„CELESTE & JESSE – Beziehungsstatus: Es ist kompliziert“ von Lee Toland Krieger (USA 2011; B: Rashida Jones + Will McCormack; 95 Minuten; Start D: 14.02.2013); der Satz am Ende wird in die Filmgeschichte eingehen: „We did it. WIR HABEN DIE SCHEIDUNG GEROCKT!“ Neues (Kino-)Jahr, neue Suche, neues Glück. In Sachen „Sleeper“. Also das Auftauchen & Entdecken von Filmen, die zunächst weder vom Titel her noch von den Beteiligten vor wie hinter der Kamera, „etwas sagen“. Etwas „auslösen“. Erst beim Sehen wird ein „Kinoschläfer“ zum Juwel. Wie hier. Unbekannt: LEE TOLAND KRIEGER. Geboren 1982 oder 1983. In Los Angeles, Kalifornien. Enkel des unbekannten Schauspielers Lee Krieger. War und ist für die Werbeindustrie tätig. Hat zahlreiche Musikclips gedreht (steht im Presseheft). Erster Spielfilm „Dezember Ends“, 2004 für 75.000 Dollar gemacht. Unbekannt. 2008 schuf er als Autor und Regisseur „The Vicious Kind“. Lief auf dem renommierten „Sundance Festival“ am 17. Januar 2009, kam am 11. Dezember 2009 in einige US-Kinos, schaffte es aber nicht „über den großen Teich“ zu uns. Sein drittes Werk nun kommt zum aktuellen Valentinstag (am 14. Februar 2013) in unsere Kinos. Und dies ist erfreulich. SEHR sogar. Celeste & Jesse. Verheiratet. SIE – als Trendforscherin und Autorin des gerade herausgekommenen Buches „SHITEGEIST“, genau, eine erfolgreiche und dabei durchaus lebendige, humorvolle Geschäftsfrau. Ebenso pragmatisch wie liebenswert. Ein Charmewesen. Zum Viel-Mögen. ER – ist so mehr der In-den-Tag-Hineinleben-Typ. Lebt von Gelegenheitsaufträgen als Grafiker, bemüht sich mehr, sein lockeres Leben möglichst oft von der Arbeit fernzuhalten. Seit sechs Monaten sind sie getrennt. Eigentlich. Dennoch verbringen sie weiterhin gemeinsam die Tage. Und Abende. Als gute Freunde. Ziemlich sehr gute Freunde. Was ihre Freunde mächtig nervt. Entweder ihr habt euch getrennt oder ihr seid zusammen. „Dazwischen“ gibt es doch nix. Oder? Doch. Bei Celeste & Jesse schon. Zudem lebt man weiterhin gerne Tür an Tür. Dann aber macht er „ernst“. Also wenigstens „etwas“. Emotional gesehen. Mit dem ersten One-Night-Stand. „Außerhalb“. Mit Veronica. Aus Belgien. Und Folgen. Jesse wird Papa. Und Celeste hat das Nachsehen. Und Nachfühlen. Dates müssen her. Wie der deutsche Zusatztitel es schon verkündet: Es ist kompliziert. Wenn man sich mag. SEHR mag. Eigentlich. Motto: „Wenn so das Unglück aussieht, wie war dann erst das Glück?“ (aus der Kritik im „epd Film-Magazin / 2/2013). Was für eine frische, köstliche Komödie. Um ein altgedientes (Beziehungs-)Thema. Das flott neu aufgemöbelt wurde. Nie vorhersehbar ist und mit vergnüglichen Pointen glänzt. Und fröhlich-traurigen Wendungen. Oder umgekehrt. Das Drehbuch: Stammt vom Ex-Paar Rashida Jones und Will McCormack. Die „Eigenes“ in einer prächtigen Harry & Sally-Art verarbeiteten. Mit spitzer Pointenzunge. Und treffsicherer Lust am genüsslichen Zerstören. Von Erwartungen. Auf wie vor der Leinwand. SIE beherrscht die Szenerie, die volle Leinwand: Die vortreffliche Mitdrehbuch-Autorin und Quincy Jones-Tochter RASHIDA JONES. Die 35-jährige, im Aussehen eine sympathisch-kesse Mischung aus Sophie Marceau („Und nebenbei das große Glück“) und der Leipziger „Tatort“-Kommissarin Simone Thomalla, ist bislang im Kino nur in Nebenparts kurz „bemerkt“ worden, etwa als Verteidigerin von Mark Zuckerberg (alias Jesse Eisenberg) in „The Social Network“ oder in den Späßen „Freunde mit gewissen Vorzügen“, „Our Idiot Brother“ oder zuletzt in „Ein Jahr vogelfrei“. Hier aber, in ihrem ersten Nr.1-Film, gibt sie den fröhlichen Temperamentbolzen und verkorksten Charme-Clown. Mit ausdruckstoller Verve. In hinreißendem Hoch-Tief-Ironie-Temperament. Und lakonisch-süffisanten Spitzton. Ein jüngerer Woody Allen würde sich (im Film) sofort mit ihr paaren. Und angemacht streiten. Rashida Jones ist eine stimmungsvolle Paroli-Frau. Hier. Mit vorzüglichen wie faszinierenden „atmosphärischen“ Macken. Was für eine köstliche Anti-Traumfrau! Bei der sich ANDY SAMBERG („The Watch – Nachbarn der dritten Art“) als Jesse in seinem laxen Unentschieden-Schwung etwas schwertut, einigermaßen vergnüglich mitzuhalten. IHR gehört eindeutig hier die unterhaltsame Kinoshow-Bühne. ER darf gut „zu-reden“. Während in einem kleinen, aber feinen Nebenpart immerhin „Hobbit“ ELIJAH WOOD (der Frodo aus „Der Herr der Ringe“) sich nicht zu schade ist, für „Celeste“ Rashida Jones schwule Chefpointen selbstironisch zu setzen. Passt. Ist originell. Ulkig. „Celeste & Jessie“ = Eine feine Entdeckung als große kleine Unterhaltung (= 4 PÖNIs). |
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