„DEINE JULIET“ von Mike Newell (GB/USA 2017; B: Kevin Hood; Thomas Bezucha; Don Roos; nach dem Roman „The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society“ von Mary Ann Shaffer/2008; K: Zac Nicholson; M: Alexandra Harwood; 124 Minuten; deutscher Kino-Start: 09.08.2018); sein Name verbindet sich mit einer der schönsten britischen Komödien aus den Neunzigern: „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, aus dem Jahr 1994. Der britische Regisseur und Filmproduzent MIKE NEWELL, Jahrgang 1942, erzählt wieder einmal HERZ-erwärmend über viel Schicksal und noch mehr über spannende Gefühle. Ausgangspunkt: Der Brief-Roman der Buchhändlerin und Bibliotheksangestellten Mary Ann Shaffer (1934 – 2008), der zum Bestseller mutierte und bis heute weltweit 7,5 Millionen Mal verkauft wurde. Dessen Erfolg aber die Autorin nicht mehr miterlebte; sie verstarb kurz vor der Veröffentlichung. Hierzulande kam der Roman unter dem Titel „Deine Juliet – Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“ ebenfalls 2008 in den Handel. Wie es zu dem eigenwilligen Titel kam? GUERNSEY ist die zweitgrößte britische Kanalinsel. Im Juni 1940 wurde sie von der deutschen Wehrmacht besetzt. (Es war das einzige Gebiet Britanniens, das während des Zweiten Weltkriegs von den Deutschen besetzt wurde). Als sich Einheimische eines Nachts bei einer Überprüfung durch Nazis in die Enge getrieben sehen, liefern die mitgeführten Bücher und Kartoffelschalen die spontane Erklärung dafür, Mitglieder des Literaturclubs zu sein.
Juliet Ashton (LILY JAMES) ist in den späten 1940er Jahren Schriftstellerin und lebt in London. Als sie eines Tages ein außergewöhnlicher Brief aus Guernsey positiv aufschreckt. Dort lebt der Farmer Dawsey Adams (MICHIEL HUISMAN), und er sucht ein ganz besonderes Buch. Angetan von der Bitte und der Kenntnis, dass Dawsey Mitglied im örtlichen Literaturverein „Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“ ist, beschließt sie, selbst dorthin zu reisen, um über diesen, offensichtlich eigenwilligen Buchclub und seine Geschichte zu schreiben. Die Begegnung mit den Insulanern fällt herzlich aus, doch über sich Schreiben-Lassen, das wollen die Einwohner ganz und gar nicht. Diesbezüglich gehen sie – geheimnisvoll – auf Distanz. Was Juliet auch „detektivisch“ werden lässt.
Man kann dem Folgenden in zweierlei Maß begegnen: Hübsch, aber – gegen Ende – mit leichtem Zucker übertüncht, oder, wie ich: Eine wunderschön (vor Ort) fotografierte Geschichte um dezent vorgebrachte tragische Schicksale vom fatalen Gestern und der Aufarbeitung im willkommenen (= optimistischen) 1946er-Heute. Wie einst die schlimmen Ereignisse die überschaubare Gemeinschaft-hier hat fest zusammenfinden lassen, das ist das eigentliche Herzstück des Films. Bei dem sich Mike Newell jede (spürbare) Anstrengung versagt, mit leisen, feinen Gesten, Blicken und Moment-Berührungen liebevoll argumentiert und – natürlich – einer Romanze zwischen dem alleinerziehenden Farmer Dawsey und der von den Menschen und der einzigartigen Landschaft sehr angetanen Juliet hübsch entgegensteuert. Deren Verlobter in London auf ihre Rückkehr wartet. Dazu, wie angenehm, wird auch auf bombastische Klänge verzichtet, stattdessen gerät das Geschehen selbst in einen zauberhaft-sympathischen Rhythmus von Schmerz & Herz inmitten von imposanten Landschaftsmotiven. „Deine Juliet“ ist ein ausgesprochener Wohlfühl-Film.
Den „Cinderella“- und „Mamma Mia 2!“-Star LILY JAMES herzergreifend-charmant und vortrefflich „britisch“-gekleidet anführt. Doch in einem Film von Mike Newell werden auch die dörflichen Nebenakteure vorzüglich eingebunden wie zum Beispiel PENELOPE WILTON als Amelia Maugery und der ewig junge TOM COURTENAY als Eben Ramsey. Während der Niederländer MICHIEL HUISMAN (der Daario Naharis aus „der „Game of Thrones“-Serie) als herziger Natur-Kerl Dawsey mit charismatischer Präsenz schmachtet.
„DEINE JULIET“ ist Zum-Mögen-Schön (= 4 PÖNIs).