EVEREST

EVEREST“ von Baltasar Kormákur (GB/USA/Island 2014; B: William Nicholson, Simon Beaufoy; nach dem Buch „In eisigen Höhen“ von Jon Krakauer; K: Salvatore Totino; M: Dario Marianelli; 122 Minuten; Start D: 17.09.2015); basiert auf Tatsachen. Aus dem Jahr 1996. Handelt davon, dass Menschen 65.000 Dollar einem Veranstalter dafür bezahlen, damit er sie auf den mit 8848 Meter höchsten Berg der Erde, den MOUNT EVEREST im nepalesischen Himalaya lotst, und dann auch wieder heil zurück auf die irdische Null-Höhe bringt.

April. Verschiedene Typen treffen am mächtigen Berg ein. Wollen mit verschiedenen Gruppen hoch hinauf. Einige Personen fallen auf: Der reiche Texaner Beck Weathers (JOSH BROLIN) hat Schiss, bevor es überhaupt losgeht, schon bei den „Übungen“, überspielt dies aber mit Großmäuligkeit. Rob Hall (JASON CLARKE), ein erfahrener Bergsteiger und kommerzieller Veranstalter („Adventure Consultants“), will die Tour möglichst schnell und sicher durchführen, um zu seiner Ehefrau (KEIRA KNIGHTLEY) nach Neuseeland zurückzukehren, die schwanger ist.

Sein Anführer-Kollege Scott Fisher (JAKE GYLLENHAAL) sieht aus und benimmt sich so, als wäre dies eine Hippie-Veranstaltung. Da ist der junge Briefträger Doug Hansen (JOHN HAEKES), der schon einmal hier war und kurz vor dem Gipfel aufgeben musste, und „es“ jetzt unbedingt schaffen will. Wir lernen kurz die japanische Feed-Ex-Personalchefin Yasuko Namba (NAOKO MORI) kennen, die „nur noch“ den Gipfel vom Mount Everest erreichen will, dann hätte sie alle „Großen“ und alles in Sachen Bergebesteigen geschafft. Der Journalist Jon Krakauer (MICHAEL KELLY) ist ebenfalls mit-dabei; er will über die Expedition schreiben. Im Basislager sorgt derweil Helen Wilton (EMILY WATSON) für die Koordination.

Nach Wochen der Akklimatisierung beginnt am 10. Mai beginnt der Aufstieg. Bei guten Wetterbedingungen. Damit man nicht in Staus gerät, stimmen sich Gruppen ab. In mehreren Etappen klettern sie auf, besser in den Berg. Das Wetter schlägt plötzlich extrem um, falsche Sentimentalitäten (Rob will Briefträger Doug doch noch „zu seinem Gipfel-Glück“ verhelfen, obwohl das Zeitfenster dafür längst abgelaufen ist), überforderte Amateure und schlichtweg der gigantische plötzliche Klimawechsel, sorgen für eine Pech-Katastrophe. Acht Menschen sterben, darunter auch Rob Hall, der eigentlich Umsichtigste im Team.

Der 3 D-Film des isländischen und nun für Hollywood arbeitenden Regisseurs BALTASAR KORMÁKUR („101 Reykjavik“; zuletzt „2 Guns“) will Spektakel. Bombastik. Der Berg ruft und schlägt dann zu. Schau‘ mal, wie der depperte kleine Mensch „zerrupft“ wird. Kormákur kriegt keine Nähe zu seinen Personen hin. DIE werden pö a pö vorgestellt und dann laufend abgehakt. Sie schließlich während der Kletter-Dramatik auseinander zu halten, fällt schwer. Ist aber auch unwichtig, weil der Film völlig falsch gepolt ist. Baut eine völlig unkritische, eher gleichgültige Stimmung a la „Hier sind die tapferen Gestalten“ auf und schaltet das Gehirn ab. Will „Abenteuer“ mit schlimmen Folgen „schön“–aufregend präsentieren. Interessiert sich nicht für die Insgesamt-Fragwürdigkeit-hier. Im Kampf zwischen Mensch und Natur. Beziehungsweise umgekehrt.

Was hat „Mensch“ hier überhaupt zu suchen? Wieso begibt er sich hier her, um an einem solch unwirtlichen Landschafts-Ort derart überflüssige Dinge zu tun? Wie das immens gefährliche Kraxeln im Mount Everest? Wieso ist diese Art von „Tourismus“ möglich, wenn solche riesigen Umweltverschmutzungen durch Sauerstoff-Flaschen, Speisereste, Fäkalien, Dosen und Medikamente sowie liegen gebliebenes Ausstattungsmaterial damit einhergehen? Der Mount Everest als höchste Müllkippe der Welt; kein Wort darüber. Lieber auf die gefährlichen „Hängepartien“ der Herumirrenden schauen. Ist das belanglos.

Und übrigens. Wie viele Menschen-Leichen befinden sich immer noch auf den Routen? Im Berg? Über 200 Menschen sind insgesamt dort, im Mount Everest, bisher gestorben. Aber egal, Show, Katastrophen-Performance ist ja angesagt. Und die must bekanntlich go on.

Die „Action-Motive“ besitzen Dichte, doch von Nerven-an-spannung keine Spur. Man schreit, hat viel (Kunst-)Schnee am Körper und im Gesicht, palavert, fällt, kann sich mal nicht, mal doch wieder bewegen, der grausige Sturm, das natürliche Entsetzen unten im Basislager. Nimmt mich alles wenig mit. Weil ich DIE einfach nur für blöd, bescheuert, für völlig unklug halte. Für absolut uninteressant. Wenn ich mich schon umbringen will, zahle ich doch nicht 65 Mille, kletter auf einen Berg und krepiere? Wo bleibt der Sinn? Teurer Kitzel?

Nein, Schwachsinn. Tut niemanden gut. Vor allem nicht der Natur. Klar, „die Bezwinger“ werden feiern. Aber um was für einen Preis? Mir fehlt diese Was-soll-das-überhaupt-Atmosphäre. Kommerzieller Bergsport? NEIN, danke. Überhaupt: Sport. Hier: Unfug mit grober Methode. Diesem auch noch – irgendwie – zu huldigen, hat sich der Film „Everest“ auf die blöde Kommerz-Krach-Fahne gepackt. Damit sich überhaupt jemand „dafür“ interessiert, wurden Stars eingekauft. Die mehr mitwirken denn interessieren.

Geht mir weg mit diesem faden Pseudo-Hero-Getue. Pappnasen im Berg; der Mensch kann so entsetzlich dumm sein. Und macht doch immer weiter (= 1 ½ PÖNIs).

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