BLACK OR WHITE

ER ist einer jener eher unauffälligen, feinen Talente im amerikanischen Film-Business. Ist sowohl als Drehbuch-Autor wie auch als Schauspieler, vor allem aber als Regisseur unterwegs. Aus seinem Repertoire seien die auch bei uns „interessant“ beachteten Filme „An deiner Schulter“ (s. Kino-KRITIK), „Man About Town“ (s. Heimkino-KRITIK) sowie „Die Liebe in mir“ (s. Kino-KRITIK) genannt. Der neueste Film von MIKE BINDER aus Detroit/Michigan, 57, ist soeben bei uns direkt fürs Heim-Kino platziert worden:

BLACK OR WHITE“ von Mike Binder (B + R; USA 2013; Produzenten: Mike Binder, Kevin Costner, Todd Lewis; K: Russ T. Alsobrook; M: Terence Blanchard; 121 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 04.12.2015).

Kürzlich erst haben wir erlebt, wie die beiden Stars Al Pacino („Manglehorn – Schlüssel zum Glück“) und Pierce Brosnan („Survivor“) ihre Auftritte in kleineren Produktionen gründlich verdaddelt haben. „Oscar“-Hero KEVIN COSTNER dagegen („Der mit dem Wolf tanzt“) packt es überzeugend in der 9 Millionen Dollar-Produktion des Multi-Talents Mike Binder. In „Black or White“ spielt er den Anwalt Elliot Anderson aus New Orleans. Dessen Weltbild soeben zum zweiten Mal zusammengebrochen ist. Nach dem Tod seiner Tochter bei der Geburt ihrer Tochter Eloise, seiner Enkelin, muss er nun den Unfalltod seiner geliebten Ehefrau gerade verkraften. Elliot nimmt sich eine berufliche Auszeit, um sich ganz seiner kleinen schwarzen Enkelin Eloise (JILLIAN ESTELL) widmen zu können, die er abgöttisch liebt.

Natürlich tuckert die Seele immens-schmerzhaft; Elliot versucht sie mit Alkohol zu betäuben. Zu beruhigen. Hat mit Depressionen zu kämpfen. Zudem kriegt er bald einen Riesenproblem an die Erziehungsbacke, denn die afroamerikanische Mutter von Eloises Vater, Rowena („Oscar“-Preisträgerin OCTAVIA SPENCER/“The Help“), möchte Eloise in ihre Familie aufnehmen. Sie zweifelt an, dass Elliot alleine in der Lage ist, Eloise aufzuziehen. Zwar erweist sich ihr Sohn Reggie (ANDRE HOLLAND), der Vater von Eloise, als Kaum-was-in-die-Reihe-Krieger, dennoch kämpft die selbstbewusste Rowena – schließlich vor Gericht – gegen Elliot, dem sie rassistische Weigerungs-Motive unterstellt.

Basierend auf wahre Begebenheiten aus seinem familiären Umfeld erzählt Mike Binder von einer Auseinandersetzung, in der eigentlich „familiäre Seiten“ nur das Beste für „ihr Kind“ wollen. Dabei übertreibt Binder weder Anklage noch Bitterkeit oder Aggressionen. Immer dann, wenn man denkt, sein Film würde „die üblichen reißerischen Klischees“ zwischen Schwarzen und Weißen bedienen, im Stil von Gut und Böse oder umgekehrt, weiß Binder geschickt die Typen-Fallen human wie nachvollziehbar zu umschiffen. So dass wir auf Menschen und Schicksale treffen, die zwar konsequent unvernünftig, aber auch „richtig-energisch“ hantieren. Motto: Menschen sind bisweilen kompliziert-umständlich, bevor sie auf die richtige Lebensspur stoßen. Der Film „Black or White“ ist als psychologisches Familien- und Gerichts-Drama Menschen-spannend.

Vor allem, weil (der im kommenden Januar 60 Jahre alt werdende) Kevin Costner nicht den großmäuligen Superstar hervorkehrt, sondern sich in das Ensemble überzeugend mit-einfügt. Verzweiflung seelenstark interpretiert. Vor allem sein Zusammenspiel mit der großartigen 11jährigen JILLIAN ESTELL ist beeindruckend. Angenehm berührend. „Black or White“ ist ein unterhaltsames Gefühls-Movie für diese emotional-intensiven Advents- und Weihnachtstage (= 3 PÖNIs).

Anbieter: „Universum Film“

 

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