PÖNIs: (4,5/5)
Woody hat mit seinem 50. Spielfilm wieder einmal „einen listigen Kracher“ geschaffen. Der anfangs recht „gemütlich“ ausschaut. Nach einem „behutsamen“ Pariser Streich riecht. Als er uns Jean (MELVIL POUPAUD) und Fanny (LOU DE LAAGE) vorstellt, ein glamouröses, wohlhabendes Paar, das in einem prächtigen, typisch Haussmannschen Gebäude im westlichen Teil der Stadt lebt. Jean ist ein charismatischer, äußerst erfolgreicher Geschäftsmann, auch wenn einige seiner Freunde – ob aus Eifersucht oder zum Scherz – andeuten, dass er vom plötzlichen Tod seines Partners profitiert hat. Denn Jean ist nicht nur charmant, sondern sondern mag es auch, schätzt zumindest gerne das Gefühl, die (Lebens-)Dinge unter Kontrolle zu haben. Was bedeutet, dass er manchmal dem eigenen Glück klobig auf die Sprünge verhilft.
Nach einer schmerzhaften Ehe und der Trennung von ihrem ersten Mann fühlt sich Fanny zu Jean hingezogen, der stabil und verlässlich wirkt. Doch Fanny merkt, also fühlt allmählich, dass sie sich mit den oberflächlichen Freunden ihres Gatten nicht sehr wohlfühlt. Es langweilt sie, die Wochenenden auf dem Landsitz zu verbringen, um zu jagen oder Golf zu spielen. Als sie auf der Straße zufällig ihren ehemaligen Klassenkameraden Alain (NIELS SCHNEIDER) trifft, ist Fanny wie von Sinnen. Es ist nicht nur Alains Leidenschaft für sie, die sofort wieder aufflammt, sondern ihr wird auch immer deutlicher bewusst, dass sie nicht d a s Leben führt, für das sie bestimmt war und dass sie für Jean zu einer Art Trophäe geworden ist, mit der er stolz in seinem Freundeskreis angeben kann. Und: Mit seinem Charme hat Jean nicht nur Fanny eingenommen, sondern auch ihre Mutter (VALÉRIE LEMERCIER), die viel mit ihm gemeinsam hat und erleichtert ist, dass ihre Tochter Sicherheit bei einem gefestigten Mann gefunden hat.
Und während wir, Zuseher, erleben, wie ein bestens ausgestattetes Pariser Paar die Tage sich – positiv – entwickeln beziehungsweise vereinnahmen lässt, steigt eine gewisse Betrachtungs-Unruhe auf. Nach dem Motto: DAS soll es wohl sein oder – passiert hier überhaupt noch etwas bemerkenswertes?
Natürlich.
Der Pressehefttext schwärmt mit, wenn es dort heißt: „Die Kameraaufnahmen und die verschiedenen Farben, von den warmen und goldenen Tönen bis hin zu den kälteren, unterstreichen die Schönheit der Stadt und bringen die emotionale Reise der Figuren zum Ausdruck. EIN GLÜCKSFALL ist nach CAFÉ SOCIETY; WONDER WHEEL, A RAINY DAY IN NEW YORK und RIFKIN’S FESTIVAL die fünfte Zusammenarbeit Allens mit Kameramann Vittorio Storaro, dem dreifachen OSCAR-Preisträger“ („Apocalypse Now“/“Reds“/“Der letzte Kaiser“) … „Genau wie Storaros Kamerabilder bieten auch die Orte und Viertel von Paris , die von den Figuren im Film besucht werden, einen idealisierten Blick auf die Stadt – den von Woody Allen“.
Denn natürlich ist beziehungsweise wird im Grunde einiges = vieles anders. Als man vermutet. Was den speziellen Charme, die besondere Atmosphäre, die exzellente (An-)Spannung dieses 50. Allen-Spielfilms schließlich ausmacht.
Natürlich (= 4 1/2 PÖNIs).