BRITT-MARIE WAR HIER

„BRITT-MARIE WAR HIER“ von Tuva Novotny (Co-B + R; Schweden 2017; Co-B: Anders August; Aystein Karlsen; nach dem gleichn. Roman von Fredrik Backman/2014; K: Jonas Alarik; M: Ginge Anvik; 98 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.06.2019); FREDRIK BACKMAN, geboren am 2. Juni 1981 in Stockholm, brach einst das Studium der Religionswissenschaften ab, um sich danach als Kraftfahrer, Aushilfskraft im Restaurant und Gabelstaplerfahrer in einem Warenhaus durchzubringen. Schließlich wurde er in Schweden als Blogger bekannt, bevor er 2012 seinen Roman „Ein Mann namens Ove“ herausbrachte. Der Rest ist: Erfolg. Auch hierzulande avancierte der Roman zum Bestseller. 2013 wurde Backman in Schweden zum „erfolgreichsten Autor“ gekürt. Die gleichnamige Verfilmung – „Ein Mann namens Ove“ – kam dann auch bei uns gut an (s. Kino-KRITIK).

Die filmische Adaption seines dritten Romans – dazwischen schrieb er den ebenfalls sehr erfolgreichen Roman: „Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid“ (2013) – stieß im Vorjahr in Schweden im Kino, mit rund 500.000 Zuschauern, auf großes Interesse. Motto: nach dem mürrischen Ove nun die ausbrechende 63-jährige Britt-Marie (PERNILLA AUGUST). 40 Ehejahre lang war sie treu, eine mustergültige Ehe- und Hausfrau, die es besonders mit der häuslichen „Ordnung“ immer sehr genau nahm. Dann entdeckt sie, dass sie im Grunde ihr Leben „weggeschruppt“ hat. Doch ebenso empfindet sie, die Durch-und-durch-Reglementierte, dass „es nie zu spät ist für ein neues Leben“. Gatte Kent („Kommissar Beck“ PETER HABER) ging fremd, also zieht sie die Konsequenzen, nimmt eine Vermittlung vom Job-Center an und zieht in die Provinz. In ein Kaff namens Borg, um dort als Freizeitbetreuerin „zu wirken“. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, eine Jugendfußballmannschaft zu trainieren und zu betreuen. Britt-Marie mag keinen Fußball. Über ihren Fußball-fanatischen Ehemann hat sie den Sport hassen gelernt. Nun aber sind ihre „Talente“ gefragt. Egal wie. Und die Lady – Motto: „ein Schritt nach dem anderen“ -, traumatisiert seit Kindheitstagen durch den Unfalltod ihrer geliebten Schwester, stellt sich – der Herausforderung. Wenn auch… und schließlich steht ein Fußball-Turnier ins Haus, das für den Nachwuchs ungemein wichtig, aber eigentlich nicht zu gewinnen ist.

Das alte „Rocky“-Motiv: Du hast keine Chance, also nutze sie. Neulich, im britischen Film „Edie – Für Träume ist es nie zu spät“, entschloss sich eine 83-jährige, den Berg ihres Lebens in den schottischen Highlands zu erklimmen. Hier beschließt eine 63-jährige aus Schweden, einen neuen Lebensweg einzuschlagen. Was natürlich mit vielen Hindernissen und Eigenbelastungen verbunden ist. Allerdings erzählt und zelebriert die Spielleiterin Tuva Novotny diese – vorhersehbare – Geschichte etwas zu bedächtig. Während Hauptakteurin PERNILLA AUGUST, einst von Ingmar Bergman („Fanny und Alexander“/1982) entdeckt und in den ersten beiden „Star Wars“-Episoden als Mutter von Anakin Skywalker auftretend (1999/2002), zu lange zu sehr zurückhaltend agiert anstatt mehr und mehr lauthals, aus sich herauskommender, zu kommunizieren. Um endlich ihren Lebens-Frust abzubauen. Zu bewältigen. Ihre späte Emanzipation wirkt bisweilen zu stockig-bieder. Bis sie endlich doch in Schwung gerät. Dennoch – diese Entdeckung vom Lösen aus dem Immer-Gleichen und vor allem von den staubtrockenen Mechanismen des eingefahrenen Lebens, ist und bleibt schon eine hübsche Anstoß-Unterhaltung (= 3 PÖNIs).

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