Mich interessieren nicht seine – privaten – Eskapaden, mich interessiert NUR der Schauspieler. Mit seinen (leider immer weniger gewordenen) Filmen. GERARD DEPARDIEU, der in den nächsten Tagen 65 Jahre alt wird (geboren am 27. Dezember 1948 im französischen Chateauroux als drittes von sechs Kindern eines Blechschmieds), kommt mit seinem neuesten Kinofilm hierzulande gleich ins Heim-Kino; der einst mal für den 12. September 2013 annoncierte Kino-Start wurde gecancelt: „CHORAL DES TODES“ von Sylvain White (Co-B + R; Fr/Belgien/D 2012/2013; Co-B: Laurent Turner; nach dem Roman „Miserere“ von Jean-Christophe Grangé; K: Denis Rouden; M: Max Richter; 106 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 06.12.2013). Die Kriminalromane des französischen Schriftstellers JEAN-CHRISTOPHE GRANGÉ, 42, waren schon des Öfteren Basis für einheimische Erfolgsfilme wie „Die purpurnen Flüsse“, „Vidocq“, „Das Imperium der Wölfe“. In seinem 2008 in Frankreich veröffentlichten und bei uns 2010 herausgekommenen Roman „Miserere“ bzw. „Choral des Todes“ zieht er weite gesellschaftliche Spannungskreise. Nazis, die es sich in Südamerika lukrativ „bequem“ gemacht haben mit dem „Einkaufen“ und kaltem Disziplinieren von Kindern aus dem Armen-Milieu, aus denen dann eine „gut gezüchtete“ Privatarmee mit Tötungsauftrag gedrillt wird, ist der Rahmen für die eigentliche Story-Betrachtung der kriminalistischen Arbeit von zwei im Grunde völlig fertigen Polizisten. Der Pariser Polizist und Witwer Lionel Kasdan (GERARD DEPARDIEU) ist gerade pensioniert worden. Doch getreu seinem Motto „Das Böse geht nie in Rente“ steht er bei Fuß, als in einer Pariser Kirche der Leiter des Kinderchores tot aufgefunden wird. Ursache: Das Trommelfell des Opfers ist geplatzt. Obwohl er von seinem ermittelnden Chef-Kollegen Vernoux (Thierry Lhermitte) vor eigenen „illegalen“ Schnüffeleien gewarnt wird, hat der alte Fuchs „Lunte“ gerochen. Macht ermittlungstechnisch natürlich weiter. Und bekommt mit dem Interpol-Agenten Frank Salek (Joey Starr) einen Kollegen von außerhalb an seine Seite, der auch „nicht ohne“ (Trauma) ist; täglich seine medizinischen „Stimmungsheller“ benötigt und in seiner Dienststelle auch schon oft wegen seiner rüden Eigenmächtigkeiten angeeckt ist. Zwei (halb-)amtliche Outlaws ziehen ihren schmutzigen Weg und können sich dabei mehr und mehr schlecht riechen („Sie sind genauso bescheuert wie ich“ / „Wie du aussiehst, baust du allein nur Scheiße“). Lionel und Frank, zwei mürbe gewordene, aber immer noch ausreichend wütende Bullen-Cowboys, die zynisch wie grob wie ziemlich müde im gesellschaftlichen Dreck herumwühlen. Sozusagen: Sympathisch – schizophren. Die Handlung ist arg überfrachtet. Nicht sehr überzeugend zusammengezimmert. Dabei hochinteressant in seinen aktuellen Facetten (in den Vergleichen um die einstigen Aktivitäten der chilenische „Colonia Dignidad“; um den deutschen Gründer Paul Schäfer, der am 24. Mai 2006 von einem chilenischen Gericht des Missbrauchs von Kindern in 25 Fällen für schuldig befunden und zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt wurde): Kinder werden hier auch „eingesammelt“, gefangen genommen, gedrillt, gemaßregelt, um eine eigene manipulierte wie kriminelle Gesellschaft aufzubauen, zu entwickeln. Doch dies gerät Drehbuch und Regie nicht sonderlich plausibel, gedanklich wie praktisch, geschweige denn besonders provokativ. Sondern mehr plakativ. Was sich aber als „etwas unwichtig“ erweist, denn von Anfang an konzentriert sich dieser rüde Thriller einzig auf seine beiden überragenden Hauptakteure. Der korpulente GERARD DEPARDIEU zwängt sich mit polizeilicher Wut und heftigem Starrsinn durch den neuerlichen verbrecherischen Müll, der sich vor ihm auftut. Ist angewidert und doch voller Aufklärungsgier. Der 46jährige französische Rapper JOEY STARR, in der Scene Joeystarr benannt, ist in seinem Privatleben selbst kein Kind von Traurigkeit, hatte oft Ärger mit Polizei und Autoritäten, mag Regeln „wenig“, saß wegen seiner Gewalttätigkeiten im Knast und musste auch schon dafür reichlich „blechen“. Ist mit seinem Serge Gainsbourg-Knatter-Charme im französischen Kino aber längst eine oft angesagte Klasse „Nummer“, siehe „The Immortal“/2010 oder „Poliezei“/2011. ER passt hier durchaus „artgerecht“ für und in diese abgehalfterte Frank-Figur, die sich ungern etwas sagen lässt, wenig kooperiert und doch für pointierte Schelmereien schon mal zu haben ist: „Du darfst mich ruhig duzen“, meint Lionel-Depardieu einmal zu ihm. „Nein, nein, ich habe Respekt vor dem Alter!“. Dermaßen schwarzhumorig stolzieren diese beiden Krachmacher durch den Fall, stoisch und unaufhaltbar, um die widerwärtigen Schurken (um den deutschen Anführer Rüdiger Vogler) doch noch dranzukriegen. Übrigens, wie wir im Bonusmaterial, beim „Making Of“, erfahren: Der Film entstand fast nur „draußen“, ganz wenig im Studio – 60% in Paris, 30% in Belgien, 20% in Potsdam-Babelsberg bei uns und 10% in Marokko. Fazit: „Choral des Todes“ ist mehr ein spannender Film für robuste DEPARDIEU- als für feinsinnige Thriller-Fans. SO gesehen ist der Spiel- und Spannungsspaßfaktor durchaus okay (= 3 PÖNIs). Anbieter: „Senator Home Entertainment“ |
|||