BONE TOMAHAWK

PÖNIs: (4,5/5)

Wir erinnern uns – es war einmal, vor vielen Jahren/Jahrzehnten –, da gab es in den Kinos das Angebot, 2 Filme zum Preis für einen. Erst das B-Movie, dann der Hauptfilm, lautete das Versprechen. (Manchmal aber war der B-Streifen viel besser als der A-Film.) In dieser Woche gäbe es die Möglichkeit, diese filmische Angebotsvariante mal wieder zu reaktivieren, denn der Start-Zufall will es, dass wir für das Heimkino eine tolle B-Erst-Entdeckung haben, die beim letztjährigen „Fantasy Festival“ zum Hit avancierte, während im „richtigen“ Kino ein phänomenales neues „Doppel A“-Werk von Quentin Tarantino („The Hateful 8“) ab Donnerstag (28.01.2016) Premiere feiert. Und: Beide bedienen, allerdings auf höchst unterschiedliche Weise, das „lebensgefährliche“ Genre: WESTERN, und in beiden tritt KURT RUSSELL an vorderster Front an beziehungsweise auf:

„BONE TOMAHAWK“ von S. Craig Zahler (B + R; USA 2014; K: Benji Bakshi; M: Jeff Herriott, S. Craig Zahler; 132 Minuten; deutsche Heimkino-Veröffentlichung: 21.01.2016).

Ihn kennen wir hierzulande wenig. Steven Craig Zahler, der sich S. CRAIG ZAHLER nennt; geboren am 23. Januar 1973 in Miami, Florida. Er ist als Schriftsteller, Drehbuch-Autor, Songwriter, Musiker, Regisseur und Kameramann vielseitig tätig und stellt hier seinen Debüt-Spielfilm vor. Angesiedelt im Jahr 1800, beginnend in der amerikanischen Kleinstadt Bright Hope. In der Nähe startet die Ouvertüre: Zwei Kerle bringen schlafende Reisende um und schänden auf ihrer Flucht anschließend eine mysteriöse Grabstätte. Einer von ihnen überlebt den Angriff von Unbekannten, der andere, Purvis (DAVID ARQUETTE), strandet in eben jener kleinen amerikanisch-mexikanischen Grenzstadt Bright Hope. Wo der resolute Sheriff Franklin Hunt (KURT RUSSELL) für die gerechte Sache zuständig ist. Als ihm Purvis „link“ kommt, schießt er ihm im Saloon erst einmal ins Bein und setzt ihn dann im Gefängnis fest. Samantha O’Dwyer (LILI SIMMONS) wird als Ärztin gerufen, um dem Gefangenen die Kugel herauszunehmen. Soweit noch so gut. Als aber am nächsten Morgen sowohl der Gefangene wie auch Samantha „weg“ sind, offensichtlich entführt, macht sich ein kleiner Trupp auf den Weg, die rachsüchtigen „Wilden“ – so genannte „Höhlen-Kannibalen“ – zur Rechenschaft zu ziehen und die Entführten zu befreien. Neben Sheriff Hunt sind mit bei der beschwerlichen Tour: Samanthas Ehemann Arthur (PATRICK WILSON), der allerdings mit einem übel verletztem Bein an dieser geplanten Fünf-Tage-Suche nicht teilnehmen sollte, darauf aber besteht; Sheriff-Assi Chicory (RICHARD JENKINS), vom Sheriff ständig auch als „alter Mann“ tituliert; und der smarte Mitbürger John Brooder (MATTHEW FOX), der gerne Indianer killt. Und auch Mexikaner.

Die Reise ist das Ziel. Die eigenwilligen Alpha-Gespräche, mit ihren mehr oder weniger bedeutsamen Gedanken über „die Dinge des Lebens“ (wie etwa über Flöhe im Zirkus); die unterschiedlichen Ansichten über das gemeinsame Vorgehen; die Beschwerlichkeiten mit Arthur O’Dwyer, dessen kaputtes Bein für ihn, aber auch alle „hinderlich“ wird; sowie einige weitere unangenehme „Begleiterscheinungen“. Mit sogar einer OP in der Wildnis. Bevor der Film plötzlich zur Hardcore-Stimmung wechselt. Motto: Wenn Western und Horror sich knall-trashig begegnen. Verbünden. Zu einem unerwarteten Genre-Twist mutieren. Und die Bilanz dieser Unternehmung sich präsentiert: „Wir sind in der Hölle!“ Ein exzessives Schlachtfest setzt barbarisch-„komisch“ ein. Im Staub wie in der Höhle.

S. Craig Zahler lässt sich Zeit. Kriegt von Anfang an „Spannung“ hin. Und eine dauer-reizvolle Atmosphäre: An der Luft, in den Räumen, mit den und über die lakonischen Figuren. Ihrem Tarantino-haften Untereinander-Schwatzen. Über die „Eigenwilligkeiten“ hier und überhaupt: des Lebens. Und so was. Ohne groß „laut“ zu werden. Wir haben uns für eine Aufgabe verpflichtet, also ziehen wir DAS auch durch. Lautet die Vorgabe dieser Mini-Crew. Egal, was passiert und wie wir uns fühlen. ES muss einfach gemacht werden. Mit allen Konsequenzen.

„BONE TOMAHAWK“ oder: Wenn John Ford („Die letzte Patrouille“) auf Wes Craven („Hügel der blutigen Augen“) trifft. So muss man sich „diese Show“ vorstellen. Kurios, prickelnd, originell, tiefschwarz-humorvoll. Als eigenwillige Genre-Mixtur. Mit stimmungsvollem Wahnsinn. KURT RUSSELL, die alte „Klapperschlange“, wartet mit einem urigen Schnurrbart und wallendem Haar auf, welches er nach den Dreharbeiten weiter wachsen ließ, um für Tarantino („The Hateful 8“) „geeignet“ auszuschauen. RICHARD JENKINS, einer der bedeutendsten amerikanischen Nebendarsteller („White House Down“) und spannender Charakter-Mime („Ein Sommer in New York – The Visitor“/“Oscar“-Nominierung), hat man „so“ noch nie gesehen; als alter pfiffiger Sheriff-Co-Sack mit wuseligen Grau-Haaren. PATRICK WILSON („Das A-Team – Der Film“) als beingequälter störrischer Ehemann, der seine geliebte Frau um jeden Preis finden will, sieht aus wie ein junger, entschlossener Kevin Costner. MATTHEW FOX („World War Z“) als John Brooder verbreitet elegant schmutzigen Arroganz-Geruch.

FREIGEGEBEN erst AB 18 JAHREN, natürlich. „Bone Tomahawk“ ist ein exzellenter Western-Bastard. Mit schnell wahrnehmbarem Kult-Geruch (= 4 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „Highlight Communications“ & „Constantin Film“.

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