DER VERMESSENE MENSCH

PÖNIs: (4/5)

„DER VERMESSENE MENSCH“ von Lars Kraume (B + R; K: Jens Harant; M: Christoph M. Kaiser; Julian Maas; 116 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.03.2023);

SCHLAU. KLUG. Bedeutsam. Titel = „DER VERMESSENE MENSCH“ von LARS KRAUME (B + R; nach dem Roman „Morenga“ von Uwe Timm; D 2021/2022; K: Jens Harant; M: Christoph M. Kaiser; Julian Maas; 116 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.03.2023). Mit zwei Spielfilmen hat sich der Produzent und Autoren-Regisseur LARS KRAUME, der auch viele „Tatort“-TV-Krimis inszeniert hat, in die KINO-Erinnerungsgalerie begeben: „DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER“ (2015 /s. Kino-KRITK /5 PÖNIs)  sowie  „DAS SCHWEIGENDE KLASSENZIMMER“ (2018 /s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs). Als erster Kinofilm handelt „DER VERMESSENE MENSCH“ vom Genozid, den die „Deutsche Schutztruppe“ zwischen 1904 und 1908 in der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ begangen hat. Handelt von einem jungen Berliner Ethnologen, der zum Zeugen dieses Völkermords an den Ovaherero und Nama wird – und dabei auch die eigenen moralischen Grenzen übertritt.

Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts: Alexander Hoffmann (LEONARD SCHEICHER) ist ein ehrgeiziger Ethnologie-Doktorand an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Als Im Zuge der „Deutschen Kolonial-Ausstellung eine Delegation von Herero und Nama aus aus der südwestafrikanischen Kolonie nach Berlin reist, lernt Hoffmann die Dolmetscherin der Gruppe, Kezia Kambazembi (GIRLEYCHARLENE JAZAMA) kennen. Hoffmann  entwickelt ein intensives Interesse an den Hereround Nama  – und widerspricht nach den Begegnungen und Gesprächen mit ihnen den gängigen evolutionistischen Rassentheorie. Nachdem der Aufstand der Herero und Nama in der Kolonie niedergeschlagen wird und die Kolonialherren einen blutigen Vernichtungskrieg beginnen, reist Hoffmann im Schutz der kaiserlichen Armee durch das Land und sammelt für das Berliner Völkerkundemuseum zurückgelassene Artifakte und Kunstgegenstände. In Wahrheit aber begibt er sich auf die Suche nach Beweisen für das Unrecht, das hier von den Besatzern verübt wird. Erlebt, wie deutsche Soldaten mit unmenschlicher Härte den Vernichtungsbefehl ausführen. Doch auch der Ethnologe überschreitet zunehmend moralische Grenzen, als er einwilligt, seinem Berliner Professor (PETER SIMONISCHEK) Schädel und Skelette von toten Herero zum Zwecke der Forschung zu schicken.

Die Kolonialverbrechen, die Deutschland zur Jahrhundertwende im heutigen Namibia begangen hat, stehen seit geraumer Zeit in der historischen Diskussion hierzulande. Dass der Spielfilm von Lars Kraume den Blick auf eine Wunde lenkt, die nie verheilt ist, liegt auch daran, dass noch immer Tausende Totenschädel in deutschen Museen lagern „Der vermessene Mensch“ ist für den schulischen Geschichtsunterricht dringend geeignet (= 4 PÖNIs).

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