DAS ZWEITE LEBEN DES MONSIEUR ALAIN

PÖNIs: (3,5/5)

„DAS ZWEITE LEBEN DES MONSIEUR ALAIN“ von Hervé Mimran (Co-B + R; Fr 2018; Co-B: Hélène Fillières; basierend auf den Memoiren des einstigen Airbus- und Peugeot-Managers Christian Streiff; K: Jérôme Alméras; M: Balmorhea; 100 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.08.2019); Motto: Wenn sich „Ziemlich beste Freunde“ mit „Sch’tis“-Charme in der Kopienschleife zeigt. Dabei ist der Originaltitel „Un homme pressé“, also: „Ein Mann unter Druck“, präziser. Dieser Dauerläufer heißt Alain Wapler (FABRICE LUCHINI) und existiert nur für die erfolgreiche Arbeit. Befindet sich ununterbrochen auf der Überholspur eines gierigen und zudem privat unnahbaren Managers. Erste Körper-Warnungen im Hinblick auf die Gesundheit ignoriert Monsieur („Ich ruhe mich aus, wenn ich tot bin“). Doch dann ereilt ihn ein Schlaganfall. „In zwei Wochen muss ich wieder so sein wie vorher“, befiehlt er den Ärzten. Schließlich findet in zwei Wochen der wichtige Autosalon in Genf statt. Wo er das neueste Fahrzeugmodell seines namhaften Autohauses präsentieren will.

Natürlich geht das schon gar nicht. Das mit dem Bestimmen an bzw. über seinen voll gestressten Körper. Zumal er erhebliche Schäden im Sprachzentrum und Erinnerungsvermögen „vorzuweisen“ hat. Was zu einem fortwährenden „eigenwilligen“ Sprachgebräu führt. Was der Film ziemlich überstrapaziert. Wenngleich: Wie dieser fantastische FABRICE LUCHINI seine unwillige Type Alain körpersprachlich wie verbal vorführt, ist alle Pointen-Ehre wert. (Allerdings – wir haben den Film in der OmU-Version gesehen; wie die deutsche Synchronisation dies wohl „hingekriegt“ hat…). Jedenfalls ist Fabrice Luchini, Pariser des Jahrgangs 1951, einst sehr in Eric Rohmer-Filmen involviert („Die Frau des Fliegers“; „Claires Knie“; „Vollmondnächte“) und zuletzt, 2016, als nuschelnder Adeliger in der Groteske „Die feine Gesellschaft“ in extraordinärer Erinnerung, eine ironische, kluge Vollpfosten-Macher-Wonne. Angenehm-unangestrengt wie listig ist er dabei-zu-beobachten, wenn es darum geht, die eigentliche Tragik mit „lächerlicher Sprach-Komik“ zu verbinden. Aufzupeppen. Dank IHM bleibt man an dieser Wohlfühlgeschichte um einen Getriebenen dran, der sich zurücknehmen MUSS; um endlich die vielen Kleinigkeiten von wahren Freuden menschlichen Alltags entdecken zu dürfen. Dabei kann er sich der sympathischen Unterstützung durch seine engagierte Logopädin (ausgesprochen charismatisch: LEILA BEKHTI) und durch seine erwachsene und lange vernachlässigte Tochter (REBECCA MARDER) gewiss sein. Sowie durch seinen treuen Hund.

Am Ende rundet der „Jakobsweg“ diese kleine französische Wohlfühlperle freundlich ab (= 3 1/2 PÖNIs).

Teilen mit: