Ash sowie mit seinem Neffen Kristofferson ein gutbürgerliches, eigentlich idyllisches Familienleben. Doch irgendwie pisakt ihn die nun schon jahrelang anhaltende Beschaulichkeit im trauten Familienheim. Zwar hat er auf Drängen seiner Gattin das gemeine, aber überaus „amüsante“ Hühnerstehlen eingestellt und ist dafür Zeitungskolumnist geworden, doch ganz davon lassen mag er nun nicht mehr. Zunächst aber gibt es innerfamiliären Seelen-Zwist: Sohn Ash fühlt sich vom Dad nicht genügend geliebt bzw. respektiert und ist auf Kumpel Kristofferson eifersüchtig, weil dem doch immer angeblich alles gelingt und ihm weniger. Und weil daraufhin sein Vater DEN immer mehr vorzieht. Als dann aber bei Papa Fuchs die tierischen, also animalischen Ursprungsinstinkte zum Vorschein kommen und er anfängt, bei den selbstherrlichen nachbarlichen Geflügelzüchtern Grob, Grimm und Gräulich heimlich wie erfolgreich zu wildern, bricht der ganze schöne Aufruhr los. Während Mama resigniert („Wir sind halt wilde Tiere“) und verstärkt ihre gewittrigen Landschaftsbilder malt, bekämpfen sich fortan DIE DA OBEN gegen DIE DA UNTEN. Und umgekehrt. Und zwar „rundum“, denn jetzt sind alle Tiere alarmiert.
Der mit stimmungsvollem 60er Jahre Soundtrack-Hits begleitete kleine feine Streifen ist voller Witz, Anspielungen und gesellschaftspolitischer Pointen. Motto: Wir haben zwar keine Chance, aber wir sind VIELE und nutzen DIE, also die Nicht-Chance, voll aus. Denn wir besitzen mit Verstand, Cleverniß und guter Streit- und Gegenwehr-Kultur schließlich die bessere Gesinnung. Kein Film mit Hau-Drauf-Humor, zum Auf-die-Schenkel-Klopfen, sondern ein Stoff und Spaß zum amüsanten Durchdenken, Durchfühlen. Tierisch menschelnd. Marke: Sei halt wachsam. Und pfiffig. Denn: Gutes Überleben ist jederzeit möglich. Auch für DICH DA UNTEN….. (= 4 PÖNIs).
P.S.: Ach so ja, im Original sprechen MERYL STREEP + GEORGE CLOONEY Mrs. + Mr. Fox; bei uns ist es das Schauspieler-Ehepaar ANDREA SAWATZKI (hessische “Tatort”-Kommissarin Charlotte Sänger) + CHRISTIAN BERKEL (Hauptkommissar Bruno Schumann in der ZDF-Krimiserie „Der Kriminalist“).