„EINE GESCHICHTE VON LIEBE UND FINSTERNIS“ von und mit Natalie Portman (B + R; nach dem gleichn. Roman von Amos Oz/2002; Israel 2014; K: Slawomir Idziak; M: Nicholas Britell; 98 Minuten; Start D: 03.11.2016); als Amos Klausner wurde er am 4. Mai 1939 in Jerusalem geboren: AMOS OZ. Einer der bedeutendsten israelischen Schriftsteller. 2002 kam sein autobiografischer gleichnamiger Roman in hebräischer Sprache heraus. 2004 wurde er hierzulande als deutsche Ausgabe veröffentlicht. Als Neta-Lee Hershlag wurde sie am 9. Juni 1981 in Jerusalem geboren: Hollywood-Star und „Oscar“-Preisträgerin NATALIE PORTMAN („Black Swan“), israelische und amerikanische Staatsbürgerin, mit abgeschlossenem Psychologie-Studium in Harvard. „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ ist ihr Regie-Debütfilm. Bei dem sie auch die Hauptrolle übernahm und die Mutter von Amos Oz spielt. „Während sich der Antisemitismus in Europa ausbreitete, träumte meine Mutter von Israel: dem Land, wo Milch und Honig fließen, wo Pioniere die Wüste zum Blühen bringen“ (Amos Oz). Menschen wurden vernichtet. Vertrieben. Der Krieg, ein größenwahnsinniger Diktatur. Massenmörder. Jüdische Überlebende haben in den 1940er Jahren in Jerusalem die Hoffnung auf einen eigenen Staat. Amos (AMIR TESSLER) wächst hier auf. Der Vater Arieh (GILAD KAHANA) ist Bibliothekar und hat gerade sein erstes Buch über hebräische Literatur veröffentlicht. Der intellektuelle Papa legt großen Wert auf die Bildung seines Sohnes. Hält ihm Vorträge über die Sprachwissenschaft. Die schöpferischsten Geschichten aber erzählt Mutter Fania. Erlebnisse von früher, von ihrer Familie, vom einstigen Zuhause in Polen. Doch Frieden will sich auch hier nicht einstellen. Als der ersehnte Staat Israel 1947 endlich Wirklichkeit geworden ist, lautet die Folge: Krieg. Der große Traum vom gelobten Land hat sich für die labile Fania nicht erfüllt. Der Wunsch nach Frieden und individueller Wärme ist für sie hoffnungslos geworden. Der Alltag wird ihr zur Erschwernis. Einzig ihr Sohn bedeutet Licht in ihrem engen Leben. „Sich zu erinnern fühlt sich an, als würde man versuchen, ein uraltes Haus aus den Trümmern wiederaufzubauen“, bemerkt der Erzähler, der erwachsene Amos Oz, während er auf seine Kindheit blickt. Und die Flucht seiner Mutter sich dem Ende nähert. Die Erinnerungen, die festgehalten werden müssen. Ein kleiner, berührender Film über Gestriges und Heutiges. Wo wieder Menschen „unterwegs“ sind, vertrieben von Not und Angst, sich irgendwo in der Fremde neu orientieren müssend. Die Verzweiflungen des Lebens, hier: die jungen Stationen eines später großen Literaten, Denkers, politischen Aktivisten. Der Film wirkt bisweilen unbeholfen, wie Erstlingswerke nun einmal sind, verharrt auf Natalie Portmanns „tiefem“ Fania-Gesicht als Vorbote des zunehmenden Unvermögens, weiter leben zu können; vermittelt eine sensible zeitgeschichtliche Bedrücktheits-Spannung; düster-intensiv ausgedrückt durch die melancholischen Bilder des großartigen polnischen Kameramanns SLAWOMIR IDZAK („Black Hawk Down“). Ein sperriger wie hochpolitischer Film. Mit einer ebensolchen „Mitteilung“: „Es gibt nur einen Weg, einen verheißungsvollen Traum in seiner Gänze zu bewahren: Man darf niemals versuchen, ihn zu verwirklichen. Ein verwirklichter Traum ist ein enttäuschender Traum. Diese Enttäuschung liegt im Wesen der Träume“ (Amos Oz). (= 4 PÖNIs). |
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