Es ist kompliziert..!

ES IST KOMPLIZIERT..!“ von Ben Palmer (GB/Fr 2014; B: Tess Morris; K: Andrew Dunn; M: Dickon Hinchliffe; 88 Minuten; Start D: 30.07.2015); lange nicht mehr so prima amüsiert – „Man Up“, also „Seinen Mann stehen…“, wie diese Briten-Komödie im Original heißt, verbreitet Gute Laune. Reden wir zuerst von IHR. Nancy. Mit 34 ständig missmutig unterwegs, immer in Hab-Acht-Stellung, mit Furien-Charme. Unkonventionell, ist noch der freundlichste Ausdruck für diese unzufriedene Nicht-Lady, deren Lieblingsfilm „Das Schweigen der Lämmer“ ist und die – nach einem verkorksten Hotel-Abend mit Freunden – verkatert und deprimiert im Heimfahrt-Zug das Buch „Wie finde ich meinen Partner in der modernen Welt?“ von einer Mitreisenden geschenkt bekommt. Was Folgen hat.

Denn an der Londoner Bahnstation mit dem schönen Namen „Waterloo“ wartet ER. Jack. Er hat beschlossen, seiner Scheidung nicht mehr nachzutrauern und will sich unbedingt wieder ins Beziehungsleben stürzen. Mit einem Blind Date. Die Verabredung heißt Jessica. Das Erkennungszeichen: Selbiges Buch. Mit dem nun die raubeinige Nancy auftaucht. Sofort macht sich Jack an seine Vermeintliche verbal-enthusiastisch heran. Die, Nancy, könnte das Missverständnis kurzerhand (auf-)klären, doch irgendwie hindert sie irgendwas daran.

Also ziehen Nancy als Jessica & Jack gemeinsam los. Durch die Scene. Mit Suff-pur. Die Folge(n): Ein hinreißend pointiertes Palaver um Missverständnisse, Verwechslungen, „Bemühungen“. Einschließlich intimer Geständnisse. Die immer antörnender werden. Doch…!…

„Es ist kompliziert..!“ oder: Situationskomik pur. Mit lebhaften Wort-Duellen. Wohin die Ohren auch nur hören. Denn nicht die – vorhersehbare – Geschichte ist hier wichtig, vielmehr sind es die flotten, kessen Brillant-Dialoge während dieser köstlichen Chaos-Nacht. Zwischen Toiletten und Bowlingbahnen. Mit ihrem vielen atmosphärischen Slapstick-Charme. Die einen fröhlich ins Gackern swingen lassen. Weil auch in der Umgebung urkomische Stichwort-Typen auftauchen wie dieser Sean (RORY KINNEAR), der seit der Schulzeit für Nancy schwärmt und sich wundert, dass sie nun Jessica heißt. Und auf den neuen Nancy-Lover voll-stinkig ist. Und fortan mit professionellen Stalker-Manieren hantiert. Und natürlich taucht ausgerechnet auch Jacks Ex mit ihrem neuen Lover auf und sorgt für …heftige Fassungslosigkeit. Auf beiden Seiten.

Mit viel Schwung, Pfiffigkeit und Originalität ist der Film dabei, jedweden Kitsch zu ignorieren und auf die herrlich funktionierende, ironische Spaß-Chemie zwischen diesen beiden Briten-Antipoden zu setzen: LAKE BELL, die gebürtige New Yorkerin ist hauptsächlich bekannt aus der US-Justiz-TV-Serie „Boston Legal“, ist die tollste Katastrophen-Partnerin einer einzigen komödiantischen Film-Krach-Nacht. Sie dominiert köstlich mit ihrem burschikosen Terrier-Getöse und dem tollpatschigem Schwindel-Gewusel. Ebenbürtig: der derzeitig vielbeschäftigte britische Schauspieler-Komiker SIMON PEGG („Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis“; „The World’s End“; „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“), der hier vergleichsweise ruhigere, dafür umso perlende Lover-Fieber-Töne anschlägt. Wie ER sich aufplustert und mit IHR albert, streitet, scharwenzelt, ist Screwball-Humor vom Vortrefflichsten. Bestens auf stimmungsvolle Pointen setzend. Autorin Tess Morris („87% von Nancy bin ich“) hat ein fulminantes Debüt-Drehbuch geschrieben. Das Regisseur Ben Palmer bei seinem zweiten Kino-Spielfilm (nach „Sex on the Beach“/2011) umwerfend launig-komisch inszeniert hat.

Plus optimale: London. Nicht nur das bekannte Touristen-London, mit den typischen Ansichtskarten-Motiven, sondern das authentische wird hier original verwandt. Vom Treffpunkt am South Bank über Drinks in einem mexikanischen Restaurant in Soho bis zum Bowling in Bloomsbury. Und zuletzt in den Straßen von Ealing, dem grünen Vorort. Für das hinreißende Finale.

Mal wieder, die taffen Briten. Ganz klar: „Es ist kompliziert..!“ ist eine flammende Sommerkino-Super-Unterhaltung zum Viel-Mögen (= 4 ½ PÖNIs).

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