CLARA UND DAS GEHEIMNIS DER BÄREN

PÖNIs: (4/5)

„CLARA UND DAS GEHEIMNIS DER BÄREN“ von Tobias Ineichen (Schweiz/D 2012; B: Jan Poldervaart; nach dem Roman „Der Fluch der Bärin“ von Marian van der Heiden; K: Michael Schreitel; M: Fabian Römer; 94 Minuten; deutscher Kino-Start: 06.06.2013); habe seit Jahren keinen dermaßen tollen Abenteuerfilm für Kinder jedweden Alters gesehen. Die (Be-)Wertung euphorisch vorab: Dies ist ein kleiner großer Film zum SATT-SEHEN: für die Augen und fürs Herz. DER mit seinen wunderbaren Bildern mehr erzählt als mit Worten. Der magisch-sympathisch und stimmungsvoll-stimmig eine imposante Geschichte mit Spaß und viel Spannung zu entwickeln weiß. Die auf einem abgelegenen Bauernhof in Graubünden, in den Schweizer Alpen, ihren Ausgangspunkt nimmt. Hier lebt die sensible 13-jährige Clara (was für ein Naturtalent: RICARDA ZIMMERER) mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater. Clara „sieht“. Sozusagen „mehr“. Spürt, empfindet Vergangenes. Bekommt „Kontakt“ in jene Zeit, als sich die heutige „Sage der Bärenfrau“ abspielte. In dieser Region. Auf ihrem Bauernhof.

Eine arme Familie hatte einst einen jungen Bären gefangen. Und möchte ihn profitabel für den Jahrmarkt oder den Zirkus verschachern. Was die kleine Tochter Susanna eigentlich verhindern will. Sie möchte den Bären befreien und zu seiner Sippe zurückschicken. Clara erfährt „davon“. Und hört von dem Fluch, der immer noch auf dem Hof herrscht. Ausgestoßen von der Bärenmutter. Zugleich hält man sie – jetzt, also heutzutage – natürlich für „überkandidelt“. Als sie kundtut, mit einem kleinen Bären „draußen“ in Kontakt gekommen zu sein. Dessen Vater in der Nähe im Gebüsch „grummelte“. Als dies aber einigen Dorfbewohnern auch zu Ohren kommt, wird es ernst. Und böse. Denn wie überall – die Menschen wollen „Ordnung“. Ihre Ordnung. Wollen diese auf keinen Fall „gestört“ wissen. Und BÄREN stören nun mal die menschliche Ordnung. Also veranstalten SIE das, was sie am liebsten können: bewaffnen und totschießen. So war das neulich in Bayern mit dem Braunbären und lt. damaligem Ministerpräsidenten Stoiber „Problembären“ Bruno, den man kurzerhand niederstrecken ließ, und so ist dies eben auch hier. Das „private Erschießungskommando“ rückt an. Doch wie drückt sich einmal die Mama über ihre Clara herzhaft aus: „Du kannst manchmal ganz schön … irritierend… sein“. In der guten Tat.

Kein Murks um Wischiwaschi. Kein Blödsinn um Spinnereien von Vorvorgestern. Stattdessen eine behutsame und mit viel faszinierender Geduld kindertaugliche Gruselei. Um eine alte „Sage“, die heute immer noch „gilt“. Wirkt. Die von ignoranten Erwachsenen, ihrem dafür umso mehr cleveren Nachwuchs und von alten Erinnerungen handelt, denen man sich besser endlich stellen sollte. Anstatt sie weiterhin zu verdrängen. Um endlich das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur wiederherzustellen. In Einklang zu bringen.

Dabei hebt sich nicht der Zeigefinger, sondern ist ein phantastisches Vergnügen annonciert. Mit stimmungsvollen Naturaufnahmen, handfesten tierischen Motiven, überzeugenden Mystery-Bewegungen und überhaupt – mit viel visueller Originalität. Der mit vier Millionen Schweizer Franken budgetierte Film ist professionell ausgedacht und vor allem hergestellt. So dass auch die vielen Kleinigkeiten, zum Beispiel auf den Nebenschauplätzen, ebenso geschickt wie emotional passend angerichtet werden konnten. Mit dem Fazit: Mit „Clara…“ macht ein voll geglückter, vortrefflich unterhaltsamer Abenteuerfilm die prächtige Augenrunde. Natürlich auch, weil sich die erwachsenen Schweizer Akteure wie MONICA GUBSER („Die Herbstzeitlosen“) als taffe Mama und ROELAND WIESNEKKER als gestresster Zweitpapa voll ihrer liebenswerten, sympathischen Tochter-Heldin RICARDA ZIMMERER („Hanni & Nanni“) „unterwerfen“. IHR gehört die geheimnisumwitterte Show und sie füllt „die Bühne“ voll und spielerisch-toll aus.

Der am 18. Mai 1964 in Luzern geborene TOBIAS INEICHEN begann seine Karriere als Dokumentarfilmer. Hat in den letzten Jahren viel für das Fernsehen gearbeitet (zum Beispiel mit der mehrfach ausgezeichneten „Tatort“-Folge „Schneetreiben“/2005) und legt hier ein fulminantes Kinospielfilm-Debüt vor: weil er „die Sache Kinderfilm“ brillant ausreizt, ohne plump zu übertreiben. Oder dilletantisch „zu hantieren“. Sondern mit viel Herz und Seele spannend und atmosphärisch zu füllen versteht. Sein Kino-Einstand mit „Clara und das Geheimnis der Bären“ ist grandios (= 4 PÖNIs).

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