DIRTY GRANDPA

PÖNIs: (4,5/5)

„DIRTY GRANDPA“ von Dan Mazer (USA 2015; B: John Philips; K: Eric Alan Edwards; M: Michael Andrews; 102 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.02.2016); über IHN, den gefühlten 100fachen „Oscar“-Preisträger, kann man sich nur wundern. Hat schon in mehr als 90 Filmen mitgespielt und ist weiterhin aktiv als gäbe es kein Morgen mehr (zuletzt in „Man lernt nie aus“ als Senioren-Praktikant und in „Bus 657“ als mal wieder Casino-Gangster/= kam bei uns gleich fürs Heimkino heraus): ROBERT DE NIRO, 72. Jetzt hat er etwas gewagt, was einem zweifachen „Oscar“-Preisträger offensichtlich von einigen Kritikern ziemlich übel genommen wird: Er hat sich für einen Zoten-Film verpflichtet. Sozusagen als „Hangover“-Opa. In den USA hat er dafür ebenso Kritik-Prügel bekommen wie teilweise bei uns. Ich mag ihn dagegen. Also De Niro sowieso UND diesen Film auch. Sogar sehr. Habe viel lachen können. Müssen.

Dabei beginnt alles mit: DAN MAZER. Um an den Spaß heranzukommen. Dan Mazer, Jahrgang 1971, ist ein britischer Komiker, Drehbuch-Autor, Produzent und Regisseur. Hat während seines Studiums (Jura in Cambridge) Sacha Baron Cohen kennengelernt und ihn dann als langjährigen Autor und Produzenten begleitet. Beide entwickelten die Anarcho-Charaktere Ali G und Borat fürs Fernsehen und fürs Kino. 2007 erhielt er für seine Drehbuch-Mitarbeit am ersten „Borat“-Film eine „Oscar“-Nominierung. Sein Regie-Spielfilm-Erstling hieß 2013 „Das hält kein Jahr“ und war ziemlich schlaff (s. Kino-KRITIK). Sein zweiter Film holt dagegen deftig-heftig toll-komisch aus.

De Niro mimt das ungehemmte Alters-Ferkel Richard „Dick“ Kelly. Der 72jährige Ex-Elitesoldat hat gerade seine Ehefrau beerdigt und beabsichtigt schamlos, weiterhin „am Leben“ teilzunehmen. Teilzuhaben. Was das für ihn in allererster Anfangslinie bedeutet, drückt er sogleich gegenüber seinem Enkel Jason (ZAC EFRON) unverblümt-direkt aus: Ficken, ficken, ficken! Das Altersmotto der Stunde. Während der smarte wie verkrampfte wie verklemmte Jung-Anwalt und bald standesgemäß heiratende Jason fassungslos ist („Ach du Scheiße“), krallt sich Opi seinen Jung-Spund und begibt sich mit ihm – im rosa Mini-Cabrio – auf eine Tour. Angeblich zum Golfspielen. Doch natürlich wird es ein fetziger Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll-Trip. „Mit allem Drum und Dran“. Bei dem der konsequente Oldie den unanständigen, köstlich-komischen Ton angibt. Während Junior das Fremdschämen ausgiebig kennenlernt, bevor er selbst zum „Frontal-Sünder“ mutiert. Der Aufenthalt beim legendären Spring Break jedenfalls wird seine spießige Habacht-Lebenssicherheits-Einstellung gründlich verändern.

Während wir uns herrlich schief lachen. Dürfen. Nicht nur momentweise, sondern permanent. So schlüpfrig-pointiert gab es einen ROBERT DE NIRO noch nie. Der Kerl probiert einfach alles. Bindet die Krawatte ab, lässt den ewigen Mafiosi außen vor, zieht sogar mal das Hemd aus, um vaginalen Humor verbal-lästerlich zu verbreiten. Ete-Pe-Tete-Anstand war gestern und vorgestern und vorvorgestern, jetzt triumphiert der Lach-Sack. ROBERT DE NIRO. Als „Hangover“-Slapstick-Typ. Mit Komiker-Charme. Bei dieser urigen Nummernrevue. Prädikat: Sagenhaft. Kess. Frech. Wunderbar irre. Überdreht. (Was einige Feuilletonisten offenbar arg verstört. Dass ein Welt- und Ausnahme-Star wie de Niro sich im Alter einmal „so“ ungehemmt gehen lässt….). ROBERT DE NIRO oder: Der die Contenance verliert. Völlig. Genüsslich. Pfiffig. Herumalbernd. Die Unmoral-Keule twistend. Deutlich. Direkt. ROBERT DE NIRO oder: Der voll auf die knackige Ulk-Zwölf zielt. Pfui schön Deibel. Doll-komisch. Und mit der ewigen deutschen Super-de Niro-Stimme von CHRISTIAN BRÜCKNER auch adäquat-geschmacksprollig ‚rübergesprochen.

Wer soll „DIRTY GRANDPA“ meiden?: Prüde, Vornehme, Feinsinnige, Kunstsachverständige. Fundamentalistische Cineasten. DIE werden den Film erst in ein paar Jahren mögen, wenn auf irgendeinem Festival plötzlich seine komischen Qualitäten entdeckt und hofiert werden. Der Rest darf schon heute dieses tolle, verblüffende Robert De Niro-Proll-Vergnügen wiehernd genießen. Mit einem „Bubi“ ZAC EFRON („Bad Neighbours“) an seiner Seite als Prima-Stichwortgeber. Der tatsächlich irgendwann außerbürgerlich „wach“ wird. Und zum Locker-Boy mutiert.

Robert De Niro & Zach Efron: D i e „Blues Brothers“ 2016 (= 4 ½ PÖNIs).

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