The Company You Keep – Die Akte Grant Kritik

THE COMPANY YOU KEEP – DIE AKTE GRANT” von und mit Robert Redford (USA 2011; B: Lem Dobbs; K: Adriano Goldman; M: Cliff Martinez; 122 Minuten; Start D: 25.07.2013); sie nannten sich “Weathermen”. Den Namen hatten sie dem 65er Bob Dylan-Song „Subterranean Homesick Blues“ entnommen, wo es heißt: „Du brauchst keinen Wettermann, um zu wissen, woher der Wind weht“. Sie waren eine militante Untergrundorganisation, die 1969 aus der US-Studentenbewegung hervorging. Ihr Anliegen: Der staatlichen Gewaltausübung Paroli / Einhalt zu gebieten. Stichwort: Der Vietnam-Krieg. Im Namen des Volkes. Ihr aggressiver Kampf galt den Institutionen. Als dabei ein Wachmann getötet wurde, teilte sich die Gruppe. In Aussteiger und Radikalere. 2003 veröffentlichte der amerikanischen Schriftsteller Neil Gordon seinen Roman „The Company You Keep“, in dem historisch verbürgte Geschehnisse aus den 60er/70er USA-Jahren (die „Weather Underground Organisation“ gab es tatsächlich) mit einer fiktiven Spannungsgeschichte von heute verknüpft werden.

Der verwitwete Rechtsanwalt Jim Grant (ROBERT REDFORD) ist ein auf amerikanisches Bürgerrecht spezialisierter angesehener Anwalt. Der mit seiner 11jährigen Tochter Isabel in einem ruhigen Vorort von Albany, New York beschaulich lebt. Was Niemand ahnt, Jim Grant versteckt sich seit mehr als drei Jahrzehnten hinter einer falschen Identität. Als Nick Sloan war er einst wütender Kriegsgegner und „Weathermen“-Aktivist. Ben Shepard (SHIA LaBEOUF) ist ein forscher junger „Aktivist“ von heute. Der als hartnäckiger Journalist auf „geile Karriere“ setzt. Und jetzt eine „heiße Enthüllung“ wittert. Ebenso wie das aufgescheuchte FBI. Im Zusammenhang mit Jim Grant. Alias Nick Sloan. Der sich aufmacht, um die Weggefährten von einst aufzuspüren. Damit er beweisen kann, mit dem damaligen Mord an dem Wachmann in der Michigan-Bank nichts zu tun gehabt zu haben. Was als unruhige Kreuz-und Quer-Flucht durch das Land ausschaut, wird für Jim-Nick (und UNS) eine spannende Reise in dessen Vergangenheit. In die eigene schicksalhafte Identität und Biographie. Um vielleicht doch noch ein „richtig“ eigenes Leben endlich führen zu können. Während dem mithechelnden jugendlichen Reporter Ben mehr und mehr die beruflichen Unterschiede zwischen Aufklärungs- und Sensationsstory aufzugehen scheinen.

Die Revolutionäre sind in die Jahre gekommen. Doch das alte Fleisch ist immer noch ganz schön „beweglich“. Jedenfalls bei Jim Grant. Der aus seiner bürgerlichen Deckung plötzlich herausmuss, weil die neugierige Facebook-Schnüffler-Generation aufmuckt. Und ihn mit seinem Trauma konfrontiert – ist es legitim, mit Gewalt gegen das eigene Land vorzugehen, wenn dieses einen völlig amoralischen Krieg „im Namen des Volkes“ führt??? Oder: Was überhaupt bedeuten: Ideale? Wann machen sie, wann bekommen sie engagierten Sinn? In der Dauer-Theorie? Oder auch schon mal „praktisch“ angewandt? Vertreten? UND: Wie ist es eigentlich heutzutage – wer würde denn von smarten, gierigen Typen wie diesen Ben Shepard überhaupt auf die Straße oder in die praktische Rebellion gehen, wenn deren verfassungsmäßige Rechte von den Spitzen der Politik und des Militärs missachtet, missbraucht würden???

Hier wird zweifache „Oscar“-Preisträger Robert Redford, Jahrgang 1936, in seinem 9. eigenen Regie-Film politisch aktuell. Ohne natürlich „richtig“ oder auch nur annähernd eine „heldenhafte“ Antwort zu geben. Vermitteln zu können. Sein auf dem vorjährigen 69. Venedig-Festival im Wettbewerb – außer Konkurrenz – vorgestellter Polit-Thriller stellt brisante, hochinteressante, drängende Fragen. Dazu. Besitzt packende, „nervöse“ Gedanken. Was dem gescheiten Drehbuch des renommierten 53jährigen Autoren LEM DOBBS zu verdanken ist, den Steven Soderbergh („Kafka“, „The Limey“) so gerne des Öfteren für sich einspannt (zuletzt „Haywire“). Und die „prädestiniert“ von einem einmal mehr atmosphärischen wie engagierten Populär-Aktivisten ROBERT REDFORD überzeugend wie charismatisch transportiert/vermittelt werden. Sowie von einem gleichgesinnten, ebenso prominenten wie engagiert auftretenden großartigen Charakteren-Ensemble (die, von wg. Mini-Budget, teilweise für den Mindestlohn bereit waren mitzuspielen). Als da wären: Julie Christie, Susan Sarandon, Stanley Tucci, Chris Cooper, Terence Howard sowie auch, „ulkig,“ der grantelnde „Holtklotz“-Oldie Nick Nolte.

Der einzige Mitwirkende, der hier mit blassem Charme und wenig überzeugend in der exzellenten Darstellerriege arg schwächelt, ist „Journalisten-Bubi“ Shia LaBeouf, der seine intellektuellen Fähigkeiten vor allem über das ständige Hantieren mit seiner Brille langweiligen Ausdruck verleiht. Kein ernsthafter, glaubwürdiger Mitstreiter in einem hier ansonsten beeindruckenden Erwachsenenfilm. Von Polit-Thriller. Der gedanklich wie spannend großartig aufregt. Diskutablen wie hochemotionalen Sinnspaß verbreitet (= 4 PÖNIs).

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