BOY MISSING

PÖNIs: (3,5/5)

„BOY MISSING“ von Mar Targarona (Spanien 2015; B: Oriol Paulo; Lara Sendim; K: Sergi Bartrolí; M: Marc Vaíllo; 106 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 22.3.2018); SPANIEN ist seit geraumer Zeit d a s (Herstellungs-)Land für gehobene Thriller. Mit-„Schuld“ daran ist der 42jährige Drehbuch-Autor und Regisseur ORIOL PAULO. Der mit seinen raffinierten Werken „The Body – Die Leiche“ (s. Heimkino-KRITIK) und „Der unsichtbare Gast“ (s. Heimkino-KRITIK) nicht nur im hiesigen Heim-Kino für faszinierendes Aufsehen sorgte, sondern sogar in Fernost punkten konnte: denn in China und Südkorea befanden sich seine beiden Werke mehrere Wochen in den Top 10-Listen. Deshalb wurde jetzt auch dieser ältere Streifen für die deutsche Heimkino-Auswertung hergeholt, obwohl Oriol Paulo hier „nur“ als Co-Drehbuch-Autor beteiligt war. Die Regie verantwortete die sonst als Produzentin tätige Mar Targarona. Die dafür sorgt, dass der Twist hier nicht ganz so verblüffend und wechsellhaft vonstatten geht wie sonst beim Spielleiter Oriol Paulo, dessen „spezielle“ Verblüffungs-Skript-Handschrift hier jedoch erzählerisch spürbar ist.

Sie ist erfolgreich und außerordentlich selbstbewusst. Gerade hat die Rechtsanwältin Patricia de Lucas (BLANCA PORTILLO) einen „aussichtslosen“ Fall gewonnen, als sie unvermittelt gehörigen „Gegenwind“ kriegt. In einem ganz persönlichen Anliegen: ihr kleiner fast taubstummer Sohn Victor (MARC DOMÈNECH) war nicht in der Schule und wird, blutbefleckt, von einem Autofahrer auf einer Landstraße entdeckt. Victor gibt an, entführt worden zu sein. Die Mutter ist außer sich und fordert eine schnelle Aufklärung. Doch ebenso wie wir bemerken die beiden ermittelnden Polizeibeamten bald schon, dass hier keineswegs alles so klar ist wie es scheint. Formuliert wird. Ein Verdächtiger ist schnell ausgemacht, ein vorbestrafter Kleinkrimineller, doch er beteuert seine Unschuld, und ihm kann auch nichts nachgewiesen werden. Die Mutter („Ich habe alles unter Kontrolle“) gibt keine Ruhe und beginnt jetzt selbst, „mit ihren Methoden“ nachhaltig in „ihren“ Fall einzugreifen. Also – mit-zu-ermitteln. Dabei kennt sie keine Skrupel, wenn es um die Vertretung ihrer individuellen Interessen geht. Dadurch aber, dass sie nicht kooperiert, sondern sich – ermittlungstechnisch – sozusagen „selbständig“ macht, läuft immer mehr vieles aus dem Ruder. Mit der ständig begleitenden Frage: Wer zieht hier wohl die (profitablen) Strippen? Und wie puzzelt sich dieses kleine pfiffige Krimi-Rätsel schließlich zusammen?

Ein packender Thriller der Mittelklasse, der gut durchläuft. Und mit einer ganz starken Hauptakteurin BLANCA PORTILLO (bekannt aus den Pedro Almodòvar-Filmen „Zerrissene Umarmungen“ und „Volver – Zurückkehren“) besetzt ist, die sich als „Entscheiderin“ nichts sagen lassen will und dadurch in fatale Situationen gerät. Motto: Eine – öffentlich – taffe Frau teilt gehörig aus, bekommt aber auch so einiges ab. Ähnlich wie sonst ein „undisziplinierter Kerl“ mit Helden-Macke.

„Boy Missing“ ist ein cooles Spannungsstück (= 3 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „OFDb Filmworks“.

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