DIE GEWERKSCHAFTERIN

PÖNIs: (4/5)

„DIE GEWERKSCHAFTERIN“ von Jean-Paul Salomé (Co-B + R; Co-B: Fadette Drouard; K: Julien Hirsch; M: Bruno Coulais; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.04.2023);

DIE RESOLUTE POLIT-FIGHTERIN. Titel = „DIE GEWERKSCHAFTERIN“ von Jean-Paul Salomé (Co-B + R; Fr/D 2021; Co-B: Fadette Drouard; nach dem Roman „La Syndicaliste“ von  Caroline Michel Aguirre/2019; K: Julien Hirsch; M: Bruno Coulais; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.04.2023). Zur Zeit auffallend  –  starke Frauen, starke Filme. Siehe u.a.: CATE BLANCHETT in „TÁR“;  PAULA BEER in „Roter Himmel“;  OLIVIA COLMAN in Empire of Light“;  und jetzt ISABELLE HUPPERT in „La Syndicaliste“ (Originaltitel). „DIE GEWERKSCHAFTERIN“ erzählt von wahren Begebenheiten im Leben der französischen Gewerkschafterin Maureen Kearney, die Opfer eines furchtbaren Überfalls und einer anschließenden Schmutzkampagne wurde, als sie 2012 die Machenschaften der französischen Atomindustrie aufdecken wollte.

Du bist engagiert. In einem Atomkonzern. Areva. Als Repräsentantin der Gewerkschaft CFDT. In Paris. Setzt dich vor allem für die Interessen von Unmengen von Arbeitnehmer/Innen ein. Was der männlichen Oberschicht gegen den Strich geht. Wo man zweifelhafte Machenschaften pflegt. Und als die Chefetage personell neu-besetzt wird, verändert sich auch die Firmen-Position. Ein Whistleblower stellt Maureen Kearney Dokumente zur Verfügung, aus denen die Firmen-Absicht hervorgeht, mit China demnächst lukrative Geschäfte abwickeln zu wollen. Wodurch viele französische Arbeitsplätze gefährdet-sein würden. Bedeutet zunächst: Achtung, Befehl – wir akzeptieren künftig keine Widersprüche; WIR bestimmen nun die politische wie finanzielle Richtung; und vor allen Dingen lassen wir uns schon gar nichts von Frauen sagen. Deren Engagements sind nicht mehr gewollt, schließlich sind Frauen zweitrangig. Und wenn diese DIES nicht zu akzeptieren bereit sind und weiter von wegen Machtmissbrauch und Korruption wettern, müssen „härtere Töne“ angeschlagen werden. Wortwörtlich – angeschlagen. Maureen Kearney, die taffe Gewerkschafterin, will sich nicht nur nicht bedingungslos den Anordnungen „von Oben“ beugen noch ist sie bereit, klein beizugeben. Ganz im Gegenteil. Doch je mehr sie sich engagiert, um so mehr wird sie attackiert. Erst „nur“ telefonisch, mit vermeintlichen üblen Ankündigungen, dann über eklige Gewalt-Drohungen, und schließlich: Maureen Kearney wird gefesselt und traumatisiert in ihrer eigenen Wohnung aufgefunden. Einen Tag vor dem vereinbarten Treffen mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande. Vom Täter fehlt jede Spur, und sie vermag sich nur bruchstückhaft erinnern. Die – zumeist männlichen – Ermittler arbeiten unter Hochdruck, denn Maureen war als Gewerkschafterin dubiosen Abkommen in der einheimischen Atomindustrie auf der Spur, die auch einflussreiche Entscheidungsträger belasten würde. Außerdem sind möglicherweise viele Pariser Arbeitsplätze auf der Kippe. Immens viel Geld und Macht werden mehr und deutlicher sichtbar. Und dann tauchen plötzlich neue Indizien auf, die den Überfall auf Madame in Frage stellen. Nun wird immer lauter, dass Maureen Kearney dies alles organisiert, sprich gelenkt haben könnte. Maureen wird vom Opfer zur Verdächtigen. Was einigen männlichen „Schachfiguren“ gut in den komfortablen Geschäftskram passt.

Männer sind kompetent(er). Klar doch. Quatsch. Was sich anfangs als spannendes Politdrama bewegt, entwickelt sich zu einem packenden, dreckigen Thriller-Duell. Thema: Wie eine engagierte Frau ausgetrickst, verfolgt und abgeurteilt werden soll. Und auch wird. ISABELLE HUPPERT als Maureen Kearney und ihr Aufbäumen gegen eine Männerdomäne. Lange ist sie in dem störrischen Glauben, dass es sämtlichen Beteiligten nur um  Gerechtigkeits-Erreichen geht. Bis sie feststellen muss, dass man sie, die Unbequeme, tatsächlich aus dem Weg räumen will. Bis sie aggressiv attackiert wird („Ich höre nicht auf, bis ich sie drangekriegt hab'“).  Weil es um viel mehr geht. Isabelle Huppert ist der Volltreffer in diesem politischen Spannungsfilm. Dem es gelingt, aktuelle französische Geschehnisse von empört bis wütend aufzubereiten. Zusammenfassend aufzuklären. Wenn man zum Beispiel SIE an die Zielwand knallt und Madame trotzdem nicht resignieren will.

Gescheit. Clever. Klasse HUPPERT-haft. Unterhaltsam als Kopf-Polit-Wut-Gesellschaftsknüller (= 4 PÖNIs).

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