Company Men Kritik

COMPANY MEN“ von John Wells (B+R; USA 2009; 109 Minuten; Start D: 07.07.2011); es ist der Debüt-Kinofilm des heute 55jährigen TV-Produzenten, dessen Hit-Serien wie „Emergency Room – Die Notaufnahme“ oder „The West Wing – Im Zentrum der Macht“ auch bei uns erfolgreich waren. Insgesamt erhielten die von John Wells produzierten Serien 262 „Emmy“-Nominierungen, sozusagen die TV-„Oscars“, von denen sie 55 gewinnen konnten. Zudem ist der in Alexandria/Virginia geborene und in Denver/Colorado aufgewachsene Autoren-Regisseur seit 2009 Boss der Gewerkschaft „Writers Guild of America“. Kein Wunder also, dass er mit seinem Spielfilm-Erstling auf eine offene amerikanische wie globale Polit-Alltagswunde stößt: Der Finanz-Crash von 2008 und die individuellen Folgen nach dem Zusammenbruch der New Yorker Großbank „Lehman Brothers“. Und zwar aus der gesellschaftlichen Folgen-Sicht „von oben“, dem Management. Von Managern. Von hochdotiertem Spitzen-Personal. Mit jeweils fetten Bonus-Klauseln im Vertrag. Das sich für „unantastbar“ hielt und nun ebenso wie „Die-da-Unten“, dem „Fußvolk“, mit dem „profanen Kapitalismusalltag“ konfrontiert wird.

Wie der Mitte 30-„Sieger“-Spezi Bobby Walker (BEN AFFLECK). Ein ehrgeiziger wie stolzer Bislang-Immer-Gewinner-Typ. Auf der Bislang-Immer-Überholspur. Mit toller Family (sprich patenter Ehefrau, zwei Kids), Porsche, Villa, Golf-Mitgliedschaft und alles „so was“. Von gleich auf jetzt ist damit nun Schluss. Die Firma ist ins Trudeln geraten. Beziehungsweise deren Aktienstand. Umstrukturierungen, Übernahme, Fusionen…stehen an. Man muss Personal abbauen. Auch das „teure“. „Oben“. Finanzkonsolidierung. Bobby will dies zunächst alles nicht wahrhaben. Macht so weiter wie bisher. Im nunmehr „nur noch“ privaten Leben. Muss erst kräftig eins auf die seelische Sozialschnauze bekommen, um die Kurve zu kriegen. Seine beiden alteingesessenen älteren Kollegen Gene McClary (TOMMY LEE JONES), der einst mit dem heutigen Konzern-Boss James Salinger (CRAIG T. NELSON) die Firma gründete und aufbaute, sowie Stratege Phil Woodward (CHRIS COOPER) haben noch eine gewisse „Überlebenszeit“, bevor es auch sie „erwischt“. Nur die ganz großen Player wie Salinger, die ausgefuchstesten und skrupellosesten, dürfen strahlen. Ihr Privatvermögen wird sich am Ende verzigfacht haben.

Der amerikanische Traum. Vom ewigen Gewinn. Wenn du nur hart arbeitest. Und clever bist. Forever Winner. John Wells kümmert sich weniger um die ökonomischen Motive des „amerikanischen Zusammenbruchs“, sondern mehr um diese amerikanische Ideologie: Sozusagen wie das, was „unten“ gang und gebe ist, der Kampf ums Dasein, Arbeitslosigkeit, Einschränkungen, sozialer Abstieg, nunmehr auch „oben“ abläuft. Sozusagen, wenn sich „Prekariatsstimmung“ jetzt auch „oben“ breit macht. Mit allen existenziellen wie philosophischen Ich-Folgen. Nöten.

Das hätte filmisch zwischen peinlich bis uninteressant ablaufen können, weil sich „das Mitleid“ mit „Denen“ sicherlich in Grenzen hält. Ist es aber nicht. John Wells versteht es geschickt, eine Glaubwürdigkeitsbalance zu entwickeln. Mit spannender Perspektive: Wie aus „Krise“ ein Besinnen auf wahre humane Ich- & Selbst-Werte werden kann. Möglicherweise. Als Denk-Art. Aber ohne Märchen-Charakter a la Hollywood. Ohne Kitsch-Sülze. Ganz im Gegenteil.
Warum das hier funktioniert?: Eindeutig – die markanten, einfach-großartigen Schauspieler. Deren Präsenz wie Interpretation stark ist. Wells brauchte sein namhaftes Ensemble praktisch nur „zu bewegen“, um Spannung, Neugier, Anteilnahme herauszukitzeln.

BEN AFFLECK (zuletzt „The Town“; „Oscar“-Preisträger als Drehbuch-Autor für „Good Will Hunting“, gemeinsam mit Matt Damon) mimt diesen Bobby-Erfolgskerl, der erst „richtig“ auf die seelische wie soziale Gusche fallen muss, bevor er endlich „in die Normal-Spur“ kommt, überzeugend. Kriegt sein „verdammtes Spießrutenlaufen“ gut hin. Und in den „harten“ Gesichtern von Charakter-Akteuren und „Oscar“-Stars wie TOMMY LEE JONES („Auf der Flucht“) und CHRIS COOPER („Adaption“) sind geradezu die Folgen von amerikanischer Finanz- und Ideologie-Katastrophe abzulesen. Die „wirken“ allein körpersprachlich bravourös. Anzumerken bleibt, dass sich zudem darstellerische Hochkaräter wie KEVIN COSTNER und MARIA BELLO („The Cooler – Alles auf Liebe“) hier nicht zu schade für überschaubare Stichwortgeber-Auftritte sind.

„Company Men“ oder – wenn Hollywood mal interessant-unterhaltsam politisch denkt (= 3 PÖNIs).

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