ELECTRA GLIDE IN BLUE – HARLEY DAVIDSON 344

PÖNIs: (4/5)

„ELECTRA GLIDE IN BLUE“ von James William Guercio (Co-Produzent + R + Musik; USA 1972; B: Robert Boris; K: Conrad L. Hall; 114 Minuten; BRD-Kinostart: 15.11.1973);

Erstmals als Blu-ray-Version. Als der Streifen am 15. November 1973 in die BRD-Kinos gelangte, hatte er den Titel = HARLEY DAVIDSON 344″. Und wurde von der Kritik ziemlich abgewatscht („Fragwürdig sein Werben für hartes Durchgreifen, um Kriminalität abzustellen“/“Lexikon des Internationalen Films“). Das Monument Valley, amerikanisches Heartland. Motorradstreifen-Polizist John Winterberg (ROBERT BLAKE) ist gemeinsam mit einem „lässigen“ = lästigen Kumpel-Kollegen hier auf den Straßen von Colorado unterwegs. Während sein Begleiter von einer noch größeren teuren chromglänzenden Maschine träumt und als belästigender Macker-Provokateur zofft, will Winterberg, von der Statur her klein, endlich weg von hier. Hat die Faxen dicke. Von „solch“ einem Job. Möchte gerne zur Mordkommission versetzt werden. Doch erst einmal werden die Straßenkameraden morgens dienstlich eingestimmt: Guten Morgen, ihr Schweine. / Morgen, ihr Faschisten. / Ihr Stinktiere. / Ihr Killer. / Ihr Schleimscheißer. / Ihr Kapitalisten-Knechte. / Ihr Bluthunde. / Polypen. / Saubullen.   Diese Schimpfwörter sind von der Abteilung für Jugendkriminalität zusammengestellt worden. Sie sollen Euch auf das Beatfestival am Wochenende vorbereiten. Mit anderen Worten – es geht darum, wie man sich selbst beherrscht und trotzdem das Recht durchsetzt. 

John Winterberg will korrekt sein. Der Unterforderte tritt dabei ehrgeizig und pflichtbewusst auf, Will schließlich gesellschaftlich aufsteigen. WER BESSERES WERDEN. Deshalb nennen ihn auch Kollegen „Du bist der ewige Unzufriedene“. Als er einem neuen Nr.1-Vorgesetzen zugeteilt wird, merkt er erst spät, was für ein mieser Arschloch-Ausbeuter DER ist. Dessen Motto: „Die Dienstmarke setzt den Unterschied“. Mit der, Gott, ohne die, nur Loser. Zudem läuft das verachtende Bewertungsmotto: „Das Meiste, was die Menschen machen, ist Scheißdreck“. Beim Filmstart damals polarisierte der heute längst kultig umwobene Neo-Western-Polizeifilm-Thriller, der zugleich die einzige Regiearbeit von JAMES WILLIAM GUERCIO ist. Mit der Absicht, dem zermürbenden amerikanischen Abseits zuzuschauen. Wofür der spätere dreifache Kamera-„Oscar“-Preisträger CONRAD L. HALL („Zwei Banditen“; „American Beauty“; „Road to Perdition“) beeindruckende Enge- und Seelen-Bilder mit Tiefgang liefert. Als EXTRAS ist u.a. ein Audiokommentar des Regisseurs zugefügt sowie ein „Internationales Ende“. Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden vergab damals das Prädikat „Wertvoll“ an die Filmkälte. Bleibt: ROBERT BLAKE. Geboren am 18. September 1933 in Nutley, New Jersey. Erzielte seinen Durchbruch 1967 mit der Darstellung des zum Tode verurteilten Mörders Perry Smith in dem vierfach „Oscar“-nominierten Richard Brooks-Drama „Kaltblütig“. Für seinen nuancierten John Winterberg-Part in „Electra Glide In Blue“ bekam er er 1974 eine „Golden Globe“-Nominierung. Rundum – hier kann, nach fast einem halben Jahrhundert, eine erstaunliche filmische Überraschung besichtigt werden: Selten war ein Film seinem attackierenden gesellschaftlichen USA-Spannungsthema so weit voraus (= 4 PÖNIs).

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