DOWN IN THE VALLEY

Heute empfehle ich wieder einmal einen amerikanischen Film, der es hierzulande vorher weder auf die Kino-Leinwand noch ins Fernsehen geschafft hat, also jetzt, „auf Scheibe“, seine deutsche Erstaufführung erlebt. Dabei handelt es sich um den 2004 produzierten Film

DOWN IN THE VALLEY“ von David Jacobson (B+R; USA 2005; 112 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 07.02.2007); dessen ersten beiden Spielfilme „Criminal“ sowie „Dahmer“ (= über einen gleichnamigen Serienmörder) bei uns ziemlich unbekannt geblieben sind. In seinem neuen Film erzählt er von einer schicksalhaften Tankstellen-Begegnung mitten im dicht besiedelten kalifornischen San Fernando Valley: Zwischen einer süßen „Lolita“ und einem mysteriösen „Cowboy“.

Sie, Tobe, steckt in der Rest-Pubertätsphase, kommt mit dem „engen Zuhause“ nicht zurecht, wo es noch den jungen, sensiblen 13-jährigen Bruder Lonnie sowie den strengen Polizisten-Stiefvater Wade gibt. Er, der sich Harlan nennt, ein Mittdreißiger, wirkt mit seinem weißen Cowboyhut und den schweren Stiefeln wie ein Fossil aus dem Wilden Westen; scheint so gar nicht in diese zivilisierte Auto-Gegenwart von Los Angeles zu passen. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Die Affäre winkt. Aber längst nicht so klischeebeladen wie denkbar, sondern eher ruhiger, klüger, durchdachter.

„Down In The Valley“ ist eine leise, spannende Moritat über zwei ungleiche Wut-Menschen, die über ihr Leben nicht so „verfügen“ können wie sie wollen. Erzählt von einer verirrten/verwirrten Macho-Seele, die lieblos aufgewachsen und behandelt wurde und irgendwann in der Phantasiewelt des Wilden Westen als ständige Lebenslüge hängengeblieben ist. Ein ebenso nett-charismatischer wie sympathisch-charmanter, aber irgendwie auch immer „gefährlicher Bruder Leichtfuß“: Der sich in ein gedankliches wie seelisches „Amerika“-Korsett gezwängt hat und sich weigert, da wieder herauszukrauchen, um die (Lebens-)Realitäten endlich wahrzunehmen. Sie dagegen, Tobe, die Weitaus-Jüngere, ist da schon viel weiter, denkender, individueller, realistischer. Dabei immer auffallend/im ständigen Blickfeld: Die hier bzw. heute weiterhin allgegenwärtigen Waffen, die alles „regeln“ können/sollen; im „amerikanischen Zweifelsfalle“ auch die zwischenmenschliche Unmöglichkeit einer privaten Kommunikation.

Solch einen wahrhaftigen, illusionslosen Blick auf „Amerika/Kalifornien“ riskieren die „größeren Hollywoodfilme“ ganz selten. Ein durch die hervorragenden Darsteller hochinteressanter, spannender Film: Der damals 34-jährige Mit-Produzent EDWARD NORTON („Zwielicht“; „American History X“; „Roter Drache“) zählt ja bekanntlich zu den gegenwärtig aufregendsten wie unverbrauchtesten Schauspielern Hollywoods und kann inzwischen weltweit auf viele neugierige Fans bauen. An seiner überzeugenden Seite: EVAN RACHEL WOOD („An deiner Schulter“), DAVID MORSE („The Green Mile“/als Partner von Tom Hanks) sowie RORY CULKIN („Signs – Zeichen“). Einmal fällt im Film der Stiefvater-Satz: „Amerika ist hart zu den Sanftmütigen“; der kann als Tenor/Moral des packenden Kammerspiel- Dramas gelten… Eine Prima-DVD-Entdeckung (= 4 PÖNIs).

Anbieter: „Tobis“ / „Universum Film“

 

Teilen mit: