DIE ERSCHEINUNG

„DIE ERSCHEINUNG“ von Xavier Giannoli (Co-B + R; Fr 2017; Co-B: Jacques Fieschi; Marcia Romano; K: Éric Gautier; M: u.a. Jóhann Jóhannsson; 137 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.12.2018); er denkt und glaubt rationell; hat gerade einen Kollegen-Freund bei der Arbeit als Kriegsfotograf in Syrien verloren. Er ist traumatisiert, als ihn ein Anruf aus dem Vatikan erreicht. Dort gilt der investigative französische Journalist Jacques Mayano (VINCENT LINDON) als integrer Berichterstatter, der mit einem heiklen Auftrag beauftragt wird. Jacques, der nicht religiös ist, soll als neutraler Beobachter Teil einer Untersuchungskommission sein, um herauszubekommen, ob die 18-jährige Anna (GALATÉA BELLUGI) in ihrem Dorf im Südosten Frankreichs tatsächlich, wie sie behauptet, eine Marien-Erscheinung gehabt hat. Seitdem pilgern täglich viele Menschen dorthin, um dieses Mädchen zu sehen. „Zu erleben“. Die Katholische Kirche ist misstrauisch gegenüber einer Anerkennung als „Wunder“. Wie es der örtliche Pfarrer fordert. Dort angekommen, erlebt Jacques, welcher Hype und welche Hysterie ausgebrochen sind. Und welche „Ökonomie“ sich mittlerweile des „Ereignisses“ bedient. Als er mit Anna in Kontakt kommt, beginnt der sonst so praktisch denkende und erfahrene Skeptiker Jacques an der Recherche zu zweifeln. Erkennt in dem jungen Mädchen eine zutiefst aufgewühlte, gläubige, sensible Persönlichkeit. Immer mehr Ungereimtheiten tun sich auf, denen nur mit Logik und Fakten nicht beizukommen ist. Sein spezielles Einfühlungsvermögen ist mehr denn je gefragt.

Der 45-jährige französische Drehbuch-Autor und Regisseur XAVIER GIANNOLI, auch hierzulande durch seinen vorletzten Film „Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne“ von 2015 bekannt (s. Kino-KRITIK), hat ein kluges, packendes Psycho-Drama geschaffen, das Assoziationen zu den größeren Dan Brown-Verfilmungen „Sakrileg“ und „Illuminati“ weckt. Die Kirche, ihr gesellschaftliches Macht-Gebilde, „das religiöse Geschäft“ und die gesellschaftlichen Folgen im Umgang mit „sonderbaren Vorkommnissen“ und möglichen Heiligsprechungen. Ein Journalist bemüht sich um Wahrheitsfindung und gerät selbst „praktisch“ wie seelisch in den Strudel der vielen Fährten und Hinweise. Und mysteriösen Entdeckungen.

„L’apparition – Die Erscheinung“ ist ein formidabler Spannungsfilm der leisen Art; von wegen der faszinierend ruhigen, völlig unaufgeregten und sehr eindringlichen bilderstarken Niveau-Weise. Mit undurchsichtigen Figuren clever „hantierend“, während das exzellente Ensemble von dem besonnenen französischen Star VINCENT LINDON („Der Wert des Menschen“/2015) als Jacques angeführt wird. Seine Präsenz und seine diskrete Ausstrahlung sind enorm. Und lassen einen unspektakulären Thriller weit über sich hinauswachsen. „Fesselnd“ nannte „Hollywood Reporter“ diesen Sog-Streifen. Dem kann ich nur zustimmen (= 4 PÖNIs).

 

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