PÖNIs: (4/5)
„THE CRIME“ von Nick Love (Co-B + R; GB 2012; Co-B: John Hodge; K: Simon Dennis; M: Lorne Balfe; 113 Minuten; deutscher Kino-Start: 28.02.2013); die Erinnerungen – an einen der besten britischen Krimis: Originaltitel „The Long Good Friday“, deutscher Titel: „RIFIFI AM KARFREITAG“ (s. Kino-KRITIK). 1979 entstanden, bei uns erst am 22.01.1987 ins Kino gekommen. Stand hierzulande lange auf dem DVD-Index, die moralische Prüfinstanz hatte mal wieder Probleme ob der angeblich „übergroßen Gewalt“. „Beatle“ George Harrison hatte gerade seine Produktionsfirma „Handmade Films“ gegründet, kaufte damals den Film im „fertigen Zustand“ und brachte ihn mit großem Erfolg in die britischen Kinos. „The Long Good Friday“ stellte d e n Londoner Paten in den Mittelpunkt des packenden Geschehens, Harold Shand. Der ist ein ganz harter Hund von Gangsterboss, der glaubt, London „in der profitablen Tasche“ zu haben. Muss sich aber dann eines „böseren“ belehren lassen. Denn plötzlich gibt es sehr viel „Randale“ in seiner Umgebung. Gegen ihn. Und seine Geschäfte. Was ihn völlig irritiert. Und ausrasten lässt. BOB HOSKINS spielte diesen Harold Shand aus dem faszinierenden Adels-F-F. Unwiderstehlich. Unvergessen eindrucksvoll. Grandios. Um ihn herum stapften immerhin Asse wie die junge Helen Mirren und „Lemmy Caution“ Eddie Constantine (als amerikanischer Mafioso) sowie ganz kurz Pierce Brosnan als Killer wütend durch die hitzige Szenerie. Ein Meisterwerk von britischem Kriminalfilm.
Der heutige „Bob Hoskins“ des britischen Spannungskinos ist der bullige RAY WINSTONE. Jetzt endgültig mit diesem explosiven Polizeifilm. Der am 19. Februar 1957 in London geborene Raymond „Ray“ Andrew Winstone ist ja bekannt für seine „robusten Rollen“. In Filmen wie „Departed“ von Martin Scorsese überzeugte er als blutrünstiger Mr. French, ebensolche genüssliche Fieslinge mimte er prächtig in „Abschaum – Scum“ (1979), „Ladybird, Ladybird“ (1994), vor allem in „Sexy Beast“ (2000), aber auch in „London Boulevard“ (2010). Hier nun, in „The Sweeny“ (Originaltitel), ist er ein „positiver Drecksack“. Als Jack Regan, Chef einer polizeilichen Sondereinheit der London Metropolitan Police, darf er die Regeln, das Gesetz, „verwenden“, anwenden, wie er möchte. Weil die „Quote“ stimmt. Die Aufklärungsquote des „unorthodoxen“ Teams liegt bei annähernd 100 Prozent. Doch natürlich stoßen nicht überall seine rüden Methoden auf Gegenliebe. Ganz im Gegenteil, im eigenen Haus treten neuerdings Scherereien auf. In Gestalt des neuen Chefs der internen Ermittlung. Ivan Lewis. Der dabei noch gar nicht weiß, dass seine Gattin mit Jack ein genüssliches Verhältnis pflegt. Jack & sein Kollegen-Kumpel George Carter jedenfalls müssen sich nun „doppelt“ wehren. Einmal gegen einen listigen Fiesling, der sie und das System widerlich auszutricksen gedenkt, und gegen diesen „Scheißbürokraten“ in der eigenen Behörde. Wie sagt man so zutreffend, „die Kacke“ ist voll am dampfen. Und gerät außer Kontrolle. Jack Regan aber lässt sich davon keineswegs beeindrucken. Oder gar abschrecken. Ganz im Gegenteil.
„The Sweeny“ basiert auf der gleichnamigen britischen TV-Serie aus den Siebzigern, 53 Episoden entstanden zwischen 1975 und 1979. 26 Folgen davon zeigte das ZDF 1980/81 unter dem Titel „Die Füchse“. In der Kino-Adaption „The Crime“ zielt alles in Richtung Spannung. Größtmögliche Anspannung. Auf die Aktionen. Action. Aber Action, die grandios Hollywood mehr als Paroli bietet. Mittendrin: Alphatier Jack. Regan. Der kein pardon kennt. Wenn es um „Gerechtigkeit“ geht. Dann dampft er mit denselben Mitteln wie seine Gegner durch das Gebiet. Benimmt sich im Grunde wie sie. „Legal“. Quasi. Geschützt durch seine Polizeimarke. Schlägt und schießt er mit seinen Leuten „genauso“ zurück. Hält er knallhart dagegen. Um diese Großschurken zur Strecke zu bringen. Zieht alle, wirklich ALLE Register. Egal, ob blutige Verfolgung über den Trafalgar Square oder in der ehrwürdigen National Gallery, diese amtlichen Outlaws kennen kein Halt. Fighten durch, machen weiter, wo andere längst kapituliert hätten. Bis selbst ihr eigenes Oberhaupt, Bürochef Haskins, sie nicht mehr „decken“ kann. Will. Doch für seine Randale-Cops gilt jetzt mehr denn je das Motto: von wegen „Deeskalation“. Mit uns doch nicht. In der Hauptstadt Britanniens herrscht fortan Ausnahmezustand.
Die Darsteller sind es. Die diese Polizei-Gang plausibel ‘rüber bringen. Die deren „Show“ phantastisch ausarten und krachen lassen. So dass deren Fieber faszinierend trifft. Auf dass dieser britische Reißer immer Action-heißer wird. Immer feuriger. In Sachen hochkarätigem Nervenkitzel. WIE hier „Die Füchse“ RAY WINSTONE & BEN DREW (= in „Harry Brown“ an der Seite von Michael Caine erstmals aufgefallen und hier als Quasi-Jack-„Sohn“ George prollend =) voller überbordender Energie und noch mehr Wut ihrem „Job“ besessen nachgehen, dampft aufregend von der ersten bis zur letzten Krimi-Sekunde. Auf und ab. Weil Winstone & Drew & all die anderen Klasse-Mitstreiter aus diesem überzeugenden Power-Ensemble charismatisch und präsent „abhotten“. „The Crime“ ist ein ganz schwarzer, schwarzhumoriger und sehr düster-atmosphärischer Rock ‘n’ Roll-Krimi. Marke britisch-erstklassig. Mitgeschrieben übrigens von John Hodge, dem einstigen „Trainspotting“-Autoren.
Also: Co-Autor und Regisseur Nick Love („The Firm – 3. Halbzeit“; „The Business – Schmutzige Geschäfte“; „The Football Factory“) hat mit „The Crime“ einen definitiven, also erstklassigen, „hungrigen“ Spannungshit geschaffen (= 4 PÖNIs).