Braut Kritik

DIE BRAUT“ von Franc Roddam (GB 1984, B: Lloyd Ponvielle, K: Stephen H. Burum, M: Maurice Jarre, 115 Minuten; Start D: 17.10.1985)

Es war einmal…jener Baron Charles Frankenstein, der, wie allgemein bekannt, jenes bedauernswerte Wesen schuf, das verunstaltet und gequält und als „das Monster“ gejagt, keinen Frieden in der Welt finden sollte. Nun wird diese Geschichte wieder aufgerollt und fortgesetzt. Denn der Baron, ganz ein Gentleman und Humanist, hat nunmehr ein Einsehen mit seinem gepeinigten Untermieter und beabsichtigt ihm eine Partnerin zu schaffen. Gesagt, getan. In einer dieser berühmt-berüchtigten blitzdurchzuckten Nächte wird im Turm seines riesigen Schlosses an jenem neuen Geschöpf herum gedoktert, während die Naturgewalten kräftig mithelfen.

Das Experiment gelingt erneut. Unter den Bandagen kommt ein wunderschönes, zartes Wesen hervor, das aber sogleich „menschliche“ Abwehrreaktionen angesichts ihres furchteinflößenden „Gatten“ zeigt. So kommt es, dass Viktor, wie bald darauf die Frankenstein-Gestalt von einem Weggefährten genannt wird, in die weite Welt hinausflieht, um mit seiner Urgewalt und seinem Kinderverstand (und mit seinem Liliputaner-Kumpan) zur zirsensischen Sensation zu werden, während seine Eva eine gelehrige Schülerin ihres klugen Meisters wird und diesem sogar bald schon durch Selbstsicherheit, Bildung und Emanzipation ebenbürtig wird. Und sich zügig in der feinen Gesellschaft zu behaupten weiß. Das größenwahnsinnige Genie, das sich seit jeher als Herr über Leib und Seele seiner beiden Geschöpfe wähnt, muss erstaunt und dann entsetzt erkennen, dass die Beiden ihm langsam sogar über den Kopf wachsen.

Die farbenprächtigen „Frankenstein“-Adaptionen der britischen ‚Hammer‘ – Produktion aus den Fünfzigern und Sechzigern sind erwähnenswert, während die kuriose, ulkige Mel-Brooks-Farce um „Frankenstein Junior“ 1974 das Leinwand-Ende dieser neben Dracula wohl berühmtesten Horror-Fantasy-Figur bedeutete.

Die heutige Wiederbelebung durch den einstigen Werbetexter, Dokumentar- und Kurzfilmer und britischen TV-Mitarbeiter Franc Roddam („Quadrophenia“) ist ganz für die Kinder- und Jugendvorstellung ausgerichtet. Die Atmosphäre ist weniger aggressiv und spektakulär wie sonst, die Spannungsentwicklung bleibt dezent vorhersehbar, während sympathische Mimen wie Sting von der Gruppe „Police“ (der nicht einmal singt) und Jennifer Beals, die „Flashdance“-Süße, mehr lächeln als giften.

Eine kleine, nette Entspannung, hübsch gemacht, gepflegtes Farb- Kintopp zum Schnellverbrauch (= 2 ½ PÖNIs).

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