EAT PRAY LOVE

PÖNIs: (3,5/5)

„EAT PRAY LOVE“ von Ryan Murphy (Co-B+R; USA 2009; Co-B: Bob Martin; K: Matthew Libatique; M: Matthew Sklar; 131 Minuten; Start: 23.09.2010); der 44-jährige US-Drehbuch-Autor und Regisseur ist bei uns unbekannt. Er startete seine Laufbahn als Journalist, fing dann an, Drehbücher zu verfassen, landete beim amerikanischen Fernsehen, wo er u.a. für die schwarzhumorige Comedy-Serie „Popular“ (1999-2001) als Autor und Produzent und für die (mit dem „Golden Globe“) preisgekrönte Hit-Reihe „Nip/Tuck – Schönheit hat ihren Preis“ (2003-2010) als Erfinder, Autor und Regisseur zuständig war.

2006 schuf er mit „Krass!“ (O-Titel: „ Running with Scissors“) seinen ersten Kinofilm. Ein Coming-of-Age-Drama nach dem autobiographischen Bestseller von Ryan Murphy, mit Promi-Besetzung wie Annette Bening, Joseph Fiennes, Evan Rachel Wood, Alec Baldwin + Gwyneth Paltrow, das hervorragende Kritiken bekam.
Auch bei seinem 2. Kinofilm adaptiert Murphy wieder einen literarischen Bestseller: 2006 veröffentlichte die (damals 37-jährige) amerikanische Schriftstellerin ELIZABETH GILBERT ihren Reisebericht „Eat Pray Love“; späterer deutscher Buch-Untertitel: „Eine Frau auf der Suche nach allem quer durch Italien, Indien und Indonesien“. Das Buch verkaufte sich weltweit über 8 Millionen mal und wurde in über 30 Sprachen übersetzt. Traf einen Nerv. Besonders bei Frauen. Eigentlich ein simples Thema: Selbstfindung. Beziehungsweise – die Suche danach. Aussteigen heute.

„Essen Beten Lieben“ erzählt von Liz Gilbert. Einer Reise-Journalistin in den BESTEN JAHREN. Liz ist an einem Lebens-Punkt angelangt, wo vieles stagniert: Beruf, Ehe, überhaupt. Die „üblichen Gedanken“ und Fragen in den Bald-Lebens-Vierzigern: War es DAS? Weswegen man sich so abgestrampelt hat? „Passiert“ noch was? Oder ist es vernünftiger, gar besser, sich mit dem Erreichten zufrieden zu geben/abzufinden? Es läuft doch im Grunde ganz gut. Ganz ordentlich. Also? Aber da ist diese Unruhe, da entstehen diese Bilder, Wünsche, Ideen. Von bzw. vom MEHR. Liz trifft „unangenehme“ Entscheidungen. Erst die Scheidung, dann auch die Trennung vom Lover. Neue INSPIRATIONEN müssen her. Andere Orte. Aufenthaltsorte. Neue Menschen. Neue Empfindungen, Eindrücke, Erlebnisse.

Also macht sie sich auf ihren langen Weg. Um die Seele wieder voll zu tanken. Ohne Zeitlimit, ohne Druck. In Italien paaren sich Nichtstun und Essen. Gutes Essen. Ohne (Kalorien-)Tabellen. Mit sympathischen Zeitgenossen. (Wer sagte, genussvolles Essen ist der bessere Sex im Alter?).
In Indien beginnt sie sich, in der Meditation zu begreifen. Mit einem „engagierten“ wie traurigen Texaner im Schlepptau (wieder einmal famos, der 62-jährige RICHARD JENKINS; 2007 „Oscar“-nominiert für die Hauptrolle in „“The Visitor – Ein Sommer in New York“). Der hat – alkoholbedingt – seine Familie zuhause verloren und sucht ebenfalls nach dem seelischen Gleichgewicht. Zugleich beginnt Liz mit der Dauerfreundschaft zu einer alleinerziehenden Apothekerin. Die letzte Station heißt Bali. Dort könnte Liz die spirituelle wie emotionale Erfüllung finden.

WIE, DAS war´s? JA. Kitschig, nicht wahr? Nö. Aber doch ziemlich verhuscht, oder? Nö. Aber irgendwie porentief blöd, ja? Nö. Aber das riecht doch nach Kunstgewerbe, Postkarten, Touri-MUS-Augen? Nein. Warum soll an dem persönlichen, individuellen Motto „Ich bemühe mich, für MICH etwas zu tun“ unbedingt etwas/alles dämlich sein? Ein Mensch, eine Frau fühlt „was“. Kann DAS aber lange Zeit nicht definieren noch rational vermitteln. Also hält man sie für überkandidelt. Doch sie besteht auf IHREM ICH und macht Dinge, die „man“, hier „frau“, allgemein nicht machen. Sollen. Dürfen. Sinn-Suche im 21. Jahrhundert? Und dann eben nicht von einem neurotischen Tarzan, sondern von so einer „verhuschten Fregatte“??? Na gut, diese wird von der „Oscar“-Preisträgerin, der 42-jährigen JULIA ROBERTS, personell „gefüllt“, doch die gute Julia, die sowohl als „Pretty Woman“ (1990) bezauberte wie auch als „Erin Brockovich“ (2000/“Oscar“) überzeugte, macht daraus eben keine Julia-Roberts-Lächel-Show: „Eat Pray Love“ ist nicht die Performance eines attraktiven Hollywood-Stars, sondern die unterhaltsame wie reizvoll-spannend-mühevolle Geschichte um eine außerordentlich „proppere“ tolle Frau. Die bereit ist, alle Bequemlichkeiten ihrer bisherigen Existenz abzustreifen, um weiterhin Sinn und Spaß am Leben zu haben. Dafür ist sie bereit, Konventionen, Regeln zu übertreten, zu brechen. Nur für sich. Das ist es.

Julia Roberts fügt sich „voll“ ein – das heißt:
NATÜRLICH ist JULIA ROBERTS nach ihrer Baby-Pause wieder einmal „groß“, reizvoll, die volle Leinwand-Breite prächtig, charmant, melancholisch füllend. Na und? Wir befinden uns im Kino. Wo Kopf UND Bauch angesprochen sein wollen. Wie hier. Und wo zudem auch noch die Augen mit phantastischen Gegend-Motiven prächtig aufblühen dürfen. Schöne Landschaften-pur. Auch DAS noch (Kamera: Der 2fache „Oscar“-Preisträger ROBERT RICHARDSION/“Aviator“ + „JFK – Tatort Dallas“). Zudem setzt der italienische Komponist und „Oscar“-Preisträger DARIO MARIANELLI („Abbitte“) auch noch stimmungsvolle Soundtrack-Begleitzeichen, meine Güte.
„Eat Pray Love“ tut gut. Emotional, bisweilen gedanklich, manchmal auch nicht. Wenn es nur plappernd plätschert. Doch immer halt jut (= berlinerisch für zusagende Empfindungen).

Den Kollegen RICHARD JENKINS habe ich schon gelobt, was für ein Akteur, auf den endlich auch des Öfteren die Leinwand-Sonne verdientermaßen gerichtet ist. Der Penélope Cruz-Gatte JAVIER BARDEM (40/“Oscar“-Preisträger für seinen fiesen Killer-Wüterich in „No Country for Old Men“) kommt als „schmuse-bäriger“, taffer Lover-Held in der tobenden Brandung daher und schön-weich-„männlich“ und schließlich „passend“ atmosphärisch ´rüber.

DER darstellerische Guru-Knaller aber ist zweifellos dieser charmige, fast zahnlose, wunderbar törichte indonesische Medizinmann KETUT LIYER, der die Liz-Julia verschmitzt-köstlich-weise schließlich „in die seelische Spur“ lenkt. Ein wunderbarer „Natur-Entertainer“.
Hey, entspannt Euch. Auch die Kerle. DIE dürfen, mit ihrer weiblichen Seite, gerne wie ruhig „mitfiebern“. Es ist okay, also schmackhaft: Essen, beten (na ja), lieben…, warum denn nicht??? (= 3 ½ PÖNIs).

Teilen mit: