DER NUSSKNACKER UND DIE VIER REICHE

„DER NUSSKNACKER UND DIE VIER REICHE“ von Lasse Hallström und Joe Johnston (USA 2016/2017; B: Ashleigh Powell; Simon Beaufoy; basierend auf E. T. A. Hoffmanns Erzählung „Nussknacker und Mausekönig“ sowie auf dem Peter Tschaikowski-Ballett „Der Nussknacker“; K: Linus Sandgren; M: James Newton Howard; 100 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.11.2018); das Misstrauen war berechtigt – der diesjährige DISNEY-Weihnachtsfilm läuft bereits am 1. November an. Warum? So früh? Antwort: Weil er ziemlich misslungen ist und fürs tatsächliche Weihnachts-Hit-Kino zu simpel daherkommt. Dabei sind doch alle Voraussetzungen für ein unterhaltsames emotionales Spektakel gegeben: Diese phantasievolle Geschichte des deutschen Romantik-Literaten E. T. A. Hoffmann (1776 – 1822), die schon viele Male filmisch adaptiert wurde, ist zeitlos zu verwenden, und die populären Kompositionen von Peter Iljitsch Tschaikowski für das wunderbare Ballett klingen und sind ebenso: „von Dauer“.

Der Nussknacker 2018 oder: Die Geschichte geht weiter. Königin Marie ist verstorben, ihre Tochter Clara (blass: MACKENZIE FOY) erreicht jetzt die Zauberwelt. Wo ihr der Nussknacker-Soldat Phillip (blass: JAYDEN FOWORA-KNIGHT) treu und tapfer zur Seite steht. Denn im Reich herrschen Missgunst, Intrigen und Streit. Clara will hier den Schlüssel für ein Silber-Ei finden, das von ihrer Mutter stammt und in dem sich „was“ verbirgt. Doch zunächst muss sie sich gegen die garstige Mutter Ginger (blass: HELEN MIRREN) und ihre Mäuse-Armee behaupten und verbündet sich zu diesem Zweck mit der Zuckerfee (KEIRA KNIGHTLEY). Doch Menschenkenntnis ist – noch – nicht Claras Sache.

„Außen“ ist der Film prachtvoll. Opulent. In einem Prunk-Schloss (mit erlesenen russischen Zwiebeltürmen) stoßen wir auf wunderschöne Ballkleider, blicken auf grandios choreografierte Tanzszenen, erleben pompöse Ballett-Einlagen, während die Nussknacker rot-glänzende Uniformen mit glitzerndem Goldschmuck tragen und wir die dominante Filmmusik von James Newton Howard hören, die sich natürlich an Tschaikowski orientiert. Alles wäre also in prächtiger Spaß-Laune, gäbe es nicht „im Innern“ zu viel auszusetzen: Der Film ist nicht lustig! Das Geschehen ist vorhersehbar, langweilt demzufolge mächtig; die Magie wirkt nur als Behauptung, weil die Darsteller blass ´rüberkommen, allen voran die Hauptfigur, die hier unsägliche 17jährige MACKENZIE FOY als 14jährige Clara, die nur immer hilflos mit ihren Frage- und Staune-Augen rollt und weder Spannung noch Kitzel zu verbreiten in der Lage ist. Sondern nur lähmend agiert. Und wenn gegen Ende sogar kriegerisch-kriminalistischer Ernst im humorlosen Blickpunkt dominiert, ausgebreitet wird, wirkt dies nur noch: unangenehm. Heftig. Deftig. Für ein Kinder-Publikum. Um danach wieder, als wäre nichts geschehen, naiv-lieblich-kindliche Töne anzustimmen. Blöd.

Ach so ja: MORGAN FREEMAN hat hier auch eine kurze blasse, unwichtige Opa-Rolle. Dieser neue Nussknacker-Disney-Streich schmeckt ziemlich bitter-süß (= 2 PÖNIs).

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